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Das Signal. Die unerschrockenen Helden von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
01.08.2024
ISBN:
978-3-68912-148-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 24 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Politik
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Historischer Roman, Kriegsromane
Berlin, Flucht, Freiheit, Freundschaft, Gestapo, Heldentum, Historie, Konspiration, KPD, Krieg, Mut, Nazi-Regime, Revolution, Rüstungsproduktion, Sabotage, Schicksal, Solidarität, Spanienkrieg, Spannung, Spionage, Verfolgung, Verrat, Widerstand
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Es geschah nun an einem schönen Oktobertag in Berlin, dass Max auf der Straßenbahn fuhr und plötzlich hinten Alfred auftauchen sah, einen früheren Genossen, der inzwischen einwandfrei als Spitzel signalisiert wurde. Kaum dass Max den Spitzel erkannt hatte, wandte er das Gesicht weg, stand bei der nächsten Haltestelle auf, drängte auf die vordere Plattform und sprang als erster ab. Mit einem Blick nach rückwärts erkannte er, dass auch Alfred abgesprungen war. Eine Sekunde bloß trafen sich beider Blicke.

Blitzschnell registriert das Hirn von Max, dass die Genossen in seiner Berliner Anlaufstelle seinen Namen nicht kennen, dass seine Taschen sauber sind, dass also kein Material bei ihm zu finden ist, dass er in dieser Stunde keinen Treff hat. Es geht also bloß um ihn selbst. Und dafür glaubt er garantieren zu können. Inzwischen hat er den Bürgersteig erreicht und geht am Wittenbergplatz an mehreren Geschäften mit großen Spiegelscheiben vorbei. Ohne sich umzusehen, kann er in den Scheiben feststellen, dass Alfred ihm folgt. Natürlich müssen irgendwo zwei „Onkels“ in der Nähe sein. Es bedarf im Übrigen ja nur des Anrufs irgendeines Schupos, um ihn sofort festnehmen zu lassen. Dennoch macht Max einen letzten Versuch, seinen Verfolger abzuhängen. Er überquert schnell die Straße, wechselt die Richtung seines Weges, biegt in eine kleine Querstraße ein, da er weiß, dass hier ein Bierkeller ist, in dem die Rollkutscher verkehren, und verschwindet darin.

Kaum hat er jedoch an einem der groben Holztische Platz genommen, als auch Alfred die Treppen zu der tief gelegenen Bierschwemme heruntersteigt und sich direkt an seinen Tisch setzt. Max greift mechanisch nach dem schweren gläsernen Literseidel. Es ist nunmehr schon alles gleich. Aber Alfred hält seine Hand fest und sagt ruhig: „Mach keine Dummheiten, Max! Wir sind allein.“ Er tritt sogar um den Tisch herum und setzt sich jetzt neben den ehemaligen Freund. „Du weißt natürlich alles“, fährt er fort, „und ich weiß selbst, dass ich ein Schwein bin, ein gemeines Stück Mist!“ Er spricht jetzt schnell, leise, fast atemlos. „Aber du weißt natürlich doch nicht alles, du weißt nicht, was die mit einem anstellen können; du hast noch nicht Blut aus allen Löchern geschwitzt; dir haben sie noch nicht die Arme ausgerenkt und drei Tage nichts zu trinken gegeben als Salzwasser und Heringsjauche.“

 

Das Signal. Die unerschrockenen Helden von Friedrich Wolf: TextAuszug