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Memoiren als Ausrede oder so was wollen die Leute lesen

Zwölf Bücher von Rudi Czerwenka bei EDITION digital

 

GODERN bei Schwerin – Als 2002 der 75. Geburtstag von Rudi Czerwenka anstand, da kam zuvor ein junger Journalist zu ihm. Er wollte eine Würdigung des Jubilars fabrizieren. Am Ende ihrer Begegnung stellte er dem Schriftsteller eine überraschende Frage: „Und Ihr nächstes Buch?“ Schnell und fast wie eine Ausrede kam die Antwort: „Meine Memoiren“. Und obwohl Czerwenka zunächst also gar nicht vorhatte, seine Erinnerungen zu schreiben, legte er zwei Jahre später eben solche Memoiren vor. „Viel erlebt – viel verpasst“ gehört zu dem Dutzend Büchern von Czerwenka, die jetzt bei der EDITION digital aus Godern bei Schwerin erschienen und unter www.ddrautoren.de, bei Weltbild, Apple, Google und Amazon zu haben sind.

 

Die Auswahl reicht von „Magellans Page“ und „Geheimnisvoller Strom“ aus den Jahren 1959 und 1960 über den erstmals 1970 als Heft 165 in der Erzählerreihe Militärverlags erschienenen Krimi „Tatort Studentenheim“ bis zu dem spannenden Roman „Die Hexe vom Fischland“ über die letzte Hexenverbrennung in Güstrow am 17. Mai 1664 sowie dem noch vor der Wende verfassten Reiseführer „Von Boltenhagen nach Ahlbeck“ und der anschaulichen Chronik der berühmten Seefahrtsschule Wustrow „Wo Kapitäne geboren wurden“, die jedoch nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik geschlossen wurde. Im Übrigen sind alle seine Bücher ein Beweis für jenes Lob eines Czerwenka-Textes, den der Chefredakteur des Geburtstags-Interviewers einst als junger Mann von seinem damaligen Vorgesetzten zu hören bekam: „So musst du schreiben. So was wollen die Leute lesen.“

 

Rudi Czerwenka, der auch unter dem Pseudonym Rudi Wenk schrieb, wurde am 4. April 1927 in Breslau geboren und wuchs im dörflichen Umfeld dieser Stadt auf. Wegen seiner Einberufung zur Wehrmacht brach er die Schule in der 11. Klasse ab, war Flakhelfer und Soldat und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung lernte er in Jena Koch, war Volkspolizist und absolvierte eine Kurzausbildung zum Neulehrer. Danach wurde er in Mecklenburg eingesetzt, zuerst in Kröpelin, dann an der einklassigen Dorfschule Spoldershagen und schließlich in Bad Sülze. Bereits seit 1955 hatte er erste journalistische Versuche unternommen. Es gab Kontakte zum Schriftstellerverband, dessen Mitglied er später wurde. Nachdem er zunächst Kinder- und Jugendbücher wie „Magellans Page“ und „Geheimnisvoller Strom“ geschrieben hatte, arbeitete er seit Mitte der 1970er Jahre ausschließlich für Presse und Rundfunk, Theater und Fernsehen. Als 1983 seine Ehefrau starb, gab Czerwenka den Lehrerberuf endgültig auf und war seitdem als freiberuflicher Schriftsteller und Journalist in Rostock tätig. Seit 2013 ist er in Ahlbeck zu Hause. Fast zwei Jahrzehnte lang wirkte er an dem Almanach „Rostock zwischen zwei Sommern“ mit. Und wer noch mehr und detaillierter über den Schriftsteller erfahren will, der sollte unbedingt zu seinen 2004 veröffentlichten Memoiren greifen.

 

Die vor 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben. Wie Verlagschefin Gisela Pekrul erläuterte, bestehe der Vorteil der E-Books vor allem darin, dass man immer ausreichend Lektüre bei sich habe, die Schrift vergrößern und sich mit manchen Geräten die Bücher sogar vorlesen lassen könne. Außerdem seien digitale Bücher oft preiswerter als gedruckte. Als erstes digitales Erzeugnis war 1994 die CD-ROM „Mecklenburg-Vorpommern digital“ erschienen. Als erstes tatsächliches E-Book präsentierte EDITION digital zur Leipziger Buchmesse 2011 „Schloss Karnitten“ von Manfred Kubowsky. Heute umfasst das E-Book-Programm mehr als 700 Titel (Stand November 2015) von 100 DDR-Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie SF-Autoren wie Carlos Rasch, Heiner Rank und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.ddrautoren.de. Jährlich erscheinen rund 200 E-Books neu, so als Nächstes mehrere Bücher der 1934 in Rostock geborenen Schweriner Autorin Ingrid Möller, darunter zwei bisher unveröffentlichte Texte.

 

Titelbilder können Sie hier herunterladen. Weitere Informationen erhalten Sie unter diesem Link.

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