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Bürgermeister Anna.Komödie von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
01.08.2024
ISBN:
978-3-68912-040-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 201 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Moderne Frauen, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Humorvoll, Belletristik/Politik
Belletristik: Humor, Historischer Roman, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
Autorität, Brandstiftung, Bürgermeisterin, Bürokratie, Deutschland 1946, Diebstahl, Dorfbewohner, Dorfgemeinschaft, Dorfleben, Emanzipation, Entschlossenheit, Familienleben, Frauenpower, Gemeinschaft, Generationenkonflikt, Gesellschaftskritik, Heimat, Humor, Konflikte, Kriegserfahrungen, Landwirtschaft, Moderne, Mut, Nachkriegsgeschichte, Nachkriegszeit, Romantik, Satire, Schule, Soziales Engagement, Tradition, Widerstand, Wiederaufbau, Zusammenhalt
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vater ucker: Ob du’s – gottverdimmich – weitergegeben hast?

ursel: Schon heut früh; nun bring dich mal nicht um, Vater.

vater ucker wütend, holt aus: Gleich kleb ich dir eine! Neun Kubikmeter sind wohl ein Dreck?

jupp am Telefon: Was sagen Sie? – Jawohl „gestohlen“! Jawohl „Balken“. B wie Bonifazius, A wie Armbinde, L wie Liebling, K wie Karl, E wie Extrawurst, N wie Nachgeburt … Balken … was? Jawohl aus Holz, nicht aus Pferdemist … jawohl, hinter der Scheune weggestohlen; soll ich buchstabieren? Die Meldung ist schon da? Na schön! Legt den Hörer auf.

ursel: Musst es denn gleich an die große Glocke?

vater ucker außer sich: Ich soll’s wohl runterschlucken und noch „Danke schön“ dazu sagen, du Gans! Nächste Nacht stehlen sie mir noch ’s Bett unterm Hintern weg!

 

Draußen Lärm. – Anna kommt, gefolgt von einer Anzahl Bauern; sie setzt sich schnell auf ihren Platz hinter dem größeren Tisch.

 

Anna: Also, Nachbarn, eins nach dem andern, sonst wird man ja närrisch.

haverkorn: Hier meine Ablieferungsbescheinigung für den Hafer, und hier für die Milch fürs dritte Quartal! Wirft zwei größere Zettel auf den Tisch.

Knorpel ebenso: Und meine für Roggen, Milch und Eier!

ein dritter: Da meine!

vierter: Hier für Weizen und Ölfrucht!

anna unter dem Ansturm der Scheine: Langsam! Eins nach dem andern! Was kommt ihr heut alle auf einmal?

haverkorn: Weil man dich sonst nie hier trifft …

Knorpel: Bist ja immer auf dem Bau …

bauer: Ist wohl was Besondres heut los?

vater ucker hitzig: Was sehr „Besondres“, Nachbarn! Vor Anna. Und jetzt bleibt sie mir auf dem Gemeindeamt, bis ich genau weiß, wohin mein Holz verschleppt ist! ’ne Räuberhöhle ist unser Dorf geworden, Nachbarn, Räuberbanden!

anna: Beruhigt Euch, Vater Ucker, wir haben schon Meldung an die Polizei gemacht.

vater ucker: „Meldung an die Polizei“ … was ist denn das? Die Regierung muss hier ran! Die Regierung!

jupp will mit ihm hinaus: Nun lass mal, Vater!

vater ucker erregt: Ich hab ’ne Wagenspur zum Wald gesehn, vom Wald zur Chaussee, von da geht’s zu den Baugeschäften in die Stadt und zu den Schiebern; bis die Polizei kommt, ist das Holz weg! Die Regierung muss hier ran, die Regierung …

haverkorn zu Anna: Bekomm ich nun die Quittung für den Lieferungsschein?

knorpel ebenso: Auch ich hab meine Zeit nicht gestohlen.

ursel: Hier können immer nur zwei abgefertigt werden; die andern warten draußen!

 

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