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Suche nach mehr. Roman von Uwe Berger
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
10.08.2013
ISBN:
978-3-86394-057-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 167 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Politik
Abenteuerromane, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Kriegsromane, Liebesromane, 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.)
Faschismus, 2. Weltkrieg, Emigration, Gestapo, Widerstand, Flugblätter, Paris, Flucht, Dresden, Berlin
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Auf dem dämmerigen Bahnsteig trat eine Frau auf ihn zu. Sie hatte ihren Mantelkragen hochgeschlagen und sich einen blauen Schal um den Kopf gewickelt. Zwei tiefdunkle Augen blickten ihn aus der Vermummung an.

"Herr Brehmer."

Erst jetzt erkannte John, dass es Carola war.

"Wie bin ich froh", sagte er erleichtert, "dass Ihnen nichts passiert ist. Wohin fahren Sie?"

"Gehen wir ein Stückchen", bat sie leise und eindringlich.

John sah, dass sie vor Kälte zitterte.

"Was ist los?", fragte er, während sie den Bahnsteig entlanggingen. Es fiel ihm ein, dass er diese Frage heute schon einmal gestellt hatte.

"Ich bin auf der Flucht. Ich weiß nicht, wo ich schlafen soll. Geh ich in mein Zimmer, bin ich dran. Die ich fragen könnte, sind verhaftet." Sie stieß die Sätze hastig hervor. Ihre Stimme klang heller als sonst. Sie sah ihm mit aufgerissenen Augen ins Gesicht, mehr prüfend als klagend oder bittend.

In der weißen Dunkelheit jenseits des Bahnhofs tauchten die Lichter des herannahenden Zuges auf.

"Lassen Sie mich überlegen. Sprechen Sie nicht weiter davon, wenn wir jetzt einsteigen. Tun Sie, als seien wir vertraut miteinander." Er nahm ihren Arm.

"Ich hab auf Sie gewartet. Ich wusste, dass Sie hier vorbeikommen." Es klang, als wolle Sie sagen: Ich wusste es, ich wusste, dass Sie mir helfen ...

Heulend fuhr der Zug ein. Mit einem Schwall von Fahrgästen schoben sich beide in das schwach erleuchtete Abteil.

John gestand sich, dass er erschrocken war. In seinem Kopf jagten sich die unterschiedlichsten Gedanken. Aber ich habe sie nicht abgewiesen, sagte er sich. Im Gegenteil, ich verhalt mich schon wie ein Mitverschworener. Tu ich es ihretwegen, meinetwegen? Keine Frage, ich verrate sie nicht. Das verlangt der Anstand. Verlangt er mehr? Ich muss mich jetzt, innerhalb weniger Minuten, entscheiden. Wo soll sie denn hin! klang es in ihm. Sieh sie dir doch an! Ihre unausgesprochene Bitte ablehnen heißt sie an ihre Verfolger ausliefern, oder dem eisigen Ende.

Eine Welle warmer Anteilnahme überflutete ihn.

Da stand sie, das verfrorene Hühnchen. Die Nase lief ihr. Sie zog hoch und versuchte, ihm zuzulächeln. Das Lächeln geriet ein wenig kläglich.

Und sie hat mir nichts vorgejammert, dachte er. Sie hat mir ihre Lage geschildert, nichts weiter. Wie viel Facon selbst noch in einer solchen Situation. Sie senkt den Kopf, und ihre Haltung drückt aus: Ich erwarte Ihre Entscheidung, ich werde mich ihr fügen, wie sie auch ausfällt. Sie hat sich mir anvertraut, weiß Gott ... Nun hab ich sie am Hals. Nun sieh zu, John.

Das Abteil war überfüllt. Sie mussten stehen. John beugte sich vor und sagte an ihrem Ohr, das zur Hälfte vom Schal bedeckt war: „Wir fahren bis zur Endstation.“ Er sagte es und war sich dessen bewusst, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, die sein weiteres Leben verändern würde. Kann ich denn anders? dachte er. Es hat sich in mir entschieden.

Carola hob den Kopf. Sie nickte.

Eigentlich sollte ich mich etwas deutlicher ausdrücken, fand John im Stillen. Aber das wäre gefährlich, hier, wo fremde Ohren jeden Satz aufschnappen.

 

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