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Pia, Patrick und die Graffiti-Geister - EDITION erinnert zum 80. Geburtstag an Maria Seidemann

 

GODERN bei Schwerin – „Am Nachmittag brachten wir Mama zum Bahnhof. Als der Zug abgefahren war, sagte Papa: „Das wird bestimmt eine furchtbare Woche!“ Patrick meinte: „Wieso? Wir haben doch alles besprochen. Ich mache jeden Tag ein bisschen sauber. Pia kocht. Und du gehst in deine Schule wie immer! Alles total normal!“ Papa seufzte und schob uns ins Auto. Er setzte Patrick bei seinem Sportverein ab und mich vor unserer Wohnung. Dann musste er in die Schule zur Elternversammlung.“ Mit diesen sehr alltäglichen, dennoch neugierig machenden Sätzen beginnt das erstmals 2004 erschienene Jugendbuch „Pia und die Graffiti-Geister“ von Maria Seidemann. Die sehr vielseitige und schaffensfreudige Autorin wäre am 16. Oktober 80 Jahre alt geworden. Maria Seidemann hatte mit Gedichten debütiert, später folgten Erzählungen und Romane aus dem DDR-Alltag. Seit Mitte der 1980er Jahre lag der Schwerpunkt ihres Werks beim Kinder- und Jugendbuch. In dem Jugendbuch „Neunfinger“ behandelte sie 1983 das bis dahin in der DDR weitgehend tabuisierte Thema des Lebens mit einer Körperbehinderung. Aus dem fast 100 Bücher umfassenden Werk von Maria Seidemann liegen bei EDITION digital neben den „Graffiti-Geistern“ weitere sieben Titel vor. Dazu gehören der Geschichten-Band „Der Tag, an dem Sir Henry starb“ (1980), „Das geschminkte Chamäleon. Ein ironischer Roman aus dem alten Berlin“ (186) sowie die Kinderbücher „Der kleine Drache auf dem Berg“ (1994) und „Der kleine Zauberer Sim Salabim“ (2006), in dem eine höchst erstaunliche Geschichte erzählt wird – die vom Zauberschüler Sim Salabim und von einem Mädchen, das Leona heißt. Alle E-Books sind unter edition-digital.de sowie im Online-Buchhandel zu haben.

Das Leben von Maria Seidemann hatte einen ungewöhnlichen Anfang: Sie wurde am 16. Oktober 1944 auf einem Güterbahnhof in Engelsdorf bei Leipzig geboren. Nachdem sie 1964 ihr Abitur an der EOS Dresden-Süd abgelegt hatte, absolvierte sie in Potsdam eine dreijährige Fachschul-Ausbildung zur Archivarin. Danach unterrichtete sie dort Geschichte. Gleichzeitig studierte sie selbst im Fernstudium ebendieses Fach an der Berliner Humboldt-Universität. In den Jahren 1972/73 war sie Teilnehmerin eines Literaturkurses am Leipziger Institut für Literatur „Johannes R. Becher“. Danach war sie kurzzeitig als Archivarin am Staatlichen Filmarchiv der DDR tätig. Ab 1974 lebte Maria Seidemann als freie Schriftstellerin in Potsdam. Im Jahr 2004 erlitt sie einen schweren Verkehrsunfall. Bei der anschließenden Untersuchung wurde bei ihr auch Brustkrebs diagnostiziert. Am 7. September 2010 starb sie in Lehnin mit nur 65 Jahren an den Folgen ihres Krebsleidens.

Für ihr Schaffen war Maria Seidemann, die ab 1981 dem Schriftstellerverband der DDR angehörte und ab 1990 Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller war, vielfach ausgezeichnet worden. So erhielt sie unter anderem 1982 den Debütpreis des Schriftstellerverbandes der DDR, 1986 den Theodor-Fontane-Preis des Bezirks Potsdam, 1989 den Alex-Wedding-Preis, 1990 den Buxtehuder Bullen sowie 1998 den Ehm-Welk-Literaturpreis.

Titelbilder können Sie hier herunterladen.

EDITION digital: Presse 10.10.2024 - Pia, Patrick und die Graffiti-Geister