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Die Pferdediebe von Seberitz. von Martin Meißner
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
28.07.2013
ISBN:
978-3-86394-236-6 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 107 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Tiere/Haustiere, Kinder-und Jugendbuch/Lebensstile/Landleben, Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Mittleres Niveau, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Bücher mit Kapiteln, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Freundschaft, Kinder-und Jugendbuch/Tiere/Pferde, Kinder-und Jugendbuch/Tiere/Kühe
Kinder/Jugendliche: Natur- und Tiergeschichten, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen. Freunde und Freundschaft
Pferde, Landleben, Reiten, Kuhstall, Freundschaft, Tierliebe
9 - 99 Jahre
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Als Bauer Dobberkau zuletzt die Zinkwanne hochgab, band Bolle schon die Leine los. Da waren die Tiere nicht mehr zu halten. Noch ehe Dobberkau aufsteigen konnte, preschten sie vom Hof. Er schrie den Jungen nach: „Haltet euch fest! Und von der Straße herunter! Von der Straße herunter, sobald es geht!“

Aber das letzte hatten die beiden schon nicht mehr gehört. Der Mann rannte gleich zur Garage, um das Motorrad herauszuholen. Er kannte die Pferde und wollte den Kindern zu Hilfe eilen.

Indessen ratterte der Wagen mit seinen eisenbeschlagenen Holzrädern schon über das Straßenpflaster. Emil klammerte sich mit der einen Hand an der Horde fest, und mit der anderen hielt er die Wanne. Bolle versuchte, die Pferde mit der Leine zum Stehen zu bringen, aber es gelang ihm nicht. Dadurch wurde es noch schlimmer. Die Leine riss beim kräftigen Ziehen. Er konnte jetzt nur noch nach rechts lenken. Das nützte aber wenig, denn dorthin führte gar keine Straße. Es hätte auch keinen Sinn gehabt. Die Pferde gingen durch.

Als sie am Spritzenhaus der Feuerwehr vorbeikamen, konnte Emil die Wanne nicht mehr halten, sie schepperte gewaltig auf das Straßenpflaster. Durch das Getöse erschraken die Tiere und rasten in immer wilderer Fahrt dem Dorfausgang zu.

Zu allem Überfluss hörten die Jungen noch, wie auf der Chaussee die Bahnschranken heruntergelassen wurden. Dadurch kam plötzlich eine große Gefahr auf sie zu. Die Pferde konnten in ihrer Wildheit in den fahrenden Zug galoppieren oder durch den Chausseegraben auf einen Acker ausweichen. Das würde den Wagen bestimmt umwerfen.

Die beiden Jungen konnten sich allein nicht helfen. Emil klammerte sich an der Seitenwand fest, die schon immer mehr nach innen wegrutschte. Bolle rief den Pferden Kommandos zu, doch sosehr er auch schrie, sie reagierten nicht auf seine Befehle.

„Halt!“, rief Bolle und, „Brr!“ Er versprach ihnen Zucker und Hafer, soviel sie fressen konnten. Doch es nützte alles nichts. Harraß und Laura waren mit keinem Mittel aufzuhalten. Es waren schnelle Tiere, und sie hatten viel Kraft, weil ihnen die neuen Maschinen die schwere Arbeit abnahmen.

Emil konnte in der Höllenfahrt schon gar keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen. Er nahm seine Brille ab und steckte sie in die Tasche. Wenn das Unglück kam, konnte er es wenigstens nicht so genau sehen.

Bolle tat sein Möglichstes, aber er war machtlos, weil das eine Leinenende abgerissen herunterhing.

Das alles geschah gerade zu der Zeit, als Mikusch Luci wieder einmal auf die Weide ritt. Er ließ das Pferd langsam die Dorfstraße entlangtrotten.

Plötzlich hörte er, wie ein Kastenwagen über die Straße knatterte. Es war der letzte, der noch im Dorf gefahren wurde, aber auch nur gelegentlich, wenn die Gummiwagen gerade alle zu anderen Arbeiten genutzt wurden. Die unpraktischen Kastenwagen verwendete man gewöhnlich nicht mehr. Früher stellte sie der Stellmacher des Dorfes selbst her. Die Zeiten waren aber längst aus dem Dorf gegangen.

Es dauerte nicht lange, da sah Mikusch, wie Harraß und Laura um die Ecke rasten. Er hörte, wie Bolle aus dem Stroh die Pferde anschrie: „Brr!“ und „Halt!“ Doch das Fahrzeug stürmte an dem Reiter vorbei. Mikusch erkannte sofort, dass sich die beiden Freunde nicht selbst helfen konnten. Er begriff auch die Gefahr, in der sie sich befanden.

Luci hatte die Ohren angelegt und erregt zu den anderen Pferden geschaut, als sie im Galopp angerannt kamen. Mikusch hatte keinen anderen Gedanken, als dass sie beide hier helfen mussten.

Er rief der Stute zu: „Lauf, Luci, lauf, die müssen wir noch kriegen!“ Heute war er barfuß, und so konnte er ihr die Hacken etwas kräftiger in den Bauch drücken.

Luci wieherte und legte die Ohren noch mehr nach hinten. Aus einem leichten Trab ging sie gleich in den schnellen Galopp über. Mikusch machte sich auf ihrem Rücken ganz klein. Jetzt brauchte er das Pferd nicht mehr anzufeuern, es erkannte die Situation selbst.

Die Lokomotive auf dem Bahnhof hatte ihre Abfahrt schon mit einem harten Pfiff angezeigt. So wurde die Gefahr für Bolle und Emil immer größer.

Luci war jetzt sehr schnell, und die Entfernung zu dem Wagen wurde zusehends kleiner.

Sie lief, wie es noch keiner im Dorf gesehen hatte, und Mikusch war ein guter Reiter. Auch bei diesem Tempo hielt er sich nur mit einer Hand in der dichten Mähne fest.

Bald war das Hinterrad des Wagens erreicht. Mikusch sah, wie sich Emil verzweifelt an der Wand festhielt. Gerade fiel wieder ein Bund Stroh auf die Straße.

„Haltet euch ganz fest“, rief Mikusch den Freunden zu. Sie waren nicht mehr weit von der Schranke weg. Der Zug, der sich nun schniefend näherte, machte die Pferde noch wilder, aber der Reiter war schon am Vorderrad. Er drückte Luci immer dichter an Harraß heran, der auszuweichen versuchte.

Jetzt kam gleich links der Weg, der nach Langenvorbeck ging. Hier war die einzige Möglichkeit, von der Chaussee herunterzukommen. Aber Bolle konnte ja nicht lenken. Als die Stute nun in Höhe der beiden anderen Pferde war, fasste Mikusch die Mähne fester und beugte sich weit zu Harraß hinüber. Er hing Luci fast am Hals. Blitzschnell griff er nach dem Zaumzeug des wilden Wallachs und zog kräftig an dem Leinenende. So bogen sie in den Langenvorbecker Weg ein. Die Gefahr war gebannt. Mikusch und Luci hatten es geschafft, die Freunde waren gerettet.

Die Pferdediebe von Seberitz. von Martin Meißner: TextAuszug