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Glücklich, dass Prosawerk noch als E-Book erschien

Lyriker, Essayist und Erzähler Uwe Berger ist gestorben

 

GODERN bei Schwerin Der Lyriker, Essayist und Erzähler Uwe Berger ist tot. Nach Angaben seiner Frau Dr. Anneliese Berger ist der Autor am Sonntag, dem 16. Februar in Berlin gestorben. Das hat der Mecklenburger Verlag EDITION digital am 17. Februar mitgeteilt. Bei EDITION digital war aus Anlass von Bergers 85. Geburtstag am 29. September vergangenen Jahres sein gesamtes Prosawerk als EBooks erschienen. Dazu gehören sein bis dahin unveröffentlichtes Tagebuch „Ungesagtem lauschen“ aus den Jahren 2000 – 2012 sowie sein letzter Roman „Suche nach mehr“. Uwe Berger hatte nach der Veröffentlichung der E-Books im Herbst vergangenen Jahres noch erklärt, wie glücklich er über diese Form der Veröffentlichung seiner Prosa war. Einen Teil seiner Lyrik hatte in den letzten Jahren außerdem der Zwiebelzwerg Verlag Willebadessen in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. Der 2007 veröffentlichten Gedichtband DEN GRANATAPFEL EHREN mit außergewöhnlichen Versen aus vier Jahrzehnten ist eine Zusammenfassung seines Schaffens und die Vorbereitung für weitere weltoffene Gedichte.

 

Der für sein ebenso umfangreiches wie literarisch vielfältiges Werk mehrfach ausgezeichnete Autor war 1928 in Eschwege in Hessen geboren worden und hatte seine Jugend in Emden, Augsburg und Berlin verlebt. Als Angehöriger der Flakhelfer-Generation meldete er sich 1945 freiwillig zur Kriegsmarine, um so der Einberufung zur Waffen-SS zu entgehen. Bei Kriegsende war er Marineoffiziersanwärter in Dänemark. Nach seiner Heimkehr schrieb er erste Gedichte und Prosaversuche, studierte an der Berliner Humboldt-Universität Germanistik und Kunstwissenschaft und arbeitete danach im Verlag Volk und Wissen und im Aufbau-Verlag. Seit 1955 war Uwe Berger freiberuflich tätig. Seine Leser haben sein humanistisches Anliegen verstanden und mit großer Dankbarkeit angenommen. So bleibt diese Aussage seines Lebenswerkes in Lyrik und Prosa in wechselnden Zeiten unbeeinflusst. Neben den beiden Erstveröffentlichungen des Tagebuches und des letzten Romans liegen auch seine sehr persönlichen Reise- Essays und mehrere seiner Romane als E-Books vor. Die komplette Bibliografie kann man auf Uwe Bergers Homepage www.uwe-berger.net nachlesen.

 

Der seit 1983 mehrfach aufgelegte Roman „Das Verhängnis oder Die Liebe des Paul Fleming“ folgt dem historischen Optimismus, den Berger 1975 in seinem Sonett „Nebel“ ausgedrückt hat. Das Buch handelt von der Teilnahme des Arztes und Schriftstellers Fleming, der als einer der bedeutendsten deutschen Barockdichter gilt, an einer „moskovitischen und persianischen“ Gesandtschaft. Diese bricht 1634 auf, um auf kaiserlichen Wunsch einen Landweg für Handelsbeziehungen zum Osten zu erkunden. Während der fünf Jahre dauernden Reise begegnet Fleming den freien Kolonisatoren bei Nowgorod, trifft auf Esten, Russen, Nogaier, Dagestaner und Perser, fährt mit dem hölzernen Schiff auf der Wolga bis zur Kaspisee und muss einen Schiffbruch miterleiden. Gewalttätige Auseinandersetzungen mit usbekischen Gästen des Schahs in Isfahan bleiben ihm ebenso wenig erspart wie die ätzende Arroganz des zweiten Gesandten Brüggemann, der die Gesandtschaft und deren Ziele gefährdet. Dem Fremdenhass setzt Fleming seine poetische Gesinnung entgegen.

 

300 Jahre nach seinem Paul-Fleming-Roman spielt die berührende Erzählung „Flammen oder Das Wort der Frau“ über die 1943 in Auschwitz ermordete jüdische Dichterin Gertrud Kolmar. Nach dem Krieg machte sich im Westen Deutschlands Hermann Kasack um ihr Werk verdient. Im Osten tat dies Uwe Berger, der für seine Erzählung authentisches Material wie die Briefe an ihre Schwester und die wenigen Lebensdaten nutze und dieses Gerüst mit seiner Fantasie ausfüllte. In seiner Erzählung zeichnet Uwe Berger das Bild einer sensiblen und entschlossenen Frau, die an ihre Schwester schrieb, dass sie den Weg gehe, der ihr von innen her bestimmt sei.

 

Die vor knapp 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben. Von allen bisher erschienenen 400 Titeln (Stand Januar 2014) von 72 DDR- und anderen Autoren wie Uwe Berger, Wolfgang Held, C. U. Wiesner, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den Sience-Fiction-Autoren Carlos Rasch und Karsten Kruschel kann man unter www.ddrautoren.de jeweils rund zehn Prozent des Inhalts lesen, bevor man sie kauft. Jährlich erscheinen rund 200 E-Books neu.

 

Titelbilder können Sie hier herunterladen. Weitere Informationen erhalten Sie unter diesem Link.

EDITION digital: Presse 17.02.2014 - Glücklich, dass Prosawerk noch als E-Book erschien