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Bagola. Die Geschichte eines Wilddiebs von Jurij Koch
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
17.11.2011
ISBN:
978-3-86394-240-3 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 129 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Thriller/Geschichte, Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Polizeiprozesse, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Action und Abenteuer
Abenteuerromane, Kriminalromane und Mystery: Polizeiarbeit, Thriller / Spannung, Familienleben, Historische Kriminalromane
Freundschaft, Verrat, Wilddieb, Mord, 19. Jahrhundert
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Bismarck hatte den Finger am Hahn. Jetzt, dachte er. Jetzt... Aber im selben Augenblick meldete sich der Mann auf der anderen Seite. Links. Und Bismarck riss die Flinte dorthin, aber das Holz knackte rechts. Und weit entfernt. Jemand floh. In wilder Eile. Und die Flucht hatte etwas Verhöhnendes an sich: Versuch mich zu kriegen! Hier bin ich. Hier...

Jetzt schoss Bismarck endlich. Die Blätter erzitterten, Späne flogen oder Splitter, und der Krach, der aus tausend Nebengeräuschen bestand, löste die Spannung. Bismarck glaubte, dass er den Mann getroffen hatte. Als der Widerhall des Schusses verklungen war, trat wieder jene Stille ein, die trog. Der Dieb lag im Gras. Auf dem Bauch. In den Rücken getroffen. Auf der Flucht erschossen, wird im Protokoll stehen. Und so ist es gewesen, dachte Bismarck, als er sich auf den Weg machte, um ihn zu finden, so, wie er sich den Ausgang der Dinge vorstellte. Auf jeden Fall mit dem Gesicht auf der Erde... Er suchte. In höchster Eile. Schon erkannte er kaum noch etwas. Schon stolperte er. Über eine Wurzel. Nun wusste er, dass er auf dem Weg war, auf dem er gekommen war. Hier musste sein Fahrrad stehen. Aber es stand nicht da. Es war weg. Gestohlen. Und ihn durchzuckte ein Schreck: Er hat's genommen. War nicht getroffen. Nicht auf der Flucht erschossen. Im Gras liegend. Umgekehrt. Der Dieb fuhr auf einem Dienstrad der Polizei ins Dorf, aus dem er gekommen war. Und mit einem Hasen unterm Arm. Und Bismarck fluchte vor sich hin. Sorbisch fluchte er. Immer, wenn er vergaß, dass er im Dienst war, blieb er Wilhelm Konzan. So waren die Flüche kräftiger. So konnte er besser toben.

Dann blieb ihm nichts anderes, als zu Fuß ins Dorf zurückzukehren. Der Mond war aufgegangen. Ein bleicher Mond. Aber der Mann in ihm lächelte. Und als der Polizist das Dorf erreichte, als der Schein des Mondes auf der Straße lag, wo der zerfahrene rillige Morast feucht glänzte, erblickte er sein Rad. Wie es lag. Am Straßenrand. Abgelegt. Mit bestem Dank zurück.

Bismarck drehte sich nicht um. Der Nichtsnutz konnte ihn beobachten. Wie die Staatsmacht ihr Fahrrad aufhob. Wie sie davonfuhr. Wenn der Mond nicht alles blass gemacht hätte, wäre die Röte in Bismarcks Gesicht zu sehen gewesen.

Am nächsten Tag stellte er sich Bagola in den Weg, der von der Arbeit kam. Auch Woitowy war dabei. Bis Drachhausen hatten sie denselben Weg. Als Woitowy den Polizisten sah, bog er ab.

Stopp! sagte Bismarck. Bürger Bagola, ich habe mit Ihnen zu reden.

 

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