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Mohammed – Glaube, Zweifel, Triumph. Ein Schauspiel von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
4.99 €
Veröffentl.:
02.01.2025
ISBN:
978-3-68912-415-1 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 155 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Märchen, Volkserzählungen, Legenden und Mythologie, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Religiös
Klassische Belletristik, Historische Abenteuerromane, Historischer Roman, Belletristik: religiös, spirituell
Aufstieg, Bahirah, Berufung, Drama, Engel, Gabriel, Glaube, Konflikt, Macht, Menschlichkeit, Mohammed, Moral, Offenbarung, Prophetenmal, Spiritualität, Visionen, Wahrheit, Weisheit, Wüste, Zweifel
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VORSPIEL

Syrische Wüste. Vorn ragt ein Felsenriff. In den Stein ist die Zelle des Mönchs Bahirab gehauen. Der Morgen dämmert. Die östliche Schau zeichnet eine Oase in den Frühhauch. Am tiefen Westhimmel ist das Sternbild des Orion sichtbar.

 

BAHIRAH im Gebet nach Osten, die Stirn den Boden küssend, wirft Brust und Schultern zurück: Vor wem? Vor wem? Zehn Jahre lieg ich auf den Steinen vor wem? Nach wem? Bist du so hoch, dass unser Aug schon auf dem Weg erlischt? Willst unsichtbar bleiben? Höhnest: Selig, die nicht sehen und doch glauben! Bei Gog und Magog, ich bin kein blonder Nazarener … kann nicht glauben … lass mich sehen … sehen! Geißelt sich. Weh! Mein Mut ist nächtig der langen Wache! Was sind alle Siegel, alle Bände? Der Sinn … der Sinn … das Innenblatt! Reiß mir die Zunge aus, zermalme meine Leber; doch die Verheißung bleibt, dass uns der Engel komme, der wie ein Löwe brüllt, des Wort gleich sieben Donnern, Füße Feuerpfeiler, und der ein Kind! Wo ist das Buch, das heiß verschlungen im Bauche grimmt und doch im Maul als Honig trauft? Herr, Herr, ich kann nicht wachen mehr, erleuchte! Schlägt die Stirn an den Fels.

 

Abu Talib und Abu Djahl, beide bewaffnet, biegen um die Felsen.

 

BAHIRAH gegen das Sternbild des Orion: Stoß Zornesschwert, Gewaffe Zebaoths! Bald rinnt vom Tagesrand das Blut, der Feuerstrom! War’s nur der Faden der Gebärenden, die ihre goldnen Locken schüttelt im Zenit? Weib, Feuer, Schwert, ich harre noch des Kindes, das uns Verstockte mit eisernem Stabe weide.

ABU TALIB zu Abu Djabl: Er ist verzückt; wir müssen wenden.

ABU DJAHL: Unwendbar. Die Rotte harrt.

ABU TALIB tritt zu Babirah: Bei Lat, ich grüße dich!

ABU DJAHL ebenso: Uzz schenk dir Gnade!

 

Babirab schaut entgeistert auf.

 

ABU TALIB: Malik, entweiche!

ABU DJAHL: Es erleuchte Gabriel dein Antlitz!

BAHIRAH sich langsam erhebend: Wie das eure!

ABU TALIB: Sela! Du wunderst dich, Bahirah, und mit Recht, dass wir in deine Einsamkeit gedrungen. Manche Jahre zogen wir vorüber und lagerten im Schatten jener Stämme. Doch dieses Jahr ist wasserarm wie keins. Die Oasen dörren, der Kamele Milch versiegt, die Tiere lechzen, und in der Treiber Hirn keimt Mord.

BAHIRAH visionär: Das Jahr des Löwen!

ABU TALIB: Wahr! Die Löwen schweifen schon vor Mekkas Toren, um Blut zu saufen, da die Bäche leer. Doch hier in dieser Felsen nachtgekühlten Kammer spürt mein Gaumen ganze Flüsse, ganze Schnüren troffer Feuchtigkeit. O gönne uns das perlende Gestein!

BAHIRAH: Ihr kommt von Mekka?

