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Der Maler und sein Biograf. Ein Thomas-Gainsborough-Roman von Ingrid Möller
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
22.09.2014
ISBN:
978-3-95655-056-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 275 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Biografisch, Belletristik/Geschichte, Biografie & Autobiografie / Künstler, Architekten, Fotografen
Biografien: allgemein, einzelne Künstler, Künstlermonografien, Historischer Roman, Biografischer Roman
Thomas Gainsborogh, England, Maler, Philipp Thicknesse, Charlotte von England, Georg III. von England, Joshua Reynolds
12 - 99 Jahre
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“Wegen dieser dummen Geschichte möchtest du wirklich, dass wir aus Bath wegziehen?”

Margaret zieht sich das Tuch fester um die Schultern. “Weißt du, obgleich ich diesen Thicknesse nie leiden konnte und ihn im Grunde meines Herzens oft klaftertief unter die Erde gewünscht habe - diese Wendung gefällt mir nicht.”

“Mir auch nicht! Ganz und gar nicht! - Aber es ist ein gefundenes Fressen für die Klatschmäuler, jeder, der die Geschichte weiter verbreitet, schmückt sie noch ein bisschen mehr aus. Ich kann nicht mehr durch Bath gehen, ohne auf Schritt und Tritt darauf angesprochen zu werden. Das alles macht es mir ganz und gar unmöglich, das erwartete Bildnis zu malen. - Vielleicht wird es überhaupt Zeit für einen Tapetenwechsel.”

Margaret sitzt im Armsessel am Fenster neben dem Handarbeitstisch. “Wie kamst du auch bloß dazu, Thicknesse so zu malen! Das war kein Scherz.”

“Nein. Ich gebe zu, ich habe ihn mit Galle gemalt, mit all der Galle, die sich in den vielen Jahren aufgestaut hat. Dabei hielt ich ihn aber nicht für so empfindlich. Er hat mir einmal Teile aus einer geplanten Selbstbiografie vorgelesen. Dabei kommt er so schlecht weg, als ob sein ärgster Feind es geschrieben hätte.”

“Selbstironie ist etwas anderes als Ironie von außen.”

“Wenn Ann Thicknesse wenigstens einen Funken Humor aufgebracht hätte! Wenn sie gesagt hätte: Ganz so schmeichelhaft für mich hätte ich mir das Gegenstück meines Porträts nicht gedacht! - Dann hätte ich den Pinsel genommen und es übermalt.”

“Dafür wäre es auch jetzt noch nicht zu spät. Tu es, Thomas!”

“Nein, es geht einfach nicht!” Er springt vom Stuhl hoch.

“Mein Gott! Ein solches Bild kann man nicht Bahn neben Bahn streichen wie ein Handwerker eine Türfüllung oder einen Fensterrahmen streicht! Begreif doch bitte: Ich kann dieses Bild nicht malen, beim besten Willen nicht!”

“Und wie soll dieses Theater nun weitergehen?” Gainsborough läuft aufgeregt im Zimmer hin und her. Die beiden Schoßhündchen haben sich ängstlich in eine Ecke verkrochen.

“Tom hat das Bild schon verpackt.”

“Du willst es Thicknesse wirklich in diesem Zustand schicken?!”

Margarets Augen weiten sich vor Entsetzen. Dann allerdings bleibt ihnen wohl gar nichts anderes mehr übrig, als Bath fluchtartig zu verlassen.

Gainsborough errät ihre Gedanken und sucht einen leichteren Ton anzuschlagen. “Vor vierzehn Jahren war es Thicknesse, der alles daransetzte, uns in Bath anzusiedeln. Warum soll er nicht auch der Grund sein, warum wir es wieder verlassen!”

“Du akzeptierst ihn also als eine Art Schicksalsengel?”

“Gerade dazu soll er nicht werden!”

Margaret wartet darauf, dass Gainsborough seine genaueren Pläne äußert. Es fehlt nur, dass er nach Ipswich oder in ein noch kleineres Nest zurückstrebt! Aber zu ihrer Überraschung spricht er - ganz im Gegenteil - von London. Das wäre natürlich etwas ganz anderes!

“Und du bist sicher, dass du dich dort behaupten kannst, bei so viel Konkurrenz?”

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