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Wie ihr wisst, ist der Elefant ein gewaltiges Tier. Wenn er durch den Busch stampft, knacken die Zweige, und der Boden bebt unter seinem Gewicht. Genauso kräftig ist das mächtige Flusspferd. Behäbig wälzt es sich am Ufer im Schlamm, und alle Tiere begegnen ihm voller Ehrfurcht.
Der Hase erscheint im Vergleich zu den beiden winzig, aber er übertrifft sie an Witz und Verstand. Hört, wie er die Gewaltigen des Urwalds gefoppt hat!
Eines Tages hoppelte er zum Elefanten, reckte sich und verkündete: »Es wird Zeit, dass wir unsere Kräfte messen, damit du endlich siehst, wie stark ich bin.«
»Was«, fragte ungläubig der Elefant, »du Wicht forderst mich zum Wettkampf heraus?«
»Jawohl. Morgen früh bring ich ein Seil mit. Du nimmst das eine Ende, ich das andere. Damit laufe ich zum Fluss, und wenn ich >los!< rufe, ziehen wir.«
»Einverstanden«, sagte der Elefant.
Daraufhin begab sich der Hase zum Flusspferd, reckte sich und verkündete: »Es wird Zeit, dass wir unsere Kräfte messen, damit du endlich siehst, wie stark ich bin.«
Blinzelnd fragte das Flusspferd: »Wer wagt es, mich zum Wettkampf herauszufordern?«
»Ich, der Hase! Wer sonst?«
»Willst du mich verhöhnen?«
»Warts ab! Morgen früh bring ich ein Seil mit. Du nimmst das eine Ende, ich das andere. Damit laufe ich zum Waldrand, und wenn ich >los!< rufe, ziehen wir.«
»Meinetwegen«, erwiderte das Flusspferd.
Tags darauf erschien der Hase, ein zusammengerolltes Sei! über der Schulter, beim Elefanten.
»Hier, nimm!«
Der Elefant packte das Seilende und schlang es um einen seiner gewaltigen Stoßzähne. Indessen lief der Hase zum Flusspferd und hielt ihm das andere Ende hin.
»Fass an!«
Das Flusspferd schnappte das Seil mit seinem riesigen Maul, und der Hase rannte zurück.
Auf halbem Wege duckte er sich und gab mit lauter Stimme das Kommando: »Los!«
Gleich darauf spannte sich das Seil wie die Sehne eines Bogens. Am Waldrand zog der Elefant mit aller Kraft, am Ufer stemmte sich das Flusspferd so heftig dagegen, dass seine stämmigen Beine im Schlamm versanken; aber beiden gelang es nicht, auch nur einen Fußbreit Boden zu gewinnen.
Zauberei! dachte der Elefant, und das Flusspferd sagte sich: Das geht nicht mit rechten Dingen zu.
Wie auf Verabredung hielten sie nach einer Weile ein und schlichen los: das Flusspferd zum Waldrand, der Elefant zum Fluss. Plötzlich standen sie einander gegenüber.
»Du?«, fragte verdutzt der Elefant.
Und genauso verwundert rief das Flusspferd: »Also hast du am anderen Ende gezogen!«
»Der Hase hat uns betrogen!«, schrie der Elefant.
Und das Flusspferd schwor wutschnaubend: »Das soll er uns büßen!«
Der Hase, der sich längst davongeschlichen hatte, hörte aus sicherer Entfernung ihre Racheschwüre. Auch der Schakal, der gerade hechelnd des Weges kam, vernahm das Gebrüll.
»Was ist denn dort los?«, fragte er.
»Ach, Gevatter, um dich stehts schlecht«, gab der Hase zur Antwort. »Das Flusspferd und der Elefant bewachen die Tränke. Sie wollen dich verdursten lassen. Nur wer lange Ohren hat wie ich, darf sich künftig am Wasser laben.«
Aufheulend rannte der Schakal davon, geradewegs zum Schneider.
»Hilf mir!«, bat er. »Näh mir schnell eine Mütze mit Hasenohren! Ich will dir auch ewig dankbar sein.«
Der Schneider nahm den seltsamen Auftrag an, und schon am Abend konnte sich der Schakal eine Mütze mit langen Ohren überstülpen. So verkleidet, hetzte er, von Durst geplagt, an den Fluss.
»Schau mal, wer dort kommt!«, raunte frohlockend der Elefant.
Das Flusspferd blinzelte, und weil gerade die Dämmerung hereinbrach, vermeinte es, den Hasen gleichfalls zu erkennen.
Kaum war der Schakal am Ufer angelangt, packten ihn die beiden und ertränkten ihn; er starb, ohne noch einen einzigen Laut herauszubringen.
Und der Hase?
Der erschien wenig später am Ufer, als sei nichts geschehen.
»Ein Dämon!«, rief der Elefant, und er rannte verstört in den Wald.
Auch das Flusspferd glaubte, einen Geist zu sehen; es stürzte sich ins Wasser und tauchte unter.
Von ihrem Wettkampf im Tauziehen aber haben die beiden nie einem anderen Tier erzählt. Was meint ihr wohl, warum nicht?