ABU TALIB: Erst den Trunk!

BAHIRAH: Nein, erst die Sage! Denkt ihr, ich schmachte nicht? Meine Einsamkeit ist wild! Packt Abu Talib bei den Schultern. Naht er?

ABU TALIB: Er! Wer?

BAHIRAH: Blindling! Zur Grotte weisend. Kriecht dort zum Spalt und letzet euch!

 

Abu Talib und Abu Djahl eilen in die Grotte. – Stille.

 

BAHIRAH: Wär er’s? Nein … nein … ja, ja! Er ist’s! Das Löwenmaul, der Sonnenknabe! Geburt aus Tag und Nacht, aus El und Dschinn! Der Feuerstrom, das Racheschwert, Posaune, Siegel, Fackel, Leuchter! Er ist’s! Wär er’s? – Er ist’s! Ich blase, bis das Meer die Wüste säuft, wenn er’s nicht ist! Zögernd. Ein Schwur? Doch wem? Wenn er’s nicht wäre? Und wenn dein Blasen die Wüste nicht vertilge? Heiß. So reiß ich mich in Stücke! Kühl. Wen soll das rühren? He! Wen strafen?

 

Aba Talib und Abu Djabl treten aus der Grotte.

 

ABU TALIB zu Bahirah: Uzz segne dich!

ABU DJAHL: Zum Dank die Bitte: Gewähre auch der Karawane diesen Trunk!

BAHIRAH: Lasst sie kommen! Alle!

 

Abu Djahl stößt einen Ruf aus, der vielstimmig widerschallt.

 

ABU TALIB zu Bahirah: Ihr seid hochherzig, Bruder. Oft schon schauten aus dem Schatten der Oase wir zu diesem Horst. Doch sprach man, du seiest ein Beschwörer und den Geistern selbst verschworen, auch sei die Spitze deiner Zunge in den Gaumen eingewachsen wie ein Stachel und blute schwarz nach jedem Wort. Drum scheuten wir. Die Not zwang uns. – Jetzt aber duldest du die ganze Schar?

BAHIRAH: Ihr seid gemeldet.

ABU DJAHL greift seine Waffe: Wie! Sind Späher uns voraus?

ABU TALIB: Sind’s Chazradjiten?

BAHIRAH: Der Löwe ist unter euch. Er wird eure Lebern weiden und eure Gallen fressen, eure Rippen aufbrechen und eure Herzen zum Fraß euch bereiten.

ABU DJAHL: Sprecht klarer!

BAHIRAH: Was ist, wird werden.

 

Eine Schar Araber drängt auf die Felsplatte.

 

ERSTER ARABER: Gib! Gib!

ZWEITER ARABER: O tränke uns!

DRITTER ARABER: Kniet nieder! Küsset sein Gewand! Er ist heilig. Alle werfen sich zu Boden.

ERSTER ARABER: Tränk … tränke!

ZWEITER ARABER: O rette uns vor Durst und Brand und Tod!

ALLE: Errette!

BAHIRAH zitternd: Nur er kann retten. Wild. Wo verbergt ihr ihn?

ABU TALIB: Wen?

BAHIRAH nach der Oase spähend: Den nahen Nahenden …

ABU TALIB: Es fehlt kein Mann.

BAHIRAH immer spähend: Ich sehe einen, den die Wolke Gottes überschattet … ich sehe die Zweige der Dattel zum Gesandten Gottes sich neigen, seine Augäpfel flammen wie ein Licht …

ABU TALIB gleich Bahirah spähend: Es ist der Jüngste; er weidet die Kamele.

ABU DJAHL: Der Knabe, der Jüngling Mohammed.

BAHIRAH: Ich sehe, wie die Tiere ihre Knie um ihn beugen, wie ihre frommen Augen dem Spiel seines Geistes lauschen, wie Gabriel … Wild. Holet des Abd Allah Sohn!

ABU TALIB bestürmt: Des Abd Allah Sohn?

ABU DJAHL drohend: Wir sind erkundet?

BAHIRAH donnernd: Und der Aminah Geschenk!

