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Lissy von F. C. Weiskopf
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
01.01.2026
ISBN:
978-3-68912-568-4 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 592 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Politik
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Historischer Roman, Kriegsromane: Zweiter Weltkrieg, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories
Abtreibung, Arbeitslosigkeit, Faschismus, Berliner Alltag, Berlinroman, Bürokratie, Düstere Zeiten, Ehe, Emanzipation, Entlassung, Kündigung, Fabrikalltag, Familie, Frauenarbeit, Frauenfigur, Gesellschaftskritik, Großstadtleben, Hoffnung, Klassenkampf, Kapitalismus, Lebenskrise, Liebe, Machtmissbrauch, Menschliche Würde, Moralische Konflikte, Mutterschaft, Opfer und Täter, Patriarchat, Proletariat, Rationalisierung, Selbstbestimmung, Solidarität, Überleben, Unterdrückung, Unterschicht, Weimarer Republik, Weltwirtschaftskrise, Widerstandskraft, Reichtagsbrand, Judenhass, Kommunistenverfolgung, Gewerkschaft, Zeitgeschichte
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Kaczmierczik war ein Scheusal, das stand außer Frage, und alles, was er an jenem Abend äußerte, und er redete nicht wenig, erschien Lissy hohl und abstoßend. Aber ein junger Mensch, den er mitgebracht hatte, Klaus Karger, rettete den Abend, und nicht nur den Abend; sooft Lissy in den nächsten Tagen sich mit Kaczmiercziks Ansichten auseinandersetzen musste (und das war jedes Mal der Fall, wenn Fromeyer von seinen neuen Absichten und Plänen zu sprechen begann), dachte sie an Klaus Karger und daran, dass auch er bei den Nazis war.

Sie besaß genug Aufrichtigkeit und Misstrauen gegen sich selbst, um sich zu fragen, ob dieser nachhaltige Eindruck nicht etwa von den Augen des Jungen herrührte; von seinen seltsamen blauen Augen, die so unnatürlich groß und beinahe schwarz wurden, wenn er beim Sprechen in Erregung geriet. Aber sie fand, die Augen allein konnten es nicht gewesen sein; auch nicht seine Jugend und Unbefangenheit; ja, nicht einmal seine Worte (obwohl Lissy weder von Kaczmierczik noch von Fromeyer, noch von sonst jemand, den sie als Hitleranhänger kannte, solche Worte gehört hatte: vom Aufbruch der Jugend und davon, dass ein Volk sich in der nationalen Revolution erneuere wie die Erde im Frühling und dass nur die jungen Triebe, eine frische Führerschicht und ein erneuertes Reich lebensberechtigt seien). Nein, es war vor allem die Ehrlichkeit seiner Überzeugung gewesen, die auf Lissy einen so starken Eindruck gemacht hatte; seine Bereitschaft, sich einzusetzen für das, was er sagte; sein Glaube an die Güte und Größe der Sache. Und seine Begeisterungsfähigkeit.

Einmal hatte ihn Kaczmierczik unterbrochen: „Ach, lass das doch. Jetzt ist Feierabend, jetzt woll’n wir lustig sein und nichts von Politik hören. Und dann ist Politik auch nichts für Damen!“

Und er darauf: „Das hat mit Politik nichts zu tun: mit Interessen und Parteien und Parlamentsgerede und Vereinsmeierei. Woll’n wir ja alles gar nicht. Und machen wir auch nicht. Nur so weiterleben wie bisher woll’n wir nicht. Das ist auch kein Leben. Dabei gehn wir zugrunde, als einzelne und als Volk. Wir sind hineingestellt in eine Welt der Korruption, aber die Stimme des Blutes sagt uns, dass Sauberkeit, Ehrlichkeit und Tüchtigkeit herrschen sollen. Wir leben in einer Welt, in der alles käuflich ist. Aber wir wollen uns nicht verkaufen. Wir müssen mit ansehen, dass das Geld über die Arbeit herrscht, unsere Ehre aber fordert, dass die Arbeit frei und die Macht des Geldes gebrochen wird. Wir sind, das ganze Volk, national geknechtet. Aber der Drang nach Freiheit ist die Erbschaft unserer Rasse seit Jahrtausenden. Wir leben in einem Volk, das durch Standesdünkel und Klassenkampf zerrissen wird. Aber unser Glaube an Deutschland sagt uns, dass alle Volksgenossen zusammenstehen müssen und jeder sich nur für sein Volk einzusetzen hat und nicht für irgendwelche Neger oder Chinesen. Und wir haben gar nicht die Wahl, zu kämpfen oder in Frieden zu leben. Wenn wir leben wollen, dann müssen wir kämpfen, zuerst um Deutschland und dann um Deutschlands Platz an der Sonne. Das ist doch keine Politik, das ist die schicksalsmäßige Bestimmung unseres Lebens.“

Lissy von F. C. Weiskopf: TextAuszug