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Das Geheimnis der Felsengrotte. Sagen aus Schwerin und Umgebung von Erika Borchardt
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
01.01.1996
ISBN:
9783931646790 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 100 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Märchen und Folklore/Land und Ethik, Kinder-und Jugendbuch/Legenden, Mythen, Fabeln/Andere, Kinder-und Jugendbuch/Kurzgeschichten, Kinder-und Jugendbuch/Horror- und Geistergeschichten, Belletristik/Sagen, Belletristik/Kurzgeschichten
Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Kinder/Jugendliche: Märchen, Sagen, Legenden, Kinder/Jugendliche: Horror- und Geistergeschichten, Kinder/Jugendliche: Kurzgeschichten, Mecklenburg-Vorpommern
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6 - 99 Jahre
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Eine schreckliche Prophezeiung

Man sollte annehmen, dass jeder Fürst in seinem Residenzschloss die Fest- und Prunksäle in bestem Zustand zu gestalten und zu erhalten bestrebt sein müsste, immerhin sind sie Spiegelbild von Macht und Reichtum.

Im Schweriner Schloss, seit dem 14. Jahrhundert bereits Residenz der mecklenburgischen Herzogsfamilie, gibt es jedoch einen Saal, welcher der Sage nach zu Lebzeiten der Landesherrn nie fertiggestellt werden durfte. Es ist der „unausgebaute Saal“. Er liegt auf der Westseite des Schlosses, zur Stadt zu, von der Brücke aus rechts neben dem Hauptportal im dritten Geschoss.

Mit diesem Saal hat es folgende Bewandtnis:

Vor langer Zeit wurde prophezeit, dass großes Unheil über die Fürstenfamilie käme, wenn der damals unausgebaute Saal jemals fertiggestellt werden würde. Mit der Fertigstellung des Saales würde die Dynastie aufhören zu existieren. Die Sage wanderte von Mund zu Mund, man erzählte gar, das Unglück könnte nur dann abgewendet werden, wenn auch das Schloss nie ganz fertig würde. Damit die Sage nicht in Vergessenheit geriete, musste jeder Fürst bei seinem Regierungsantritt nach einem festgelegten Zeremoniell im „unausgebauten Saal“ einen Stein mauern, aber nur einen einzigen. Nach menschlichem Ermessen würde der Saal so bis in alle Ewigkeit nicht fertig. Bis ins 20. Jahrhundert gelang es auch.

1897 übernahm Großherzog Friedrich Franz IV. die Regierung. Er war ein praktisch orientierter Mensch. Eine vollendete Bildung ließ ihn über abergläubisches Geschwätz erhaben erscheinen. Er wollte diesen, wenn auch weit verbreiteten, Unfug über den unausgebauten Saal nicht glauben.

Seine Schwester Cecilie berichtete:

Als nun im Jahre 1913 das Schloss zum Teil abgebrannt war, fasste mein Bruder, der diesen Aberglauben nicht teilte, den Entschluss, den Saal zu einer Reihe von Fremdenzimmern auszubauen. Aber noch ehe der Plan ganz ausgeführt werden konnte, brach 1914 der Krieg aus, und 1918 verlor unser Haus mit dem Land auch das Schloss.

Aber das war noch nicht das Ende.

Die traditionsreiche Fürstenfamilie verlor zwar die Macht über das Land, die Weiterführung ihres Geschlechtes schien jedoch gesichert. Neben zwei Töchtern erfreuten zwei gesunde, kräftige Söhne das Herz des entthronten Großherzogs.

Aber der älteste Sohn, nach seinem Vater Friedrich Franz benannt, blieb kinderlos. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Christian Ludwig zeugte zwei Töchter, Söhne waren ihm nicht vergönnt. Damit wird das älteste Fürstengeschlecht Europas, das eine lückenlose Abfolge im Mannesstamm bis in das Jahr 1130 zurück nachweisen kann, aussterben.

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, die nach dem 2. Weltkrieg den Saal für ihre Zwecke fertigstellen ließ, wurde 1952 aufgelöst. Ihre Nachfolger, die in diesem Saal tagten, fanden im Herbst 1989 ein klägliches Ende.

Die Prophezeiung hat sich bis zum Ende erfüllt. Oder ob sie noch weiter wirkt?

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