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Der vertauschte Vati von Manfred Richter
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Preis E-Book:
3.99 €
Veröffentl.:
01.10.2014
ISBN:
978-3-95655-072-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 40 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer, Kinder-und Jugendbuch/Familie/Eltern, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Anfänger, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Bücher mit Kapiteln, Kinder-und Jugendbuch/Schule und Bildung
Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Familienromane, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Familie, Kinder/Jugendliche: Schulromane
Vater-Sohn-Konflikt, Rollentausch, Schule, Arbeit, Musik, Faulheit
6 - 11 Jahre
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Und der richtige Vati Bredemeier?

An diesem Freitag früh lag Vati Bredemeier lange im Bett. Schlafen konnte er leider nicht mehr, weil er an das zeitige Aufstehen gewöhnt war. Aber er aalte sich, das war auch schön. Später zog er Bennis kurze Hose an, warf sich den Ranzen auf den Rücken und rannte zur Schule.

Sein Sohn hatte dieses Tempo immer durchgehalten. Aber man muss es lange üben. Vati Bredemeier hing schon auf halbem Weg die Zunge heraus. Er verbummelte die Zeit. Oberlehrer Sengpiel diktierte bereits die komplizierte Nachschrift, als Vati Bredemeier die Tür zum Klassenzimmer öffnete.

Die Köpfe der Kinder fuhren hoch. Alle starrten den Zuspätkommenden an, auch Oberlehrer Sengpiel.

Den großen Tausch bemerkte allerdings niemand. Vielleicht, weil in Gedanken jeder mit dem Diktat beschäftigt war? Aber es ist auch möglich, dass es an Bennis kurzer Hose und an dem Ranzen auf Vatis Rücken lag. Wer weiß das? Jedenfalls sagte Vati Bredemeier laut und deutlich: „Moj'n, Leute, lasst euch mal nicht stören, flott, flott!"

Er setzte sich auf Bennis Platz und wunderte sich, weshalb die Jungen und Mädchen kicherten. Nur Oberlehrer Sengpiel kicherte nicht. Er saß mit offenem Mund hinter seinem Tisch und staunte über diesen vorlauten Schüler.

Zum Glück fiel Vati Bredemeier ein, dass er ja nicht mehr Vati Bredemeier war, der sich im Betrieb nie ordentlich entschuldigt, wenn er einmal zu spät kommt. Er war jetzt ein Kind, und von Kindern verlangt man Höflichkeit. Er blinzelte erschrocken, stand schnell auf und entschuldigte sich, wie es sich gehört. Er sagte: „Bitte, entschuldigen Sie. Ich konnte nicht so rennen. Das kommt wahrscheinlich von der Raucherei."

„Wie bitte?", fragte Oberlehrer Sengpiel entsetzt.

„Ach so", Vati Bredemeier kratzte sich am Kopf. „Ich meine, also, mit der Raucherei meine ich, mein Vati raucht so viel, sagt meine Mutti. Davon hat sogar schon unser Wellensittich einen Husten."

Oberlehrer Sengpiel guckte sehr misstrauisch. Aber er wollte nicht, dass der Unterricht gestört wird. Deshalb sagte er: „Setz dich. Hol dein Heft heraus!"

Da war noch einmal alles gut gegangen. Vati Bredemeier zog das Schreibheft aus dem Ranzen und beteiligte sich am Diktat. Nach einer Viertelstunde begannen seine Finger zu schmerzen. Ich bin das Schreiben nicht mehr gewohnt, dachte er. Und dann überlegte er, ob nämlich mit ,h' oder ohne geschrieben wird. Ehrlich gesagt, Vati Bredemeier schielte sogar zum Nachbarn. Aber er durfte nicht abschreiben, weil das ein Übel ist.

Endlich klingelte es zur Pause. Die Hefte wurden eingesammelt. Vati Bredemeier sprang mit den anderen Kindern die Treppe hinab in den Hof. Die Stillsitzerei hatte er schon ein bisschen satt.

Er brüllte und tobte und ließ sich gleich in einen ordentlichen Ringkampf verwickeln. Das tat gut, weil er heute seine Muskeln überhaupt noch nicht gebraucht hatte. Plötzlich packte ihn jemand am Kragen. Es war Herr Sengpiel.

Vati Bredemeier ist durch seine Arbeit in der Gießerei ziemlich kräftig. Er hätte sogar Oberlehrer Sengpiel verwamsen können. Aber weil er jetzt Benni war, musste er den Kopf hängen lassen und so tun, als würde er sich schämen. Das war nicht einfach. Er seufzte, und Herr Sengpiel meinte: „Was ist bloß heute mit dir los, Benni?"

Der vertauschte Vati von Manfred Richter: TextAuszug