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Kognakbohnen in der Kaffeemaschine
In seinem erstaunlichen „Besuch im großen Zoo“ zeigt sich Autor Günter Saalmann gleich doppelt talentiert
Das ist ein erstaunliches Buch. Zum einen enthält „Besuch im großen Zoo“ Gedichte, Reime und Rätsel aus drei Jahrzehnten. Die Texte sind geordnet – nach Adressaten, für die sie einmal gedacht waren, oder für die sie sich einfach ergeben haben. Das Alter der Adressaten reicht von klein bis groß und größer, es beginnt friedlich und freundlich, wird weniger friedlich und freundlich und zum Schluss sogar bissig und bösartig. Hier konnte sich ein Autor ausprobieren und austoben.
Zu den friedlichen, freundlichen Gedichten, die sogar als Lebensratgeber taugen, gehört auch das folgende:
NUDELN IN DER WASCHMASCHINE
Freunde, überlegt mal scharf,
warum man dies und das nicht darf.
Etwa: in der Kaffeemühle
süße Kognakbohnen mahlen.
Etwa: in dem Spielzeugladen
nur mit Spielzeuggeld bezahlen.
Etwa: seinen Wellensittich
mit gekautem Gummi füttern,
etwa: seine müde Mutter
ständig durch Gebrüll verbittern.
Nudeln in der Waschmaschine,
Butter in der Haarfrisur,
Tinte in der Blumenvase,
Suppe in der Küchenuhr,
und den Finger in der Nase
schätzen Mütter auch nicht. Leider.
Freunde, überlegt mal scharf,
wieso man dies und das nicht darf.
Richtig: weil die Kognakbohnen
einer Kaffeemühle schaden.
Richtig: Spielzeuggroschen gibt es
schon genug im Spielzeugladen.
Richtig: weil bei müden Müttern
die Geduld nicht endlos lang ist.
Richtig: Weil der Wellensittich
innen zuklebt und dann krank ist.
Nicht mehr singt. Kann sogar sterben.
Und die Schleuder schleudert nicht,
Butter ranzig, Uhrwerk rostig,
oder gar der Finger – bricht
ab! Und was für Plag' es kostet,
Tintenblumen zu entfärben!
Besonders zu empfehlen ist auch „EINE NACHT IN AUSTRALIEN“ - Wohin die neue deutsche Rechtschreibung noch nicht vordrang …
Aber da ist noch mehr. Zum Beispiel die perfekte Antwort auf die Frage, ob man in den Vorlesungsnachschriften am Literaturinstitut „Johannes R. Becher" in Leipzig, das der Autor in den Jahren 1973 bis 1976 besucht hatte, kritzeln durfte. Er hat es jedenfalls getan. Und wie er versichert, hat er damals dennoch gut aufgepasst. Insgesamt 100 dieser Kritzeleien sind den Texten (sehr) frei zugeordnet und manchmal auch ein wenig aktualisiert worden. Und auch wegen dieser 100 Vignetten des Autors lohnt sich mindestens ein Blick ins Buch oder noch besser der Kauf desselben. Herzlich willkommen zum „Besuch im großen Zoo“! Ein ganz erstaunliches und amüsantes Buch.
Der 1936 in Waldbröl im Bergischen Land geborene, aber in Sachsen aufgewachsene Schriftsteller Günter Saalmann war über die Tanzmusik zum Schreiben gekommen: Die Schlager- und Liedtexte des Posaunisten hatten ihm Mitte der 1970er Jahre wie schon gelesen einen Studienplatz am Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ eingebracht. Danach wurde er freischaffender Schriftsteller - und Musiker. Zusammen mit dem Jazzgitarristen Helmut „Joe“ Sachse trat er in dem musikalisch-literarischen Programm „Po(e)saunenstunde“ auf, bei Litera erschien 1983 eine gleichnamige LP. Saalmann, der seit Jahren in Chemnitz lebt und arbeitet, schreibt vor allem Kinder- und Jugendbücher, aber auch Kindergeschichten für (Groß)Eltern. Nach eigenen Worten spricht er „Kinder von 92 – 174 cm und Erwachsene ab drei ausgelesenen Büchern“ an. Auch seine musikalischen Programme seien „für alle Altersgruppen von 6 bis 99 geeignet“.