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Plumpsack geht um. von Hans-Ulrich Lüdemann
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
02.02.2013
ISBN:
978-3-86394-890-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 143 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer, Kinder-und Jugendbuch/Politik und Regierung
Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Familienromane, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Familie, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen. Freunde und Freundschaft, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen
Faschismus, KPD, Widerstandskampf, 2.Weltkrieg, SED, Ehrlichkeit, Eisernes Kreuz
10 - 99 Jahre
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„Dein Vater und Ärger?" Rieke schüttelt den Kopf. „Der hat eine Elefantenhaut und immer einen großen Rand. Sogar in der Nazizeit. Ich weiß noch: Wir waren auf einer Dampferpartie. Dein Vater wie immer in Matrosenuniform. Wäre ja für sein Leben gern zur See gefahren. Aber bei den Plattfüßen! Deswegen ist er wohl Busfahrer geworden. Na, dein Vater setzt sich also zwischen die Braunen. Und wie das so geht, die Männer trinken einen Köm und noch einen. Dazu Bier — Otto erzählt einen Witz: Hitler war bei Mussolini zu Besuch. Sein italienisches Spiegelbild sozusagen. Mussolini will Hitler etwas Besonderes vorführen. Er steckt fünf Goldstücke in einen Telefonapparat und reicht Hitler den Hörer. Hitler presst sein Ohr an die Muschel und staunt. Eine Stimme schallt ihm entgegen: Hier ist die Hölle! Sie wünschen? Hitler war sehr beeindruckt von dieser Vorführung, und als der Duce bei ihm zu Besuch ist, nimmt Hitler zwei Münzen, steckt sie in einen Telefonapparat und reicht den Hörer an Mussolini weiter. Wieder ertönt die Stimme: Hier ist die Hölle! Sie wünschen? Mussolini verzieht das Gesicht. Er legt den Hörer zurück: Madonna! Ich muss stecken viele Goldstücke in den Apparat für Ferngespräch, und du nur brauchen zwei Münzen. Ja, sagt Adolf Hitler, Ortsgespräch, mein lieber Duce.“

Ich griente etwas, obwohl ich auf die Schnelle den Witz nicht verstand. Mussolini war mir ein Begriff …

„Du kannst es mir glauben, mein Junge, ich saß damals wie erstarrt. Die Volksgenossen, ja, die haben sich auf die Schenkel gehauen. Fühlten sich ja auch als Höllenschar und folgten ja auch bedingungslos dem obersten Höllenvater. Sie haben sich nicht lassen können vor Lachen. Aber ebenso gut hätten sie deinen Vater auch verprügeln können, wenn es einem aufgestoßen wäre, was Otto wirklich gemeint hatte. Aber der Köm und das Bier ... Die aus unserem Haus haben oft zu mir gesagt: Rieke, haben sie gesagt, rede ihm ins Gewissen. Damit wir ihn nicht eines Tages anzeigen müssen. Jawohl — müssen haben sie gesagt. So waren die Zeiten damals, mein Junge. Allein hätte ich dagestanden. Mit den Kindern von meiner Schwester. Deswegen habe ich auch heimlich das Parteibuch verbrannt. Otto durfte davon nichts wissen. Bis Kriegsende hat er gedacht, es steckt unterm Dielenbrett."

„Und Sie waren nie in der Partei, Frau Grieben?"

„Ich? Dein Vater brachte genug Aufregung. Sammlung für die Rote Hilfe. Kurierdienste. Nachts klopften wildfremde Menschen an unsere Wohnungstür. Morgens waren sie wieder verschwunden. Ich habe viel Angst ausgestanden."

„Und nach dem Krieg? Was hat mein Vater gemacht, als der Krieg zu Ende war?" Ich wische mit dem Handrücken die Krümel vom Mund.

„Nach dem Krieg? Dein Vater lebte nicht ruhiger. Für Otto fing alles von vorn an. Mit allem wollte er es nochmals versuchen. Deswegen die Jüngere. Deine Mutter also. Ich bin damals zur Partei gegangen, um mich über Otto zu beschweren. Heute schäme ich mich dafür. Überhaupt, wen dein Vater nicht ab kann, da führt kein Weg hin. Buttlich zum Beispiel. Leiter vom Kraftverkehr heute. Ein feiner Mensch, aber dein Vater …"

 

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