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Das Ei in der Trompete von Manfred Richter
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
01.10.2014
ISBN:
978-3-95655-070-6 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 234 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Familie/Eltern, Kinder-und Jugendbuch/Lebensstile/Stadt- und Landleben, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Ausreißer, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Freundschaft, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Mittleres Niveau
Kinder/Jugendliche: Familienromane, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Familie, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen. Freunde und Freundschaft, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Ausreißer
Trompete, Freundschaft, Ausreißer, Umzug, Vertrauen, Lüge, Schule
10 - 99 Jahre
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Bei anderen Leuten wiederum machte Freundlichsein Spaß.

Neben Gutmanns wohnte eine sehr alte Oma mit ihrem nicht ganz so alten Sohn und dem rothaarigen Enkelkind Heike. Die Oma ging schon ein wenig krumm und benutzte beim Gehen einen Stock. Eigentlich sah sie wegen ihrer entzündeten Augen, die immer ein bisschen weinten, und ihrer großen Warze am Kinn nicht gerade sehr freundlich aus. Aber Dieter wusste es besser. Er fuhr nämlich zufällig einmal mit ihr im Fahrstuhl nach unten. Da hörte er, wie sie leise vor sich hin kicherte.

Als der Fahrstuhl unten hielt, hob die alte Frau blitzschnell ihren Krückstock, drückte damit auf den obersten Knopf, und sie sausten wieder hoch.

Dieter war natürlich erstaunt, aber er dachte: Vielleicht hat sie etwas vergessen. Oben jedoch drückte die Frau mit der Krücke zielsicher auf den Knopf vom Erdgeschoss, und sie rutschten wieder nach unten.

„Gottogott“, murmelte sie dabei, „wie das kitzelt!“

Dieter merkte, dass sie nur einfach zum Spaß ein bisschen rauf und runter gondelte. Sie lehnte an der Wand und kicherte. Da musste auch Dieter grinsen, dann prustete er los, und dann standen sie im abwärts sausenden Fahrstuhl und lachten zusammen wie zwei kleine fröhliche Kinder.

Im Erdgeschoss trommelte jemand ungeduldig gegen die Fahrstuhltür. Es war der dicke Herr Gutmann. Er fuhr Dieter sogleich an: „Was soll die Alberei? Raus! Marsch!“

Dieter wollte schon an ihm vorbeihuschen, da zog ihn die alte Dame mit ihrem Krückstock zurück. Sie lispelte vornehm: „Etwas mehr Höflichkeit bitte: Im Übrigen sollten Sie bei Ihrer Korpulenz den Fahrstuhl meiden!“

Sie drückte rasch auf den Knopf. Vor dem sprachlosen Herrn Gutmann schob sich die Fahrstuhltüre zu, und Dieter flitzte mit der Alten zurück in die zehnte Etage. Dabei kicherte sie so sehr, dass ihr die Tränen an der großen Warze vorbeiliefen. „Dem ist das Lachen vergangen“, freute sie sich, „dieser Mensch lacht heute mal ausnahmsweise nicht!“

Dieter fand die alte Dame äußerst fetzig und war verblüfft, als er ihren Namen an der Wohnungstür las! Sie, ihr Sohn und das rothaarige Enkelkind hießen Böse.

Im Haus wohnte also die gute Familie Böse und daneben die ziemlich böse Familie Gutmann. Kurzum, die Leute waren unterschiedlich, und ein Junge hat es nicht leicht, wenn er jeden Tag freundlich und zuvorkommend sein soll. Dieter dachte: Freundlichsein ist unter Umständen wie schwindeln.

Von da ab war er nur noch wirklich freundlich, wenn ihm freundliche Menschen begegneten. Zu allen anderen sagte er nur einfach „Guten Tag!“ und lief vorbei. Sie waren ihm schnurzpiepegal.

Das Ei in der Trompete von Manfred Richter: TextAuszug