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Nur noch wenige Augenblicke, dann werden die Besucher und Touristen wieder ins Münster strömen. An der Kasse wird sich eine Schlange bilden, und die Führer sammeln ihre Gruppen. Der Sommer an der Küste ist kurz und intensiv. Wir wollen sehen, genießen, erleben. Fast alle, die das Münster umkreisen, haben einen Fotoapparat bei sich, sind auf der Suche nach dem Punkt, von dem aus man das Ganze erfassen könnte, die Gesamtaufnahme. Sie ist schwierig genug, nicht nur technisch. Es scheint erstrebenswert: das ganze Münster zum Mitnehmen! Vielleicht ist es möglich, wenn Umschreiten und Eintreten einen anderen Sinn erhalten als Vereinnahmen, Inbesitznehmen.
Renate Krüger versucht die Annäherung an das bedeutende Bauwerk der norddeutschen Backsteingotik auf ihre Weise. Sie vermittelt „Einsichten und Sehweise“, die über das bloße kunstästhetische Erleben, aber auch über die kunstwissenschaftliche Darstellung hinausgehen. Sie plädiert für eine sensible Bereitschaft, mit Bedacht einzutreten und zu sehen, um die Kunstwerke der Vergangenheit zu erleben und verstehen zu lernen. In ihrer literarischen Reportage fügt sie kunsthistorische Betrachtung, Reflexion, Meditation und fantasievolle Legendenbildung zu einem lebendigen Bild der wechselvollen Geschichte des Doberaner Münsters von der Gründung bis zur Gegenwart.