ABU TALIB niederfallend: Uzz bedecke uns!

BAHIRAH zur Schar: Schlürft!

 

Die Schar stürzt in die Grotte.

 

BAHIRAH zu Abu Talib und Abu Djahl: Steht auf! – War es Aminah nicht, aus deren Schoß ein solches Licht ausbrach, dass man die Schlösser Bostras sehen konnte?

ABU TALIB: Weh uns; sie war’s.

BAHIRAH: Wohl euch! Und war Halimeh seine Amme?

ABU TALIB: Ja, seltene Dinge gingen über sie. Es war ein gleich unselig Jahr der Dürre, als sie das Waisenkind, den Säugling, nahm. Die Datteln selbst verbrannten in der Blüte, und auch die Brüste dörreten bei Mensch und Tier. Doch Staunen! Kaum hing Abd Allahs Frucht an der Halimeh – sie war fast leer –, so schwoll die welke Haut und wölbte sich, zwei dräuende Kuppeln, aus denen süße Milch in Strahlen floss.

ABU DJAHL: Ein Wunderjahr! Auch die Kamelinnen Halimehs strotzten, da unsere Tiere matt. Die Feigen unserer Gärten handbreit nur geschieden von dem ihren, sie fielen vor der Reife, dürr wie Kies, doch jene schwollen Kürbissen gleich.

ABU TALIB: Ein Jahr voll schwerer Zeichen!

ABU DJAHL: Balak schlug uns!

BAHIRAH: Schweigt! Dass ich nicht geißle euch! Euch nicht rode, ihr Beulen, schwärend Fleisch, verfaulte Toren! Ihr Haut!

 

Abu Talib und Abu Djahl weichen betroffen in die Grotte.

 

BAHIRAH nachdrohend: Er wird euch fressen! – Still! Er naht, der Löwenengel! Weh! Weh, dass ich ihn stacheln muss!

 

Mohammed, achtzehn Jahre alt, tritt um den Fels; bleibt, ehrerbietig der Anrede Bahirahs harrend, stehen.

 

BAHIRAH nachdem er sich an Mohammeds Anblick geweidet und ihn lange entzückt durchdrungen; dann unwirsch: Wer bist du?

MOHAMMED: Ich bin Mohammed, Abd Allahs Sohn.

BAHIRAH drohend: Wer bist du?

MOHAMMED: Mohammed, ich sagt es.

BAHIRAH donnernd: Wer — du — bist?

MOHAMMED furchtlos: Ich bin, der ich bin.

BAHIRAH erlöst: Und der du sein wirst! Sela! Den Mohammed, der regungslos dasteht, einmal umkreisend. Kennst du mich, Mohammed?

MOHAMMED: Nein.

BAHIRAH: Liebst du mich?

MOHAMMED: Nein.

BAHIRAH: Fürchtest du mich?

MOHAMMED: Nein.

BAHIRAH: Was spürest du dann?

MOHAMMED: Ich sehe dich.

BAHIRAH nickt wie bestätigend und umkreist ihn zum zweiten Male: Dürstet dich, Mohammed?

MOHAMMED: Nein.

BAHIRAH: Und lechzest nicht?

MOHAMMED: Nein.

BAHIRAH begierig: Wer tränkte dich?

MOHAMMED: Das weiß ich nicht.

BAHIRAH wild: Was sahest du? Sprich!

MOHAMMED erst zaghaft: Ich sah … ich lag am Fuße jener Dattel und schaute in die hohe, gelbe, grüne Krone. Ich sah und sah, fort waren die Gefährten, die Kamele träumten, es war so still … ich sah, ich sah, und eine weiße Wolke zog auf und über mich und schattete … ich sah und sah, o Vater, war das herrlich! Ich sah und sah die Zweige jener Palme zu einer goldnen Krone sich verwinden mit Jaspis, Amarynth und Chrysopras, und diese Krone schwebte über mir. Ich sah und sah den Engel Gabriel, sein linker Fuß stand in dem Meer, sein rechter in der Wüste, um seinen Scheitel wanderte die Sonne, so mächtig wie ein Berg war seine Faust, und diese Faust umspannt ein Schwert.

