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Der Schweriner Schlossgeist Petermännchen. Die schönsten Sagen und Geschichten, Teil 1 von Erika Borchardt, Jürgen Borchardt (Autor)
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Preis E-Book:
9.99 €
Buch:
12.80 €
Veröffentl.:
01.05.2017
ISBN:
978-3-95655-788-0 (Buch), 978-3-95655-789-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 144 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Sagen
Mythen und Legenden (fiktional), Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Heimatkunde, Mecklenburg-Vorpommern
Sage, Schwerin, Pinnow, Godern, Schloss, Pfaffenteich, Schmied, Mecklenburg-Vorpommern, Ziegelsee, Petermännchen, Napoleon, Wallenstein
6 - 99 Jahre
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Und nun, um Mitternacht, schliefen sie, alle. Sie träumten von diesem oder jenem, einige von ihrem Mädchen, andere von zu Hause, wieder andere träumten davon, General zu werden oder diesen fremden Kontinent zu sehen, den die Spanier erst wenige Jahre zuvor entdeckt hatten und wo es überreichlich Gold geben sollte.

Nur das Petermännchen schlief und träumte und feierte nicht. Wie zumeist unsichtbar und unhörbar, hatte es selber seine Augen und Ohren überall. Der Schlossgeist fühlte nicht nur die Gefahr, er hörte, was niemand hören, er sah, was niemand sehen konnte: Die in der schwarzen Finsternis lautlos rudernden fremden Soldaten. Die Gefahr kam immer näher, schnelles Handeln tat Not. Aufgeregt lief der Schlossgeist auf den Bastionen hin und her. Allein niemand im Schlossinnern achtete auf den umherspringenden seltsamen Schatten da draußen, wenn er ihn überhaupt wahrnahm. Und die Wachsoldaten waren in einer ganz anderen Welt.

Die Gefahr abwenden konnte der Schlossgeist nicht, aber warnen konnte und wollte und musste er vor ihr. So ergriff er die Trompete eines der in süßen Schlummer gefallenen Wächter und blies kräftig hinein. Er blies so laut, dass die Soldaten auffuhren, sich die Augen rieben und sofort und in Windeseile die Brücke hoch zogen. Als hätte ihnen jemand im Schlaf schon den Befehl dazu erteilt. Als sie dann aufmerksam in die Dunkelheit hinüber zur Stadt spähten, konnten sie rein gar nichts erkennen.

Die Ruderer auf dem See hatten indessen die Insel fast erreicht. Als sie aber das Trompetensignal vernahmen, da erstarrten sie vor Schreck. Sie glaubten sich entdeckt. Das war ihnen unheimlich, wo doch die Nacht pechschwarz und sie selber völlig lautlos gewesen waren. Ganz und gar verunsichert und völlig entmutigt gaben sie ihren Plan auf. Sie wendeten. An die Eroberung des Schlosses war nicht mehr zu denken. Noch in derselben Nacht verließen sie die unheimliche Gegend.

Der Hauptmann der Wache forschte nun nach jenem Unhold, der mitten in der Nacht und noch dazu bei einer Feierlichkeit und völlig grundlos Gefahr geblasen hatte. Erfolglos, niemand wollte sich seiner Strafe aussetzen. Erst am nächsten Morgen gewann man Klarheit. Fischer vom Schelfwerder meldeten den Diebstahl ihrer Boote. Man fand sie schließlich nahe dem Zeltenberg ans Ufer gezogen und entdeckte hier auch die frischen Spuren vieler Pferde, leere Weinflaschen, Brotreste und abgenagte Hühnerknochen. Sehr schnell verbreitete sich die Kunde, welcher Gefahr Schloss und Stadt entgangen waren. Untereinander rätselten die Wachtrupps nun, wer von ihnen den lautlosen und unsichtbaren Feind als erster bemerkt und mit dem Trompetensignal vor ihm gewarnt haben mochte. Nach etlichem Zögern meldete sich schließlich ein Soldat. Niemand traute gerade dieser Schlafmütze die Tat zu. Aber es gab keinen anderen unter seinen Kameraden, der ihm den Erfolg streitig machte. Das nun konnte der Oberste der Wachen so nicht durchgehen lassen. Dem Herzog meldete er: Er hätte den ganzen Abend schon so ein seltsames Gefühl gehabt. Obwohl in der letzten Nacht gar nicht im Dienst, habe er das Fest verlassen, sich an die Seeseite der Insel begeben und in die Dunkelheit gespäht. Und schließlich habe ihm der Wind einen eigenartigen Geruch zugetragen, einen Geruch von Leder und Schweiß und Teer. Da ahnte er die Gefahr und gab jenem schlafmützigen Soldaten den Befehl zum Trompetensignal.

Der Soldat bekam eine Silbermünze zum Lohn, der Oberst einen Golddukaten und die ganze Wachmannschaft ein großes Fass Wein, das sie am nächsten freien Abend leeren durfte. Gelobt wurden sie alle, weil sie so vorzüglich ausgebildet und geleitet waren und Schloss und Stadt vor einer großen Schrecknis bewahrt hätten.

Allein der gutmütige Wachhauptmann war sich ziemlich sicher, dass ihnen eine unsichtbare Kraft geholfen hatte. Und er ahnte auch, wer es war. Ohne längere Erklärungen stellte er einen großen Teller voll roter Rüben in den Schlosshof - die Lieblingsspeise des Schlossgeistes.

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