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Der Morgen ist hell und mild, wir machen zügig Fahrt unter Land. Das Ritual, die Kaffeerunde auf der Brücke. Ins Wort zum Morgen hinein, ein Seefunkgespräch aus Hamburg. Der Chief legt mir die Hand auf die Schulter und schiebt mich behutsam aus dem Ruderhaus in die Nock hinaus. Lass die ihr Zeug bereden, wir sollten die Sache mit der Kühlwassertemperatur noch einmal durchgehen.
Dann stehen wir an der Reling, schauen zur Insel hinüber, schauen uns an und der Chief zuckt bedauernd mit den Schultern.
Gran Canaria ist nun zum Schwimmen nah. Klippiger Strand, vom Wasser weg steil aufstrebende Felsen, handbreit geöffnet für einen Blick auf die Felder. Flache Häuser mit Gärten davor. Wäsche flattert, das verheißt einen schönen Tag.
In Kiellinie ein spanischer Fischer. Und achtern weht wieder die deutsche Flagge!
Chief, die falsche Flagge!
Was richtig ist, was falsch, bestimmt der Alte. Immer noch nicht begriffen?
Er boxt mir freundschaftlich in die Seite und schlendert hinüber zur Backbordseite des Dampfers.
Wie konnte ich annehmen, dass es sich bei der Flagge um ein Versehen handelt!
Der Kap'tain hat die Frage erwartet.
Was kümmert es dich, raunzt er, nicht ohne Schärfe. Ich habe hier das Kommando, mit Verlaub gesagt. Wir sind ein d-e-u-t-s-c-h-e-s Schiff und kommen aus Deutschland. Steht hinten auch wieder dran, wenn du es ganz genau wissen willst. Seit heute Nacht, drei Pinselstriche, als du noch in der Koje lagst.
Und dann schon sanfter: Das macht sich besser hier. Noch Fragen?
Und zum Südzipfel der Insel werden wir fahren, Arguineguin ist unser Hafen. Das ist besser so, bei diesem Wind, erklärt der Kaptain in mein Staunen hinein, da ist es viel ruhiger, kleiner Fischereihafen, wird dir gut gefallen, keine Hektik dort, die Fischer mit ihren kleinen Booten, nette Leute, eine verträumte Ecke mit kleiner Fischkneipe gleich an der Pier, Minuten nur bis in die Stadt, alles in der Nähe, sogar eine kleine Werft, alles familiär und wir brauchen ja nur vier Meter zehn Wassertiefe, die haben wir dort allemal, dort sind wir für unseren Zwischenstopp gut aufgehoben. Eine Erklärung, ohne Atem zu holen.
Siebzig Kilometer weiter südlich. Den Törn verlängern. Sechs bis acht Stunden weiter die Fahrt bis zum Festmachen.
Welchen Grund gibt es für diese Entscheidung?
Der Eifer, mit dem mir der Kaptain die Vorzüge des kleinen Hafens erläutert, macht mich neugierig auf die Gründe des Sinneswandels. Vor zwei Tagen noch hatte er Las Palmas als den idealen Platz für uns in höchsten Tönen gelobt, jeden anderen Hafen auch nur als Möglichkeit weit von sich gewiesen.