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Meine Amsel singt in Tamsel. Märkische Miniaturen von Hans Bentzien
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
23.08.2015
ISBN:
978-3-95655-477-3 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 94 Seiten
Kategorien:
Geschichte / Deutschland, Geschichte / 17. Jahrhundert, Geschichte / 18. Jahrhundert, Geschichte / 19. Jahrhundert, Geschichte / 20. Jahrhundert
Geschichte, Brandenburg, 1500 bis heute, Europäische Geschichte, Deutschland, Geschichte allgemein und Weltgeschichte, 17. Jahrhundert (1600 bis 1699 n. Chr.), 18. Jahrhundert (1700 bis 1799 n. Chr.), 19. Jahrhundert (1800 bis 1899 n. Chr.), 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.)
Oderbruch, Preußen, Brandenburg, Polen, Friedrich II., 2. Weltkrieg, Oder, Urbarmachung, Küstrin, Bismarck, Theodor Fontane, Friedrich III., Friedrich I., Friedrich Wilhelm I., Friedrich II., Carl August von Hardenberg, Johann Friedrich Adolf von der Marwitz, Sophie Charlotte, Leibniz, Halle, Thomasius, Francke, Spener, Katte, Johann Jacoby, Kartoffel, Kant, Friedrich Ludwig Jahn, Samuel Pufendorf, Charité, Freiherr Georg von Derfflinger, Dr. Eysenbarth, Tetzel, Paul Gerhardt, Hohenzollern, Heinrich von Kleist, Fürst Pückler, Bad Muskau, Revolution, 1848, Berliner Porzellan, Kassler, Bockwurst, Eisbein
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Rettung vor dem Hunger

Ich vermute, bei den meisten von uns gibt es heute zum Essen einen Topf Kartoffeln, gleich welche Beilage sich die Köchin ausgesucht hat. Diese Frucht hat uns ein Krieg beschert, der Siebenjährige. In Pommern und Schlesien wurde die Kartoffel sogar zwangsweise gepflanzt. Wie das vor sich ging, zeigt der Vorgang in Kolberg, bereits einige Jahre vor dem Krieg: „Im Jahre 1745 erhielt Kolberg durch die Güte des Großen Friedrich ein ganz besonderes Geschenk. Es waren Kartoffeln, die damals bei uns noch kein Mensch kannte. Durch Trommelschlag wurde in der Stadt und in den Vorstädten bekannt gemacht, dass jeder Gartenbesitzer sich zu einer bestimmten Stunde vor dem Rathaus einfinden sollte. Die Ratsherren zeigten nun den Leuten die neue Frucht, die hier noch keiner gesehen hatte. Dann wurde eine umständliche Anweisung vorgelesen, wie die Kartoffel gepflanzt und bewirtschaftet und wie sie dann gekocht und zubereitet werden sollte. Es wäre allerdings besser gewesen, wenn man eine geschriebene oder gedruckte Anweisung verteilt hätte, denn die meisten passten im Gedränge nicht auf. Dafür nahmen die guten Leute die Knolle in die Hand und rochen, schmeckten und leckten daran. Man brach sie auseinander und warf sie den Hunden vor, die daran schnupperten, sie aber nicht fressen wollten. Nun wusste man Bescheid! ,Die Dinger‘, so sagte man, riechen nicht und schmecken nicht, nicht mal die Hunde wollen sie fressen. Was sollen wir damit?“

Die meisten glaubten, die Kartoffeln würden zu Bäumen heranwachsen, und man könnte dann die Knollen von ihnen abschütteln. Inzwischen war das Geschenk des Königs unter die Gartenbesitzer verteilt worden, aber keiner hatte begriffen, wie er die Kartoffeln anbauen sollte. Die Ratsherren waren bald dahinter gekommen, dass gar nicht alle Kartoffeln in die Erde gekommen waren. Darum gab es im Sommer durch den Ratsdiener und den Feldwächter eine Kartoffelschau, und die Widerspenstigen mussten kleine Geldstrafen zahlen. Das gab natürlich ein großes Geschrei, und die Bestraften wurden dadurch erst recht nicht zu Freunden der neuen Frucht.

Im nächsten Jahr wiederholte der König seine Spende, und es kam wieder eine Ladung Kartoffeln. Aber diesmal wurde die Sache anders und zweckmäßiger gemacht. Es wurde nämlich ein Landreiter mitgeschickt, der aus Schwaben stammte und mit dem Anbau der Kartoffel genau Bescheid wusste. Er war den Leuten bei der Aussaat behilflich und gab ihnen Anweisungen für die weitere Pflege.

Dass der junge Joachim Nettelbeck, der uns diesen Bericht überlieferte, 1807 bei der langen Belagerung durch die Franzosen in Kolberg die Vorzüge der Kartoffel schätzen gelernt hatte, ist gar keine Frage.

 

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