Specials
Firmenlogo
Verlag für E-Books (und Bücher), Handwerks- und Berufszeichen
Sie sind hier: Der Verlust oder Die Abenteuer des Uwe Reuss von Wolfgang Schreyer: TextAuszug
Der Verlust oder Die Abenteuer des Uwe Reuss von Wolfgang Schreyer
Format:

Klicken Sie auf das gewünschte Format, um den Titel in den Warenkorb zu legen.

Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
10.05.2021
ISBN:
978-3-96521-447-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 385 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Geschichten vom Meer, Belletristik/Liebesroman/Aktion & Abenteuer, Belletristik/Moderne Frauen
Abenteuerromane, Familienleben, Kriminalromane und Mystery, Liebesromane
Karibik, Rauschgiftschmuggel, Mafia, Waffenschmuggel, USA, CIA, Entführung, Mord, Spionage, Liebe, Drogen
Zahlungspflichtig bestellen

„Fantastisch“, sagte Croft. „Europa steht auf meiner Wunschliste. Hab’s mir noch nie leisten können.“ Wirklich, er schien begeistert, knipste zur Vorsicht das Radio an und entwickelte halblaut seine Ideen. Was die Horchaktion anging, waren ihm Skrupel fremd; er sah nur praktische Probleme, die Sache selbst war für ihn eine Tat von sportlich-technischem Reiz. Sie diente seinem Land. Er schlug vor, Number One mit DEA-Mikrofonen zu verwanzen, den sogenannten Stateroom mittschiffs an Backbord, in dem Cliff Celeste residierte. Eigenhändig würde er das tun. Und zwar unter dem Vorwand, die Belüftung zu reinigen, wofür er sogar zuständig war. Durch den Klimaschacht, so fand er, ließ sich leicht ein dünnes Kabel ziehen. Den Minisender, von Goldberg mitgeliefert, schirmte vermutlich das Stahldeck ab. Der Draht aber machte es zum Kinderspiel, hier mitzuschneiden, was in Number One gequatscht wurde, der Fürstensuite. Eben da, meinte Croft, fielen die Würfel, wenn überhaupt auf dem Schiff. Dort spielte Cliff die erste Geige, keinem sonst stand es zu, sich irgendwo mit einem Drogenboss zu treffen. Ging er allerdings an Land, um zu verhandeln, würde es ein Schlag ins Wasser sein. Dann musste ihnen noch mehr einfallen.

Reuss hörte ohne Enthusiasmus zu. Was für ein simpler Plan! Gewisse Details des Lauschangriffs – wie das bei Dattel hieß – jagten ihm Schauer über den Rücken. Croft war zu jung, zu naiv, jäh für den Plan entbrannt, er sah kaum die Gefahr. Ein hirnloser Spezialist der Marine, auf action getrimmt, scharf auf den Sieg über das Laster, als hinge da ein dicker Orden dran.

„Schmink dir das lieber ab“, riet er, als Croft fertig war und ihn gespannt ansah, erwartungsvoll wie ein Musterschüler. „Die Jungs sind nicht von gestern, Jimmy, die finden dein Zeug, der Draht führt sie zu uns. Und dann gehen wir beide über Bord, mit Ballastblei um den Bauch.“

„Ein Feigling stirbt tausend Tode, der Mutige nur einmal.“

„Einmal reicht mir. Für Patrioten passend, ein kühles Grab! Dir hat man das mal eingetrichtert, bei den Ledemacken, du Supermann; zieh dich getrost daran hoch. Aber bitte ohne mich … Bei mir daheim warten Weib und Kind.“

„Nicht nervös werden, alter Junge. Du vergisst meine Sonderausbildung. Was von mir montiert ist, das entdeckt kein Schwanz. In Cliffs Hauptquartier wird kein Sender arbeiten, es gibt dort bloß den Knopf und ein Stück haarfeinen Draht.“

Wie stoppt man ihn noch? Reuss merkte, seit ihrem Friedhofsgespräch hatte sich die Situation zwischen ihnen verändert. Croft schien dabei, den Zwang zu verinnerlichen und sich als Kämpfer gegen das Rauschgift zu sehen. In bestimmter, recht markanter Weise unterlag er einem Sog, der fatalen Eigendynamik militärisch-polizeilicher Abläufe und Ideen. Bei ihm wurde der Schneeball zur Lawine – jetzt, in diesem Augenblick. Vermutlich befreite ihn das von all der Öde, erst auf der Bohrinsel, nun im Maschinenraum. Er war von der Vorstellung erfüllt, seine jugendliche Kraft mit Gangstern zu messen, die zu schlagen und ein Held zu sein.

„In Ordnung“, sagte Reuss. „Ich kann dir ja folgen. Du siehst dich vielleicht schon mit Blasmusik und Konfettiregen in das Orange-Bowl-Stadion von Miami einziehen, als Liebling der Menschheit und der Drogenbehörde. Das Dumme ist nur, ich werde das Gefühl nicht los, dem Strolch, der uns hier auslöschen kann, schon mal begegnet zu sein.“

„Cliff Celeste?“

„Genau dem. Falls das stimmt und er sich gleichfalls erinnert, womöglich besser als ich, haben wir von vornherein verspielt, nicht wahr? Zumindest ein verdammt mieses Blatt.“

„Ihm fällt bestimmt zu dir nichts ein.“

„Wie zum Teufel willst du das wissen, Jimmy?“

„Weil er dir nie begegnet ist. Nicht mal im Traum. Du verkehrst ja kaum in seinen Kreisen. Auch wenn’s weh tut, Uwe, für einen wie ihn bist du weniger als Luft.“

„Und wieso ist mir dann, als ob ich ihn kenne?“

„Lass mich raten, woher: aus der Zeitung. Du hast sein Bild unterwegs gesehen, zwischen Florida und Jamaica. Im ,Miami Herald' und in ,USA Today‘ sind nämlich Fotos gewesen.“

„Ach so, schon kapiert. Du sprichst von Robert Vesco.“

„Wir reden von demselben Mann. Celeste ist Vesco, das garantiere ich dir. Ich hatte schon immer mehr Sinn für Gesichter als du.“

„Hut ab vor deinem Scharfblick, aber das geht zu weit. Diesmal verrennst du dich, mein Lieber.“

 

Der Verlust oder Die Abenteuer des Uwe Reuss von Wolfgang Schreyer: TextAuszug