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ORCA - Jasons Traum von Harald Wieczorek
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Preis E-Book:
8.99 €
Buch:
11.80 €
Veröffentl.:
22.11.2021
ISBN:
978-3-96521-539-9 (Buch), 978-3-96521-540-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 124 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Geschichten vom Meer
Meeresgeschichten, Thriller / Spannung, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Heranwachsen, Deutschland, 1960 bis 1969 n. Chr.
Blauwasseryacht, Weltumseglung, Hirntumor, Afrika, Bootsflüchtlinge, Piraten, Segeln, Segellehrer, Hurrikan, Liebe, Freundschaft, Haiangriff, Tod, Trauer, Seefahrt, Segelschiff
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Mit einem leichten „rumms“ dockte eine andere, kleinere Blauwasseryacht an der Steuerbord-Seite der ORCA an. Jason konnte den Namen PEARL erkennen. Die Yacht musste schon während der ganzen Diskussion, außerhalb von Jasons Blickwinkel, auf sie zugekommen sein. Vorne am Bug stand ein großer, sportlicher junger Mann mit blonden Haaren, die er zu einem Zopf zusammen gebunden hatte. Mit einer Hand winkte er Jason zu, mit der anderen hielt er sich an der Griffleiste der ORCA fest. Hinter ihm am Steuer stand ein zweiter Mann, genau das Gegenteil des blonden Mannes. Er hatte eine Glatze und war korpulent. Überrascht, ja fast erschrocken, blickte Jason von der Yacht auf die beiden Männer. „Ahoi Käpt’n“, rief ihm der Blonde zu. Er hatte ein sehr sympathisches Lächeln. „Ahoi, es ist schön, mal eine andere Hochseeyacht mitten auf dem Meer zu treffen. Wie selten kommt das vor.“ Er deutete hinter sich. „Das ist mein Segelpartner John, mein Name ist Collin.“ Jason nickte nur kurz, sagte aber kein Wort. „Wir sind vor einem Jahr aus Miami losgesegelt, haben uns in der Karibik rumgetrieben, wollen jetzt noch mal um Afrika herum und dann wieder nach Hause.“ Jason war immer noch unangenehm überrascht und schwieg. „Wo soll es denn hingehen?“, fragte Collin. „Kap Verde“, antwortete Jason knapp. Collin lachte. „Da kommen wir her. Passen Sie auf die Rio Bar auf. Da ist man schnell sein Geld los.“ Jason nickte erneut. „Na dann, gute Fahrt. Wir müssen los. Sind für morgen Nachmittag angemeldet.“

Collin schüttelte den Kopf. „Aber Käpt’n, für ein Gläschen Whiskey unter Blauwasser-Kollegen ist doch immer noch Zeit.“ „Ich trinke nur Bier“, antwortete Jason kurz angebunden. „Kein Problem. Haben wir natürlich auch an Bord.“ In diesem Moment kam Soja nach oben. Ihr Anblick entlockte Collin einen Pfiff. Von John, der hinter ihm stand, war ein „Donnerwetter“ zu hören. Diese offensichtliche Bewunderungs-Bekundung gefiel Jason überhaupt nicht. „Einen Augenblick Jungs, ich muss was holen.“ Hastig drängte sich Jason an Soja vorbei und ging unter Deck. In dieser ärgerlichen Situation hatten sich bei ihm wieder Kopfschmerzen angekündigt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht erreichte er seine Notfallbox und öffnete sie. Während er hastig die Kapsel heraus nahm, fiel eine Morphium-Ampulle herunter und rollte auf den Boden, direkt auf die Füße von Collin. Er war Jason lautlos gefolgt. Collin hob sie auf und betrachtete die Ampulle neugierig. „Sind Sie ein Junkie oder ein Dealer?“ Entrüstet und wütend zugleich ging Jason auf Collin zu. Er wollte ihm das Fläschchen aus der Hand reißen. „Was zum Teufel …“, weiter kam er nicht.

Ein Schlagstock traf ihn mit Wucht gegen den Kopf. Jason fiel gegen die Koje und auf den Boden. Collin musste den Stock die ganze Zeit hinter sich im Gürtel versteckt gehabt haben. Neugierig sah er sich die Box genauer an, danach ging er mit dem Fläschchen nach oben. John war ebenfalls an Bord der ORCA gekommen, hatte die PEARL mit einer Leine an der Griffleiste fest gebunden. Jetzt hielt er die sich heftig wehrende Soja umklammert. „Ich glaube, hier haben wir einen guten Fang gemacht“, lachte Collin und zeigte John die Morphium-Ampulle.

