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Der Ordensbruder weiß genau, wohin er zuerst gehen, dass er bei Adam und Eva beginnen muss, und es wundert ihn kein bisschen, als der Büffelköpfige dem Altar unter dem großen Kreuz zutänzelt, um dort auf seine Verwandte, die Schlange, zu treffen. Er sehnt sich nach ihr, hat aber zugleich Angst. Es macht ihm so viel Mühe, diese Szene zu durchschauen, hindurchzuschauen. Durch das Türchen nämlich. Natürlich könnte er es mit seinen Nüstern ganz einfach zur Seite schnauben. Aber gerade das wäre kein Erfolg, den Kräften eines Büffelköpfigen nicht angemessen. Doch wer würde das Türchen öffnen? Wer könnte es wagen, die mühsam eingefangenen Ängste wieder freizulassen?
Diese Frage stellen sich auch Adam und Eva, als sie den kleinen Gestaltenzug herankommen sehen. Wie sehr hoffen sie darauf, dass sie von ihrem lästigen Türchen befreit würden! Denn nur so könnte die Sache endlich zur Sprache kommen. Nur so könnte man sehen, dass das gekrönte Häuptlein dort im Baum auf einem geringelten Schlangenkörper sitzt. Doch wie schon so oft würde sich wohl auch diesmal ihre Hoffnung wieder zerschlagen. An dieses Türchen wagte sich niemand heran, denn die Schlange selbst hat es geschlossen.
Auch die Schlange hat längst gemerkt, dass der Ordensbruder und der Büffelköpfige auf das erste Menschenpaar zusteuern. Und als nun gar der Ordensbruder mühsam mit seinen kurzen Beinchen auf den Altartisch klettert und ohne Zaudern das goldene Türchen öffnet, zuckt sie zusammen, dass ihr das Krönchen vom Kopf rutscht, und zischt: Was fällt dir ein, du Missgestalt? Mach die Tür zu, es zieht, mir wird kalt!
Doch der Ordensbruder gehorcht ihr nicht.
Da fährt die Schlange den Büffelköpfigen an: Was tänzelst du da herum, als hättest du nicht vier Beine, auf denen du fest und sicher stehen könntest? Wirst du nicht einmal mit einem lächerlichen Zwerg fertig?
Dem Büffelköpfigen fällt nichts anderes ein, als sein Sprüchlein wieder vor sich herzusagen.
Wie konntest du es zulassen, dass dieser geschorene Bärtige das Türchen öffnet? zischt die Schlange weiter. Hör auf mit deinem albernen Geplapper! Hilf mir lieber, dass der arme Adam die böse Eva richtig bestraft für ihre Missetat, grünes Obst abzureißen!
Der Ordensbruder lächelt so, dass die Schlange ihre Augen niederschlägt.
Nachdem das Türchen nun geöffnet ist, kommen Adam und Eva zu sich. Es strömt durch ihre Adern, und ein tiefer schöner Goldton legt sich über ihr Haar. Adam öffnet seinen Mund und möchte fragen: Was können wir nun gemeinsam tun, damit wir ganz aus der Erstarrung befreit werden?
Aber er bringt die Worte nicht heraus, denn der Büffelköpfige ist hinter ihn getreten und bläst ihm seinen warmen Atem in den Nacken. Und Adam wird zornig.
Wie konntest du mich derartig hereinlegen? schreit er seine Frau an. Alles Unheil der Welt kommt nur von dir! Du bist nicht wert, dass die Erde dich trägt!
Lass dir das nicht gefallen, Eva! zischt die Schlange. Zahl es ihm heim! Gib’s ihm!
Wieso nur ich? schreit Eva zurück. Du hättest ja nicht essen müssen, aber du warst ja so neugierig! Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen! Und was kann ich dafür? Die Schlange da mit der Krone, wie sollte ich ihr nicht glauben? Hübsch und fein, wie sie aussieht? Was kann ich dafür?
Recht so, zischt die Schlange den Büffelköpfigen an. Blas ihn weiter an, damit ihm die Luft zum Streiten nicht so schnell ausgeht.
Der Büffelköpfige bläst, und Adams Stimme überschlägt sich fast vor Wut.
Dir haben wir nun diese schreckliche Zukunft zu verdanken, nur dir! Du kannst ja nicht einmal zu dieser Tat stehen, wälzt alles auf die arme Schlange ab, die sich nicht wehren kann. Weiberpack, elendes! Aber wir sind mit hineingerissen.
Ja, weil ihr schwach und abhängig seid und ohne uns überhaupt nichts könnt, gibt Eva zurück. Kraftlos und abhängig seid ihr, eure einzige Waffe ist die rohe Gewalt!
Die Schlange setzt sich ihre Krone schief auf, und ein freudiges Zittern geht durch ihren Körper. Der Baum, um den sie sich geringelt hat, ist verdorrt. Schwarz und kahl recken sich die Äste.
Der Büffelköpfige bläst und bläst, doch es gelingt ihm nicht, dem Adam das Gold aus dem Haar zu blasen. Der fühlt seinen Zorn immer noch anschwellen.
Geh und hol ihm Verstärkung! herrscht die Schlange den Büffelköpfigen an. Es dürfte dir ja nicht schwerfallen, in dieser Kirche gibt es mehr als genügend Männer.
Der Büffelköpfige bringt auch in Windeseile eine ganze Schar zusammen, die sich dem Adam zur Seite stellen. Im Nu sind die Altarschreine leer, und bei Adam entsteht Gedränge.