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Windstärke 13 von Harald Wieczorek, Herbert Schäfer (Sprecher)
Autor:
Harald Wieczorek, Herbert Schäfer (Sprecher)
Format:

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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
30.09.2021
ISBN:
978-3-96521-512-2 (mp3), 978-3-96521-509-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 140 Seiten, 268 Min. (MP3)
Kategorien:
Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Geschichten vom Meer
Meeresgeschichten, Thriller / Spannung, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Heranwachsen, Deutschland, 1960 bis 1969 n. Chr.
Seefahrt, Segelschiff, Moses, Matrose, Seemannsschule, Bremervörde, Gefängnis, Schlägerei, Kanada, Chicago, Ratten, Schiffsuntergang, Karibik, Ostasien, Fischkutter, Party, Äquatortaufe, Neuseeland, Fidschi-Inseln, Südsee, Tanker
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Es klopfte! Darauf bedacht, kein Geräusch zu machen, blickte ich auf meine Uhr. Es war kurz nach neun. Das Klopfen wurde stärker, die Türklinke bewegte sich. „Ich bin nicht da!“ PAUSE. Erneutes Klopfen. Diesmal kräftiger. „Hey, Junge, ich habe eine Nachricht für dich!“ Gott sei Dank, es war nur der Alte von der Rezeption. Der Felsbrocken vom Herzen fiel mir auf den Fuß. Ich sprang freudig vom Bett auf. „Eine Nachricht von deinem Schiff!“ Der gute Alte von der Rezeption. Schnell war ich an der Tür, entfernte den Stuhl und öffnete. „Dein Kümo ist bereits eingelaufen. Du kannst schon an Bord kommen.“ Der liebe, gute Alte von der Rezeption. Ich hätte ihn küssen können. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, zog ich mich an, d.h., ich kleidete mich ein. Was hatte Old Papendieck gesagt? „Damit macht ihr einen guten Eindruck!” Und ich wollte einen ganz besonders guten Eindruck machen. Meine blaue Schlaghose war gereinigt und gebügelt. Die Leinenbluse gewaschen, gestärkt und ebenfalls gebügelt, war so weiß, dass man fast eine Schneebrille brauchte, um die Augen zu schützen. Mein blauer Matrosenkragen lag flach wie ein Brett auf dem Rücken. Ich blickte in den Spiegel und was ich sah, gefiel mir. Bei der Verabschiedung an der Rezeption gab mir der alte Mann, ein Ex-Seemann, mit aufgerissenen Augen und offenem Mund wortlos die Hand. An der Tür drehte ich mich noch einmal um. Sein Gesichtsausdruck war noch der gleiche. Probe bestanden. Den ersten Eindruck hatte ich schon gemacht. Der Taxifahrer fuhr mich zum Hafen, direkt vor mein Kümo. Während der ganzen Fahrt gluckste und kicherte er. Der letzte Fahrgast musste wohl einen besonders guten Witz erzählt haben.

Dann stand ich da! Vor der Gangway, die hinaufführte in mein neues Leben. Es war ein schönes Kümo. Man sah sofort, dass es noch neu war. Das Schiff war voll beladen mit großen Holzpaketen. Schnittholz. Lange, schmale Bretter. Auch an Deck im Gangbord zwischen den Luken und der inneren Bordwand, sogar auf den Luken.

Ich hatte meinen Seesack neben mich gestellt und betrachtete alles mit starker innerer Erregung. An Deck stand, auf die Verschanzung gelehnt, ein großer, etwas fülliger Junge. Gerd, ein Leichtmatrose aus Ansbach/Oberfranken. „Ich bin der neue Decksjunge und möchte an Bord kommen.“

Schließlich kannte ich die Regeln. Der Dicke nahm seine Pfeife aus dem Mund, blies den Rauch aus. „Moment! Moment! Warte einen Augenblick!“ Er pfiff mehrmals laut durch die Finger und rief durch das Schott in den Niedergang. „Der Moses ist da!“ Da kamen sie raus. Die zwei Matrosen, der Bootsmann, der Koch und der dritte Offizier. Nur der Alte fehlte.

„Sie können an Bord kommen, Sir.“ Übertrieben höflich der Dicke, dachte ich, nahm meinen Seesack, ging die Gangway hoch und „betrat“ das Schiff.

Der dritte Offizier, übrigens ein prima Bursche, schrie laut: „Achtung!“

Alle nahmen Haltung an und grüßten militärisch. Mann, war ich stolz! Ich war auf über zwei Meter gewachsen. „Danke, Old Papendieck“, dachte ich. Dann ging es los! Das war kein Gelächter, das über mich hereinbrach, das war ein Orkan. Sie kriegten sich nicht mehr ein. Dass sie sich nicht an Deck wälzten, war alles.

Eine kräftige, laute Stimme beendete das Spektakel. Oben in der Nock, neben der offenen Brücke, stand der Kapitän. Der Alte! Groß und kräftig, fast wie Old Papendieck, mit dunklem Rollkragenpullover und verwaschener Skippermütze.

„Das reicht, lasst den Jungen in Ruhe!“ Dann musterte er mich von oben bis unten. Ich war längst wieder auf Normalgröße und meinte, ein Lächeln gesehen zu haben, als er sagte: „Aha, Old Papendieck!“ Dann ging er wieder in die Brücke.

Danach erfuhr ich es. Der dritte Offizier klärte mich auf. Es war eine richtige Decksjungenverarsche. Was ich anhatte, war eine Fantasieuniform, die der Sommerausgehuniform der Kriegsmarine ähnlich sah, und hatte überhaupt nichts mit der Handelsmarine zu tun. Die Landratten kauften sich solche Uniformen für den Fasching. Ich war erledigt. Mann, hab ich mich lächerlich, richtig beschissen gefühlt. Am liebsten wäre ich wieder gegangen. Auch der Gedanke tröstete mich nicht, dass neunzehn andere kleine Idioten auf anderen Schiffen den gleichen Affen abgaben wie ich. Zum Teufel mit dir, Old Papendieck!

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