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Die Marsfrau – Originalausgabe. Wissenschaftlich-phantastischer Roman von Alexander Kröger
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
28.01.2017
ISBN:
978-3-95655-766-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 327 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Science Fiction /Action und Abenteuer, Belletristik/Science Fiction /Gentechnik, Belletristik/Liebesroman/Science Fiction
Klassische Science-Fiction-Literatur, Fantasy (Romance, Dark Romance)
Science Fiction, Spannung, Gentechnik, Mars, Liebe, Romance, Selbstversuch
12 - 99 Jahre
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Mac befand sich, nachdem er das eigentliche Tagespensum erledigt hatte, ein weiteres Mal auf dem Weg zum Roten Felsen, und immer wieder kreisten seine Gedanken um dieses Phänomen, und ihm fiel nichts anderes ein, als abzuwarten, als zu versuchen, sein eigenes Wissen über die Unbekannte zu vergrößern. Und dazu wurden in den letzten Tagen die Voraussetzungen immer besser.

War Mac lange Zeit auf zufällige Begegnungen mit dem Wesen angewiesen, die meist für ihn recht unersprießlich verliefen, weil die Frau, sooft er auf sie traf, sich sehr rasch, ohne dass es jedoch an eine Flucht erinnerte, entfernte. Jeder Versuch einer Kontaktaufnahme blieb so ohne Erfolg. Sie lachte, tänzelte, hüpfte hinweg, in den Canon hinein, und sie war so behänd und geschickt, dass Mac bei der Verfolgung stets den Kürzeren zog. Und auf keinen Fall wollte er dem Wesen in irgendeiner Weise Gewalt antun.

Aber seit vier Tagen zehrte Mac von einer Entdeckung. An der Bewässerungsmaschine vier hatte er bereits mehrmals frische Fußspuren vorgefunden, die ohne Zweifel von ihr stammten. Er hatte es dann so eingerichtet, dass er — und das war vor vier Tagen — den Ort mehrere Stunden hintereinander beobachten konnte. Und als sich Sunnyboy über den Horizont erhob, erschien sie. Plötzlich war sie da, sodass Mac, der auf dem Hang schräg über der Maschine, etwa dreißig Meter entfernt, hinter einem Felsbrocken lag, nur vermuten konnte, dass sie aus dem Canon gekommen war, wo sie vom Roten Felsen verdeckt gewesen sein musste.

Sie streckte dem Rieselstrahl die Arme entgegen, spielte mit den Fingern darin, gab sich wollüstig dem kühlenden Nass hin.

Sie ließ sich das Wasser in den Mund laufen, schluckte gierig. Dann ergötzte sie sich nur noch, drehte, bog den Körper, hielt minutenlang das Gesicht in das Geriesel, triefnass das lange, verfilzte Haar.

Aber — sie wusch sich nicht, wollte sich anscheinend nur abkühlen. Der wadenhoch an ihren Beinen klebende verkrustete Schlamm interessierte sie nicht.

Mac hatte Muße, sie zu beobachten, da sie ihrer Umgebung offensichtlich überhaupt keine Aufmerksamkeit schenkte. Langsam stieg er vom Hang und ging auf sie zu. Er hörte sie gurren und lachen vor Vergnügen, in die Hände und auf den Körper klatschen, hörte das Patschen ihrer Füße im rötlichen Schlamm.

In zehn Meter Entfernung blieb Mac stehen. Er traute sich nicht, noch näher aufzurücken, aus Angst, sie am Ende doch wieder zu verscheuchen. Es war die erste Gelegenheit, sie aus der Nähe zu betrachten.

Ihre wasserbenetzte Haut glänzte in einem ins Oliv gehenden Grün. Vielleicht wie Rasen, der ein wenig unter zu heißer Sonne litt. Zu dieser Farbe stand ihr helles Haar in einem frappierenden Kontrast, und Mac stellte sich vor, wie gut es aussähe, wenn dieses Haar weich und schimmernd in dichten Wogen über die dunklen Schultern flösse.

Arme und Beine, soweit diese unter der Schlammkruste sichtbar wurden, zeigten Kratzer und Risse, eine Bestätigung für Mac, dass sie gelegentlich an den Hängen, um schneller voranzukommen, auf allen Vieren lief.

Das Gesicht der Frau, jetzt verzückt, zwang Mac, es mit Blicken wieder und wieder abzutasten. Er konnte sich einfach nicht sattsehen. Und er war ihr dankbar, dass sie ihn überhaupt nicht beachtete.

Mac fand seinen ersten Eindruck aus der Begegnung im Regen bestätigt: ein ovales Gesicht mit weit voneinander entfernten Augen, die einen leicht mandelförmigen asiatischen Schnitt aufwiesen, ein effektvoller Gegensatz zu den blonden Haaren und der hellblaugrauen Farbe der Iris. Das Beeindruckendste des Gesichts waren diese Augen. Sie wirkten in dem olivenfarbenen Antlitz als Blickfang. Die halb vollen Lippen dagegen hoben sich als dunkles Relief kaum ab.

Obwohl auch der übrige Körper vereinzelt Kratz- und Schürfwunden aufwies, die — nach Macs Meinung — von harten Beanspruchungen zeugten, vermittelte er durchaus nicht den Eindruck, verbraucht zu sein. Im Gegenteil, er strahlte Kraft, Gesundheit und Wohlbefinden aus, war straff, muskulös, schien geschmeidig und war wohlproportioniert. Ein Körper auch, so empfand Mac, der das offenbar stets heitere Wesen dieser Frau, die beinahe ansteckende Fröhlichkeit und das Ausgeglichene unterstrich. Ein begehrenswerter Körper! Und Bruchteile von Sekunden spürte Mac eine heiße Welle des Verlangens. Aber das Gebaren dieser Frau dämpfte es sofort. Und jetzt, als Mac das Wesen aus dieser Nähe und zum ersten Mal mit einiger Ruhe beobachtete, mischte sich in seine Freude Trauer. Obwohl äußerlich — mit Ausnahme der Hautfarbe — völlig mit der Gattung übereinstimmend, war das dort offenbar kein Mensch!

Durch dieses Gehirn flossen Empfindungen, umgesetzt in Körperreaktionen, deren ein normaler Mensch nicht fähig wäre. In dem Gesicht wechselten schmelzende Hingabe mit wilder Wollust, die Glieder zuckten unter dem dünnen Wasserstrahl eigenartig verrenkt. Der Körper bog und wand sich und verharrte gleich darauf für Sekunden in höchster Angespanntheit, dann wieder sank er in sich zusammen. Die Augen sprangen unstet hin und her, rollten, ohne zu sehen ...

Das Ganze, so empfand Mac, war ein Bild intensivster Lebensäußerung, der Freude am Augenblick, und er konnte sich nicht denken, dass ein Mensch so völlig die Zwänge der Erziehung und Vernunft ablegen könnte, noch dazu bei einem derart simplen Anlass, dem Bad in einem unbedeutenden Wassergerinnsel.

Die Marsfrau – Originalausgabe. Wissenschaftlich-phantastischer Roman von Alexander Kröger: TextAuszug