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Um Himmels Willen keine Farbe. von Hans-Ulrich Lüdemann
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
01.03.2013
ISBN:
978-3-86394-896-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 233 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Wissenschaft und Technik, Kinder-und Jugendbuch/Science Fiction
Kinder/Jugendliche: Fantasy und magischer Realismus
Lügendetektor, Wahrheitsdroge, Psychologie, Hypnose, 2. Weltkrieg, Liebe, Computer
10 - 99 Jahre
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Ich gebe zu: Als es Gewissheit ist, dass Blauerbimmel von seinem Gastspiel im Ausland nicht zu mir zurückkehrt, will ich verhindern, dass sein Kind auf die Welt kommt. Ich versuche, das keimende Leben zu verlieren. Altweiber-Ratschläge: Sprünge aus großer Höhe. Schwitzbäder. Heißer Rotwein mit einer Überdosis Chinin ... Noch heute ist dieser kindische Unfug für mich ein Albtraum. Ein Trauma. Mein Sohn Tewje darf es nie erfahren dass ich ihn nicht habe austragen wollen. Die Natur ist damals stärker als ich. Und nicht ohne Grund sagt man: Zeit heilt alle Wunden. Auf die Frage der Hebamme, wie denn der stramme Junge heißen soll, antworte ich entschlossen: Tewje. Tewje Butt. Von da ab weiß ich, dass ich über Blauerbimmels Verrat hinweg bin. Nichts ist gefährlicher für die Seele, als mit Gewalt etwas Unabänderliches verdrängen zu wollen, und darum heißt mein Sohn auch Tewje! Denn die Liebe zu einem Mann, den ich Tewje nannte, übertrage ich auf das Kind. So erhalte ich mir die Erinnerung an schönste Augenblicke in meinem Leben. Die Eltern hätten das gewiss nie verstanden. Tewjes Da-Sein bewirkt auch, dass ich viel intensiver und fleißiger lerne als vorher. Die Früchte meiner Anstrengung bleiben nicht aus. Mir wird ein Forschungsstudium angetragen. Ziel - die Promotion. Auch für Tewje ist gesorgt. Anfangs ist der Kleine im Wochenheim untergebracht. Später in der Krippe. Von dort bringt er eines Tages die Frage nach seinem Vater mit. Da ich ihm nicht diese Wahrheit sagen will, er aber hartnäckig bleibt, gehe ich mit ihm auf den Friedhof. Und es ist erstaunlich, wie schnell Tewje Frieden gibt. Stolz erzählt er am anderen Tag, dass auch er einen Vater hat, dass der leider nicht aufwachen kann, weil er unter einem Stein ganz, ganz tief schläft ...

Während Proband Jota unbeweglich auf dem roten Sessel unter der Gedächtnisglocke sitzt, zittert Tewje am ganzen Körper. Er hält die Augen krampfhaft geschlossen. Zwischen den langen Wimpern glitzern Tränenperlen. Plötzlich ballt der Junge beide Fäuste. Schlägt auf Alkibiades ein. Die seelische Erschütterung braucht ein Ventil. Endlich fühlt Tewje den Schmerz, den er sich durch die Hiebe zufügt. Er hält schlagartig inne. Wird Tewje Butt jemals diese Bilder vergessen können? Wo ist da einer, der Tewje Butt hier und jetzt die Zusammenhänge erklärt? Über so was spricht man nicht? Nicht mit solchen, wie es der Sohn von Frau Doktor Margarete Butt ist?! Aber aus Stein ist dieser Junge nicht. Wenn er auch erst später bedrückt sein wird von dem Schicksal seines Lehrers Hagen Breegen - für Selbstmitleid ist dieser Tewje Butt sofort empfänglich ... Und das Leid von Proband Jota? Unbewusst schüttelt Tewje abwehrend den Kopf. Ist die ganze Liebe, die Marga für ihn aufgebracht hat, Ausdruck ihres schlechten Gewissens? Lüge war der Gang auf den Friedhof! Marga hatte zu Recht darauf vertraut, dass der kleine Tewje noch nicht lesen kann. Darum hat sie ihn einfach an das Grab seiner Großeltern geführt. Ganz sicher lebt dieser Erhard Blau noch irgendwo. Sein Vater?! Klar, dass der Junge alles erst im Nachhinein durch die Bilder auf dem Monitor kapiert. Aber darf einer wie Tewje Butt sich zum Richter aufschwingen? Über Marga, über seine Mutter.

 

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