BAHIRAH verzückt: Schwert Zebaoths!

MOHAMMED: In einer schwarzen Scheide stak das Schwert. Er hielt’s vor seine Stirn, die weiß erglühte. Dann fasste er die Wehre, schwang und warf sie. Nackt aus der Scheide fuhr das nackte Schwert. „Fang!“ rief und winkt er … Schaut Bahirah an. Oder winktet Ihr?

BAHIRAH: Er winkte. – Wie denkst du, Mohammed, von diesem Traum?

MOHAMMED knabenhaft: Ich wünsche mir die Krone.

BAHIRAH zielend: Und das Schwert?

MOHAMMED: Das Schwert …

BAHIRAH: Du fürchtest wohl. Greift unter die Matte und zieht ein blankes Schwert hervor. Du fürchtest wohl das Schwert?

MOHAMMED: Ich fürchte nicht.

BAHIRAH wild: Lügner, du lügst!

MOHAMMED: Ich lüge nicht.

BAHIRAH schreit: Schweig! Ich zerhaue dich!

MOHAMMED: Ich schweige nicht.

BAHIRAH auf ihn los: Ich zerhaue dich …

MOHAMMED: So zerhaue mich!

BAHIRAH steht mit erhobenem Schwert und feurigen Augen, lässt plötzlich den Stahl zur Erde fallen und sinkt in die Knie: Gesandter Gottes, segne mich.

MOHAMMED beugt sich über ihn: Vater, was tuet Ihr?

BAHIRAH: Lege deine Hand auf mein Haupt – ergreift die Hand – und sprich: Ich bin der Löwe von Ismaels Stamm, Davids Wurzel, aufzutuen das Buch und zu brechen die sieben Siegel.

MOHAMMED erschrickt: Vater, das wage ich nicht.

BAHIRAH erhebt sich: Du wirst es wagen. Einst. Denn du bist uns verhießen und gekommen. Du wirst die Krone tragen, den Leuchter und das Schwert. – Öffne dein Gewand!

 

Mohammed öffnet eine Spange.

 

BAHIRAH prüft ihn und entdeckt das Siegel des Propheten auf Mohammeds Rücken; entzückt: Er ist’s! Er ist’s! Mein Benjamin, mein David! Du bist’s. Küsst das Mal. Du bist es, Mohammed! Auf seiner Schulter forschend. Hier steht der sieben Flammen Zacken, des heiligen Leuchters Zeichen untrüglich eingeprägt, das ewige Prophetenmal. Lass deine Augen leuchten, Mohammed, dein Geist sei Flamme, Feuer dein Blut, dein Wort Donnergebrüll, des Löwen Pranke dein Arm und Löwenmut dein Mut; Schwert sei dein Zorn, wie Zions goldner Leuchter siebenfaches Licht dein Verstand; dein Herz ein Knabenherz so lauter, doch ein Vollender höchster Weisung, dein Mund ein Herrschermund, ein Löwenmaul!

MOHAMMED: Vater, wie verstehe ich?

BAHIRAH: Verstehe nicht; vollbringe! Hebt das Schwert auf, stiller. Sieh dieses Eisen, Mohammed — ich nenn es Schwert. Und doch, es ist dasselbe Eisen wie die Spange, die du trägst. Aus Eisen ist die Pflugschar, ist der Leuchter. Doch wie verbirgt die Fertigung den Ursprung, der Schein das Wesen. Du mordest, leuchtest, pflügest mit dem einen Eins. Denn Eins ist alles, und alles kehrt zurück zu ihm, dem Eins. Die Frucht darfst du erst später pflücken. Ob Leuchter oder Schwert, das ist die Sendung. Fasst den Mohammed um beide Schultern. Auf eines aber trachte, Mohammed: Sei der du bist! Beschwörend. Sieh! In dir sind Erd und Himmel in einer einzigen Öse aufgehangen. Zerbrichst du, sie zerstücken beide, und viele hundert Jahre leimen nicht, was du zerstückt. Mein Benjamin, mein Löwe, mein Gesandter, empfahe das, nur das, mein Löwe: Sei der du bist!

