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Das Känguru und der Beutelschneider von Klaus Möckel
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Preis E-Book:
3.99 €
Veröffentl.:
10.07.2024
ISBN:
978-3-68912-080-1 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 50 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Tiere/Kängurus, Kinder-und Jugendbuch/Tiere/Zoos, Kinder-und Jugendbuch/Action und Abenteuer/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Märchen und Folklore/Allgemein
Kinder/Jugendliche: Natur- und Tiergeschichten, Kinder/Jugendliche: Lustige Romane, Kinder/Jugendliche: Kurzgeschichten, Kinder/Jugendliche: Fantasy und magischer Realismus
Abenteuer, Betrug, Beutel, Boxen, Ehrlichkeit, Familie, Fantasie, Freundschaft, Gerechtigkeit, Geschichtenerzählen, Großmutter, Känguru, Märchen, Mut, Narbe, Tiere, Vertrauen, Weisheit, Zaun, Zoo
7 - 9 Jahre
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Bri liebte das Gehege, in dem sie herumsprang, die saftigen Gräser und Blätter, sie liebte auch Vater und Mutter, von denen sie aufgezogen worden war. Von der Mutter hatte sie das schmale ausdrucksvolle Gesicht mit den lustigen Augen, vom Vater den kräftigen Schwanz und die geschmeidigen Hinterläufe. Am meisten allerdings liebte unser Känguru die Großmutter. Sie war zwar kleiner als die Mutter, konnte nicht mehr so gut hören und sehen, war nicht so glänzend rotbraun wie der Vater, sondern mehr blaugrau, aber sie hatte zwei Vorzüge: Erstens wusste sie höchst abenteuerliche Geschichten aus einem Land zu berichten, das Australien hieß und riesengroß war - sie nannte es ihre Heimat, denn sie hatte dort als Kind gelebt - , und zweitens konnte sie boxen. Selbst wenn man davon ausgeht, dass bei den Kängurus fast jeder boxen kann, je nach Kondition und Temperament mehr oder weniger gut, ist eine boxende Oma doch etwas Besonderes. Und sie gebrauchte ihre Füße mit großem Geschick. Genau genommen beherrschte sie sogar das Karate, diese schwierige Verteidigungskunst. Bri hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sie einen Wolf, der eines Tages aus seinem Geläuf ausgebrochen und zu ihnen herübergekommen war, k.o. geschlagen hatte.

Bri war fünfzehn Monate alt, was bei den Menschen ungefähr zehn Jahre bedeutet, und genoss durchaus ihre Kindheit. Sie hatte auch allen Grund, vergnügt zu sein, denn sie war nicht schlecht in der Schule, konnte die meisten guten Gräser schon von den minderwertigen unterscheiden und hatte im Sport eine Eins. Vor allem im Weitspringen war sie groß, ihr Rekord stand bei fünf Metern zwanzig. Aber auch die kleineren Büsche übersprang sie mühelos, sobald sie nur Anlauf nahm, und sich mit den Hinterläufen sowie dem Schwanz entsprechend abdrückte.

Dennoch hatte Bri einen geheimen Kummer, etwas, das ihr die Laune verdarb. Es war im Grund lächerlich, man mag nicht glauben, dass sie sich darüber ärgern konnte, und doch war es so: Unser Kängurumädchen fand ihren Beutel nicht ansehnlich genug.

Jedes Kind weiß ja, dass die Kängurus Beutel haben. Vorn am Bauch angebracht, was sehr praktisch ist, weil man beim Tragen die Hände frei hat. Stellt euch vor, ihr könntet, wenn ihr einkaufen geht, die Brötchen in den Bauchbeutel stecken und hättet die Hände frei zum Eis- oder Kuchenessen. Wäre das etwa nichts?

Bri besaß so einen Beutel und fand es ganz normal, dass sie nicht extra einen Ranzen oder eine Tasche brauchte, um die Schulbücher einzupacken. Sie sprang damit herum, sorglos wie ihre Schwestern, Cousinen und Freundinnen, wunderte sich höchstens ein bisschen, wenn ihr die Mutter erzählte, dass sie früher selbst in so einem Beutel getragen worden war. Als ganz Kleines! Das war wirklich zu ulkig.

Und doch war das Mädchen unzufrieden mit ihrem Beutel, fand ihn nicht nur grau und verwaschen, sondern geradezu schäbig.

 

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