Home
eBook-Shop (nur Verlagstitel)
Links
Warenkorb
Es hat immer etwas für den einfachen Mann zu bedeuten, wenn er in seinem Leben einer hervorragenden Persönlichkeit begegnet. In unserer Zeit kommt das schon öfter mal vor (ob es nun daran liegt, dass wir mehr bedeutende Persönlichkeiten haben oder dass wir uns öfter begegnen, sei hier dahingestellt), ungeachtet dessen, bleibt aber auch dann eine solche Begegnung ein Ereignis, das im nachhinein der ausführlichen Würdigung bedarf. Ein solches Geschick traf einmal einen Menschen, der sein Leben nicht anders als in bescheidener Einförmigkeit zugebracht hatte und nun auf einmal im Auftrag seiner Arbeitskollegen eine außerordentlich bedeutende Persönlichkeit aufsuchen sollte. Ab dem Augenblick, an dem er von diesem Auftrag erfuhr, bereitete er sich mit einer Gründlichkeit auf diesen Besuch vor, dass er am Tage des Besuchs nur noch ein Schatten seiner selbst war.
Als er zu seinen Arbeitskollegen zurückgekehrt war, berichtete er ihnen von der bedeutenden Persönlichkeit. Er lobte sie ob ihrer Freundlichkeit und einfachen Art, mit ihm zu sprechen. Trotzdem wäre es ihm, als sie ihm die Hand gereicht hätte, kalt den Rücken hinuntergelaufen und die Knie hätten ihm gezittert. Ein Genie sei eben ein Genie, das merke man schon beim Händedruck. Schließlich wäre er mit großer Höflichkeit verabschiedet worden, um, kaum aus der Tür, mit einem ganz ungehobelten Gesellen zusammenzustoßen. Man müsse annehmen, dass es sich um den Schofför gehandelt habe, der, weil er ein Genie fahren dürfe, wahrscheinlich vergessen habe, wo er hergekommen sei, dieser hochmütige und zugleich unbedeutende Mensch, der seinen Glanz allein der Tatsache verdanke, dass er in der Umgebung eines wahrhaft bedeutenden Menschen sich aufzuhalten das Glück habe.
So ungefähr berichtete der Delegierte seinen Kollegen, die in der Zwischenzeit erfahren hatten, dass sich der Schofför der bedeutenden Persönlichkeit in Erkenntnis der Naivität unseres Mannes einen Spaß daraus gemacht hatte, seinen gerade für kurze Zeit aus dem Zimmer gegangenen Chef für die Dauer von fünf Minuten zu vertreten, während die bedeutende Persönlichkeit ohne ihr Wissen bei unserem Mann die Rolle des Schofförs gespielt hatte, als sie bei dessen Weggange wieder auf der Bildfläche erschien
Die Kollegen machten sich über den Berichterstatter ausgiebig lustig und meinten wunder wie gescheit zu sein. Er dagegen blieb bei seiner Überzeugung, dass derjenige, mit dem er gesprochen hatte, die bedeutende Persönlichkeit gewesen sei, denn schließlich hätten ihm ja die Knie gezittert ein untrügliches Zeichen dafür, einem Genie gegenüberzustehen. Diese Geschichte zeigt, wie sehr es von uns selber abhängt, was wir in unseren Mitmenschen sehen.