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Eugène Pottier – Der Dichter der Internationale von Erich Weinert
Autor:
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
11.08.2025
ISBN:
978-3-68912-556-1 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 292 Seiten
Kategorien:
Lyrik/Russland und Sowjetunion, Lyrik/Tod, Trauer, Verlust, Lyrik/Liebe und Erotik, Lyrik/Natur, Lyrik/Politisch und Protesr
Historischer Roman, Kriegsromane: Zweiter Weltkrieg, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
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WEHR DICH, PARIS!

Für Urbain, Mitglied der Commune

So hör doch, wie sie dich verriegeln!

Paris, die Sache ist kein Spaß!

Siehst du den Rauch nicht auf den Hügeln?

Dort kocht der Preuße seinen Fraß.

Es ist ja Frankreich, das sie fraßen.

Seht, was das Kaiserreich gewann!

Verrammle deine Ausfallstraßen!

Wehr dich, Paris! Paris, tritt an!

 

Das Land zerbrach an allen Fronten,

Von innren Räubern ausgezinst.

Es haben Frankreichs Kraft zu Konten

Spitzbuben schamlos umgemünzt.

Doch wirst zu neuem Kampf dich regen,

Und nie, wie dieser Hampelmann,

Nie übergibst du deinen Degen.

Wehr dich, Paris! Paris, tritt an!

 

Und kommen sie – wir sind entschieden.

Sie sollen heiß empfangen sein.

Die Fraun verstehn es, Pech zu sieden.

Die Jugend nimmt den Pflasterstein.

Paris, mein altes Lieb, nun lade

Mit Sturmgeläut den freien Mann!

Sei wie Granit, sei Barrikade!

Wehr dich, Paris! Paris, tritt an!

 

Paris, vergiss nicht auszubrühen

Das Ungeziefer, wo’s auch sei!

Die Huren und die Dynastien,

Die Luden und die Kaiserei.

Die Saat des Neuen Frankreichs bräunt sich.

Denk an den Sturm, der Flammen blies,

An den Vulkan von dreiundneunzig!

Wehr dich, Paris!

Tritt an, Paris!

September 1870

31. OKTOBER 1870

Für den Bürger Elie May

Verrat, man hat das Volk beschwätzt!

Und Unheil droht aus jeder Miene.

Paris, dein Stadthaus ist besetzt!

Paris, verkündige die Commune!

 

Ist noch nicht hinter Schloss und Riegel

Das welke Fleisch der Diktatur?

Das stutzt dem Volk die jungen Flügel

Mit Kriegsdekreten und Zensur.

Kaum sind wir aus den dumpfen Plagen,

Verlangt der salbungsvolle Gast,

Dass wir den alten Maulkorb tragen,

Den uns das Kaiserreich verpasst.

 

Was brüllt sie denn, die Eselsherde?

So können nur Komplizen schrein.

Sie sagen, dass nun Friede werde,

Und schmelzen die Kanonen ein.

Sie fürchten unsere Gewehre

Doch mehr als jedes andre Land!

Die siebzehndreiundneunziger Ehre

Ward zum Gespött in ihrer Hand.

 

Den Schieber soll der Teufel holen!

Er holt vom Markt das letzte Pfund.

Der Hunger, mit zerschlissnen Sohlen.

Starrt sich nach Fleisch die Augen wund.

So rührt doch eure lahmen Knochen.

Ihr Hungerbrüder, seid nicht still!

Schlagt um euch wie gefangne Rochen,

Da man’s nun mal so haben will!

 

Sie hocken am Kamin, die Feigen.

Ihr Frierenden, verbrennt die Not!

Paris, lass die Commune steigen.

So rot, wie nur ein Morgenrot!

Was kümmert euch noch das Gewäsche

Papierner Generalität!

Zum Sturm! Wir reißen eine Bresche

Im Geist Dantons, der vor uns geht.

 

O wild und trunkene Parole!

Man spuckt nach Thiers und nach Trochu.

Und wieder braust die Carmagnole

Auf jedem Platz bis morgens früh.

Das Volk holt von den Staatstribünen

Das Lumpenpack zum Ausverkauf

Und hängt Verdiente, die’s verdienen,

An Frankreichs alten Eichen auf.

 

Verrat, man hat das Volk beschwätzt!

Und Unheil droht aus jeder Miene.

Paris, dein Stadthaus ist besetzt!

Paris, verkündige die Commune!

1. November 1870

GÖTTIN REVOLUTION

Für den Bürger Mijoul

   Muss ich lang noch warten

   Auf das schöne Kind?

   Ruf’s in jeden Garten,

   Ruf’s in jeden Wind:

Sieh, ich warte! Hör mich doch!

Ach, wie lange wart ich noch!

 

   Ruf’s in jeden Garten,

   Ruf’s in jeden Wind:

   All, die deiner harrten,

   Werden grau und blind.

 

   All, die deiner harrten,

   Werden grau und blind.

   Abgenagt die Schwarten;

   Und der Regen rinnt.

 

   Abgenagt die Schwarten;

   Und der Regen rinnt.

   Wenn ich nur im harten

   Winter Fressen find!

Sieh, ich warte! Hör mich doch!

Ach, wie lange wart ich noch!

 

   Wenn ich nur im harten

   Winter Fressen find!

   Wehn doch im erstarrten

   Hirn nur Wort und Wind.

 

   Wehn doch im erstarrten

   Hirn nur Wort und Wind,

   Uns, den Angekarrten,

   Die nur Sklaven sind.

 

   Uns, den Angekarrten,

   Die nur Sklaven sind,

   Drohn nur Kriegsstandarten

   Und der Hungergrind.

Sieh, ich warte! Hör mich doch!

Ach, wie lange wart ich noch!

 

   Drohn nur Kriegsstandarten

   Und der Hungergrind.

   Tod mischt schon die Karten.

   Unser Blut verrinnt.

 

   Tod mischt schon die Karten.

   Unser Blut verrinnt.

   Ich kann nicht mehr warten,

   Öffne, liebstes Kind!

 

   Ich kann nicht mehr warten,

   Öffne, liebstes Kind!

   Öffne deinen Garten,

   Wo wir fröhlich sind!

Sieh, ich warte! Hör mich doch!

Ach, wie lange wart ich noch!

Paris 1870

Eugène Pottier – Der Dichter der Internationale von Erich Weinert: TextAuszug