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Es wird Tag, es wird Nacht, es wird wieder Tag. Der Dampfer fährt. Ohne jeden kleinsten Waffenstillstand tobt da unten die Schlacht. Die Bataillone der Heizer stürzen sich tapfer ins Feuer und heizen mit ihrem Schweiß die sechsundvierzig Kessel des Dampfers. Der Trimmer kämpft sich heroisch mit seinem Kohlenkarren durch die heißen, dunklen Schluchten zwischen den hohen Kesselbäuchen. Die Kohle stürzt aus den Bunkern herab. Kohlenstaub in der Luft, glühender Kohlenstaub auf dem Boden und den eisernen Treppen, und die hundertsechsunddreißig Feuer speien Hitze. Die Feuermänner, Kohle in Menschengestalt, stehen in dunklen Rotten in den Heizstollen. Die Glocke schrillt, die vier Meter lange Eisenbrücke stößt die Kesseltüre ein, und die weiß glühende Hölle tanzt und deliriert. Sie will heraus, aber der Feuermann schlägt sie mit der Schaufel zurück. Er krampft sich zusammen zu einem schaufelschwingenden Muskelbündel, die Haare peitschen über das Gesicht, die Augen blenden weiß und rot, der glutrote Körper aber verteidigt sich gegen die buchstäbliche Verbrennung, indem er Ströme von Schweiß durch die Poren presst, die Balancetür klappt zu. Dunkel. Der Feuermann wirft die Schaufel weg und schöpft kalten Tee aus dem Eimer. Dreiviertel Millionen Kubikmeter Luft drücken die Maschinen in der Stunde in den Heizraum und machen die Temperatur erträglich. In diesen kühlen Luftwirbeln, die in die Hitze und den Kohlenstaub hinabfegen, kühlen die Feuerleute ihre schweißigen Körper, bis die Glocke wieder schrillt. Sechs Tonnen Kohlen verfeuert der Mann am Tag. Die Arbeit ist schwer und verlangt einen ganzen Kerl. (Die Ingenieure haben es nicht leichter!) Eine kalte Dusche, eine Promenade im Adamskostüm durch den Betriebsgang, die Pfeife im Logis geben die Besinnung zurück.
Der Dampfer aber fährt.