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Großgarage Südwest von Wolfgang Schreyer
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
11.10.2011
ISBN:
978-3-86394-081-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 473 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Thriller/Spionage, Belletristik/Thriller/Politik, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Polizeiprozesse, Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Politik
Abenteuerromane, Spionagethriller, Historischer Roman, Kriminalromane und Mystery: Polizeiarbeit, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Thriller / Spannung, Politthriller/Justizthriller, Liebesromane, 1940 bis 1949 n. Chr.
Verbrecherjagd, Ostberlin, Wetsberlin, Falschgeld, Tresorknacker, 20. Jahrhundert, Krimi, Thriller
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Ungefähr zur gleichen Zeit, der letzte Schein des Tages stand am westlichen Himmel, betrat Alexander das Jakobs'sche Grundstück von der Rückseite her, wie man es ihm angeraten hatte.
Nachdem er das schmiedeeiserne, finstere hohe Tor in der Parkmauer durchschritten hatte, erblickte er in fünfzig Meter Entfernung am Ende des breiten Weges die Villa. Im Näherkommen unterschied er an der dunklen Masse des Hauses ein von zwei Säulen getragenes Giebeldach, unter dem eine breite, flachstufige Treppe zum Eingang hinaufführte. Darüber, in der dreieckigen Giebelwand, waren in römischen Kapitalbuchstaben die Worte eingegraben: 'Sei gegrüßt'.
Das also ist die Zentrale der Berliner Organisation! Alexander nahm bedächtig, ohne jedes Beklemmungsgefühl - was ihn wunderte - die flachen Stufen. Der Anblick des großen, massiven Gebäudes, dessen Bewohner er zu überlisten hoffte, entmutigte ihn nicht; sein Plan stand fest. Von seiner Militärzeit her war ihm zwar der Spruch geläufig: Es kommt immer alles anders als du denkst. Aber es blieb ihm keine Zeit mehr, sich mit dieser Alltagsweisheit kritisch auseinanderzusetzen, denn unmittelbar vor dem Eingang leuchtete ihm jemand ins Gesicht.
"Halt, wer sind Sie?"
"Der Kaiser von China", antwortete Alexander mechanisch - so hatte ihn Bobby Kopsch angewiesen. Die Taschenlampe erlosch, er schritt weiter. Jetzt befand er sich in einer schwach erleuchteten Empfangshalle. Links vor sich erblickte er einen riesengroßen Spiegel. Gegenüber davon, rechts befand sich der Aufgang. Er stieg lautlos die mit dicken Läufern belegten Treppen hinauf. Im zweiten Stock die vorletzte Tür rechts, das wusste er.
Der Korridor in der zweiten Etage schien endlos. An zwei Stellen fiel durch ein quadratisches, dick verglastes Oberlicht ein schwacher Schimmer herein. Links und rechts gingen hohe Flügeltüren ab.
Alexander starrte angestrengt in das Halbdunkel. Er spürte die schweigende, atemlose Spannung, die über dem weiträumigen Haus lag. Durch ein Schlüsselloch rechts fiel gelbes Licht, drangen leise Stimmen. Er schritt weiter, doch plötzlich stockte sein Fuß. Eine dunkle Gestalt bewegte sich ebenso lautlos auf ihn zu. Da! Jetzt hielt auch sie an, stand abwartend da, lauernd...
Alexander hüstelte, um die gespenstische Atmosphäre zu zerreißen. Er dachte an die Dollarbündel, die seine Aktentasche füllten, und drückte sie unwillkürlich fester an sich. Der andere, kaum vier Schritte von ihm entfernt, machte eine ähnliche Bewegung...
In diesem Augenblick entdeckte er, dass dieser geheimnisvolle Zweite er selbst war. Der Korridor wurde durch einen Spiegel abgeschlossen, der die ganze Wand einnahm - eine der Absonderlichkeiten, die der frühere Eigentümer der Villa sich neben vielen anderen geleistet hatte.
Alexander drehte sich ärgerlich um. Er zählte von neuem die Türen. Diejenige, durch deren Schlüsselloch Licht fiel, musste es sein. Schon hob er die Hand, um zu klopfen, als er drinnen wieder reden hörte. Eine weibliche Stimme, in der er die des Mädchens aus der Spanischen Allee erkannte, sagte erregt: "Meinen Sie, ich wüsste nicht, dass hier geschoben wird, Herr Dr. Scherz? Wenn Sie mich nicht sofort hinauslassen, zeige ich Sie an!"
"Wenn ich Sie nicht fortlasse, können Sie uns auch nicht anzeigen", konstatierte eine tiefe, wohlklingende Stimme. "Übrigens muss ich Ihnen widersprechen. Geschoben wird hier nicht."
"Jawohl! Zum Beispiel mit Buntmetall. Teils bringen es Leute aus der Zone, teils wird es hier von S-Bahngleisen abmontiert, gestohlen, und unsere Interzonenwagen nehmen es mit!"
"Ach so, das meinen Sie. Na schön. Und deswegen wollen Sie die Firma anzeigen?"
Alexander konnte ihre Antwort nicht verstehen; er horchte und spähte abwechselnd durchs Schlüsselloch.
Dr. Scherz drinnen stimmte ein herzhaftes Lachen an.
"Sie haben mich missverstanden, Fräulein Ruth. Selbstverständlich können Sie gehen, die Tür ist doch nicht abgeschlossen. Ich gebe Ihnen dann nur den Rat, bleiben Sie im Hause und warten Sie hier in der Bibliothek auf mich, bis die Besprechung zu Ende ist."
"Ich denke nicht daran!"
"Wie Sie wollen. Ich wollte einige sehr wissenswerte Dinge von dieser Firma hier erzählen, dafür würde sich Ihr Herr Vater bestimmt interessieren."
"Dann sagen Sie's doch gleich!"
"Kann ich nicht. Erst die Unterredung mit dem Chef bringt mir Sicherheit. Im vermute, es handelt sich um mehr als um - Schiebungen, wie Sie es nannten ..."
Alexander hatte den Eindruck, dass sich die Sprechenden der Tür näherten; er trat hastig einige Schritte zurück und gab sich den Anschein, eben erst zu kommen.
Die Tür wurde geöffnet, und Ruth trat heraus. Sie musste an Alexander vorbei, sah ihn erst im letzten Augenblick und zuckte heftig zusammen. Er sah in ihre schreckgeweiteten Augen, wollte etwas sagen, doch die Kehle war ihm wie zugeschnürt.
"Ach, Sie sind es", murmelte sie leise, es klang wie erleichtert; dann lief sie weiter.
Ich bitte um Entschuldigung", sprach er hinterher, aber er war nicht sicher, ob sie es noch gehört hatte.
"Kommen Sie herein, Kollege", sagte Dr. Scherz jovial. "Na, ein bisschen gehorcht, was? Nicht abstreiten, ach, wozu denn, das machen wir doch alle, wenn's mal klappt. Ja. Sie sind mir nämlich vom Portier schon vor fünf Minuten gemeldet worden, nicht wahr, vornehmer Laden hier, was?" Mit diesen Worten geleitete er den Besucher zum Sessel, lud ihn mit weit ausholender Geste zum Platznehmen ein und schaltete seinen Musikschrank an. Rias brachte amerikanische Komponisten zu Gehör. Dr. Scherz setzte sich nicht hinter den Tisch, sondern rückte seinen Sessel unmittelbar neben den Alexanders, so dass sie sich ohne Mühe in gedämpftem Ton unterhalten konnten.

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