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Als ein Schinken vom Himmel fiel. Sagen aus Pinnow und aus der Nachbarschaft von Herbert Remmel
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Preis E-Book:
4.99 €
Buch:
12.80 €
Veröffentl.:
01.03.2018
ISBN:
978-3-95655-864-1 (Buch), 978-3-95655-865-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 112 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Sagen, Belletristik/Märchen, Volkserzählungen, Legenden und Mythologie, Belletristik/Geschichte
Mythen und Legenden (fiktional), Heimatkunde, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Mecklenburg-Vorpommern
Sagen, Geschichte, Pinnow, Petermännchen, Unterirdische, Schmied, Lindwurm, Weiße Frau, Wod, Räuber Röpcke, Pinnower See, Kröte, Godern, Mühle, Müller, Teufel, Götterkopf, Raben Steinfeld, Steinerner Tisch, Großherzog, Skat, Consrade, Plate, Peckatel, Frau Waur, Draak, Riesen, Zietlitz, Sukow, Wassermann, Crivitz, Stadtwald, Gädebehn, Augustenhof, Brauteiche, Streiteiche
12 - 99 Jahre
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Wie die Crivitzer zu ihrem Stadtwald kamen

Es ist schon lange her, als die Crivitzer erfuhren, dass schwedische Krieger Schwerin besetzt hatten und ihrem Fürsten an den Kragen wollten.

Auf dem Marktplatz in Crivitz gab der Bürgermeister den Einfall der Schweden bekannt und er sagte auch, dass diese den Fürsten sehr bedrängten. „Denn möten wi hen un den Fürsten bistahn“ (Da müssen wir hin und dem Fürsten beistehn), rief der Bürgermeister mit lauter Stimme, woraufhin die Crivitzer Bürger beschlossen, umgehend nach Schwerin zu marschieren. Als die Crivitzer nun mit Äxten, Dreschflegeln, Sensen und Knüppel bewaffnet dort eintrafen und die Schweden diesen Haufen entschlossener Crivitzer Bürger erblickten, nahmen sie gleich Reißaus. Der Herzog war über die Treue der Crivitzer so gerührt, dass er ihnen zum Dank dafür erlaubte, aus den herzoglichen Forsten ihr Leben lang soviel Feuerholz zu bergen als sie brauchten.

Das war was für die Crivitzer, das brauchte man ihnen nicht zweimal sagen. Nichts wie hin in die Lewitz und nicht nur das Holz mitgenommen, was oben lose herumlag, sondern hier und da wurde auch schon mal ein Beil geschwungen. Das war aber viel mehr als die Crivitzer brauchten und sie begannen, mit dem von ihnen nicht gebrauchten Holz einen schwunghaften Handel zu treiben. Das gefiel dem zuständigen Forstmeister nun gar nicht und er beschwerte sich beim Herzog über das geschäftliche Treiben der Crivitzer mit dem Holz, das ihnen ja gar nicht gehörte.

„So habe ich das auch gar nicht gedacht“, sagte da der Fürst, ließ seine Kalesche anspannen und fuhr nach Crivitz, wo die Leute schon auf dem Markt versammelt waren. Dort verhandelte der Fürst mit seinen Bürgern und man einigte sich, dass die Crivitzer in Zukunft ihr Holz vom Förster zugewiesen bekommen aus einem Waldstück, das der Herzog den Crivitzern schenkte. Seitdem fiel das ihnen dann zugeteilte Feuerholz nie zu knapp aus. Und zu alledem hatten sie nun auch einen eigenen Stadtwald, den sie stolz „Bürgerholz“ nannten und den sie bis zum heutigen Tag in einem guten und gepflegten Zustand halten.

Quelle: B. Keuthe,1997 – nach Gewährsmann Karl Puls

Neu erzählt: H. Remmel

Hintergrund

Eine Sage, in der ein mecklenburgischer Fürst seinen Untertanen Freund ist, dessen Namen aber nicht genannt wird, ist seltsam und ungewöhnlich.

Zweifellos handelt es sich aber in dieser Sage um Herzog Karl Leopold, der Mecklenburg-Schwerin von 1713 bis 1728 regierte.

Vor ihm und nach ihm hat kein Mecklenburger Fürst je versucht, sich gegenüber der Ritterschaft und den Ständen als souveräner Landesherr durchzusetzen. Karl Leopold strebte die volle Souveränität eines absoluten Herrschers an, wobei er bei der Durchsetzung dieses Zieles sehr resolut zu Werke ging und besonders der Ritterschaft im wahrsten Sinne der Worte auf die Güter rückte. Er war wohl der von den Junkern und den Landständen, aber auch von der eigenen herzoglichen Familie meist gehasste Mann im Lande. Diese Fronde erreichte 1717, dass Kaiser Karl VI. eine Reichsexekution ins Mecklenburger Land schickte, um den „verrückten“ Fürsten zur Raison zu bringen. Dazu rückten 8000 Mann hannoversche Exekutions-Truppen mit Artillerie und allem drum und dran für mehrere Jahre ins Land, mit denen sich der Fürst auch militärisch auseinandersetzen musste.

Ein erstes Gefecht bei Walsmühlen 1719 entschied Karl Leopold jedoch für sich. Für ein zweites Treffen erließ der Fürst einen Aufruf besonders an die Bauernschaft, aus deren Reihen ihm Scharen zuliefen – nach dem Motto, der Feind der Ritterschaft ist der Freund der Bauern. Kurzfristig hatte Karl Leopold ein mit Sensen, Sicheln und Hacken, mit Heu- und Mistforken bewaffnetes Bauernheer zusammen, das im Juni 1730 in der Lewitzniederung bei Jamel auf die professionellen „kaiserlichen“ Hannoveraner Truppen traf und das in einem blutigen Gemetzel geschlagen wurde. Karl Leopold wurde suspendiert und er verbrachte seinen Lebensabend auf der Festung Dömitz.

Mit einem solchen verrückten Kerl, der sich gegen die gottgewollte Ordnung stemmte, wollten weder die fürstliche Verwandtschaft, das Schweriner Establishment noch besonders die Stände etwas zu tun haben, weshalb allein schon die Erwähnung des Namens des Herzogs Karl Leopold sowohl aus der Öffentlichkeit als auch aus der Sagenliteratur verbannt wurde.

Als ein Schinken vom Himmel fiel. Sagen aus Pinnow und aus der Nachbarschaft von Herbert Remmel: TextAuszug