Jason richtete sich mühsam auf. Der Schmerz im Kopf war unerträglich. Gottseidank hatte ihn der Schlag auf der rechten Seite getroffen. Als erstes schluckte er eine Kapsel, dann nahm er aus einer Schublade seine Pistole und wankte zum Aufstieg. Von oben hörte er die sich verzweifelt wehrende Soja. „Was machen wir jetzt, Collin?“ „Die da nehmen wir mit. Dem Alten geb ich den Rest und schmeiß ihn über Bord. Dann schauen wir mal, was wir alles Verwertbares auf dem Kahn hier finden.“ „Und was machen wir dann mit der Yacht?“, fragte John. Collin lachte „Vor ein paar Tagen war hier im Atlantik ein schwerer Sturm. Wir haben sie unbemannt gefunden. Bergegut, mein Alter, Bergegut! So, und jetzt bring die Verrückte an Bord. Mit der werden wir noch viel Spaß ….“

Weiter kam er nicht, da traf ihn die Kugel in den Hals. Mit einem gurgelnden Laut fiel er von der ORCA in die See. Sein Partner John wollte schnell auf sein Schiff springen, als ihn die zweite Kugel von Jasons Pistole in den Rücken traf. Er fiel gegen die Bordwand der PEARL und versank ebenfalls im Meer. Jason legte die Pistole auf die Bank und hielt sich den Kopf. Diesmal waren es nicht die Schmerzen seiner Krankheit, sondern die Nachwirkungen des heftigen Schlages. Er sank auf die Bank und legte sich auf den Rücken. Er atmete schwer.

Jason wusste nicht mehr, wie lange er auf dem Rücken gelegen hatte. Soja hatte sich neben ihn gesetzt und seinen Kopf in ihren Schoß gelegt. Wie schon beim ersten Mal stand Jason auf. „Danke Soja, mir geht’s schon wieder besser.“ Er nahm seine Pistole und trug sie nach unten. Als nächstes löste er die Leine der anderen Yacht, ging nach vorne und setzte die Segel. Die ORCA nahm Fahrt auf und entfernte sich von der PEARL. Neben der Yacht auf dem Meer sah man die Rücken der beiden Männer. Ohne sie weiter zu beachten, ging Jason ans Ruder und gab den alten Kurs wieder ein. Wie bestellt war der Wind stärker geworden und die ORCA kam gut voran. Soja hatte sich neben ihn gestellt, auch sie blickte nur nach vorne. Als die Sonne immer mehr Richtung Westen sank, drehte Jason sich um.

Obwohl es noch hell war, war von dem anderen Blauwasserschiff nichts mehr zu sehen. Inzwischen zeugte nur noch ein dumpfes Gefühl am Kopf von dem heftigen Schlag. Er stellte die Automatik an und ging zur Bank, nahm eine Dose Bier aus der Kühlbox. Als Soja sich ihm gegenüber setzte, reichte er ihr eine Flasche Wasser. Sie sprachen kein Wort. Während die ORCA mit guter Fahrt durch das Meer fuhr, ging die Sonne unter. Nachdem Jason sein Bier ausgetrunken hatte, ging er unter Deck. Die Stimmung an Bord war angespannt, aber nicht vergiftet. Jason machte, weil es Soja geschmeckt hatte, noch einmal Bohnen mit Würstchen. Ruhig und ohne über das Geschehene zu reden, aßen sie. Als sie gegessen hatten, stellte er Soja wieder ans Steuer und ging nach unten, um mit seinem Anwalt seinen Entschluss, Soja nach Europa zu bringen, zu besprechen.

Nachdem er wieder nach oben kam, war alles mit Fortaleza geklärt. Jason hielt es für ratsam, Soja erst mal nichts weiter davon zu erzählen. Ihm war klar, wie sehr er sie heute Vormittag verwirrt oder schlimmer, gekränkt hatte. Ganz abgesehen von dem Vorfall mit den beiden Amerikanern. Soja rief nach ihm, aber Jason hatte schon gesehen, was sie ihm zeigen wollte. Die Hafeneinfahrt von Kap Verde. Nun übernahm Jason das Steuer und ließ Soja die Segel bergen. Er stellte den Motor an und ruhig fuhr die ORCA in die Hafeneinfahrt. Ohne Probleme steuerte Jason an den Kai.

Er drehte sich zu Soja und gab ihr genaue Anweisungen. „Du darfst auf keinen Fall an Deck kommen!“ Fragend, ja verständnislos sah sie ihn an. „Niemand darf dich sehen! Verstehst du? Du darfst nicht an Bord sein!“ Als sie immer noch nicht verstand. „Du hast keine Papiere! Jetzt klar?“ Nun hatte Soja verstanden. Sie ging nach unten und Jason verschloss den Niedergang. Kurze Zeit später lag die ORCA verstaut am Bunker-Pier. Aus seinem Augenwinkel heraus sah er einen alten Fischkutter nach ihnen in den Hafen hereinfahren. Ein kleiner, rundlicher Mann begrüßte Jason. Ein Kombi stand ebenfalls am Pier. Neben dem Kombi ein junger Farbiger. Der Gehilfe des Ausstatters, der wie sich herausstellte, gleichzeitig der Hafenmeister war. Wie praktisch, dachte Jason, dann öffnete er den Niedergang und ging nach unten. Er gab Soja ein Zeichen, sich ruhig zu verhalten. Danach ließ er sich die Ware nach innen reichen. Nachdem dies geschehen war, wurde die ORCA mit Wasser und Diesel betankt. Jason stand am Pier und ließ seinen Blick über die Hafenbucht schweifen. Da sah er den alten Kutter zum zweiten Mal. Er zog einen Kreis im Hafen und fuhr wieder hinaus.

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