MOHAMMED: Wie aber, Vater, soll ich sein, dass ich so bin?

BAHIRAH: Sei wie du warst!

MOHAMMED kindlich: Lasst Euch die Hände küssen, Vater.

BAHIRAH ihm reichend: Dein Kuss ist Brand, hüte das Feuer!

 

Rufe und Geheul aus der Grotte.

 

ABU TALIB hervorstürmend: Hoi, Hilfe!

ABU DJAHL ebenso: Beistand!

BAHIRAH: Was schreit?

ABU TALIB: Gebrüll scholl aus dem nächtigen Spalt!

ERSTER ARABER: Aus der Zisterne!

ZWEITER ARABER: Wir hörten’s alle!

BAHIRAH über sie wegschauend: So vernahmt ihr’s?

ZWEITER ARABER: Gebrüll und Hilfeschrei!

ERSTER ARABER: Wer stürzte?

ZWEITER ARABER: Wen verschlang der Dschinn?

ABU TALIB: Abrufen!

ABU DJAHL: Zählen!

 

Die Araber treten zurück in eine Reibe; Bahirah sondert sich und steht vorn.

 

ABU TALIB beginnt: Eins, zwei … O Zauberloch, wir waren sieben, doch sind wir sechs.

ABU DJAHL: Nochmals die Probe, tretet her! Zählt. Sechs! Sechs! Verruchter Ort! Gegen Bahirah. Schaff uns den Toten, oder folge ihm!

BAHIRAH über ihn weg: Mohammed zähle!

MOHAMMED zählt: … sechs … sieben; ich zähle sieben.

ABU DJAHL: Zauberei! Noch einmal!

BAHIRAH: Nicht not! Ihr zähltet, doch wie zähltet ihr? Ihr zähltet all die anderen, doch seiner selbst ein jeder blind vergaß sich selbst.

ABU TALIB: Bei der Kaaba, wir sind es alle!

BAHIRAH: Und dennoch seid ihr’s nicht. Wenn jeder so die andern durchgezählt, es ständ nach eurer Schnur nicht einer hier, nur Mohammed. So tappt ihr stets und je in gleicher Blindheit. Ihr glaubet euch erhaben und vergrabt euch selbst, ihr wähnt zu handeln und verliert euch, ihr denkt zu rechnen und euch selbst betrügt ihr.

ABU DJAHL: Du redest wirr, Bahirah; doch da wir gleichfalls irrten, vergiss mein rasches Wort.

BAHIRAH: Ihr werdet weiter irren, greift ihr nicht den Leuchter, euch zu leuchten. Mächtig. Folget dem Mohammed! Er ist euer Herr!

ABU DJAHL: Der Knabe?

BAHIRAH: Der Gesandte! Vernahmet ihr’s nicht? So tön ich’s tausendfach in euer Ohr: Folget – dem – Löwen – Gottes!

ERSTER und ZWEITER ARABER zugleich: Hoi! Hoi! Schon brüllt es wieder aus dem schwarzen Schlund!

 

Alle weichen entsetzt vom Eingang der Grotte zurück.

 

ABU DJAHL: Schmach über euch! Ein Ammenspuk! Ich will den Brüllaff am Bart herzerren! Eilt in die Grotte.

ABU TALIB: Bruder! Bleib!

BAHIRAH: Nur zu! Und spürt’s … das Löwenmaul!

 

Abu Djahl stürzt fahl aus der Grotte und fällt zu Boden.

 

ABU TALIB über ihm: Allgnädige Geister!

ERSTER ARABER: Furchtbar Zeichen!

ZWEITER ARABER: Es ruft noch immer …

ERSTER ARABER: Wie es brüllt und brüllt...

ZWEITER ARABER: Schon tönt es allen …

 

Alle außer Mohammed und Bahirab werfen sich auf ihr Antlitz.

 

BAHIRAH Auge in Auge zu Mohammed: Mohammed?

MOHAMMED: Vater.

Mohammed – Glaube, Zweifel, Triumph. Ein Schauspiel von Friedrich Wolf: TextAuszug