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Alfred und die stärkste Urgroßmutter der Welt von Uwe Kant
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Preis E-Book:
4.99 €
Veröffentl.:
03.04.2023
ISBN:
978-3-96521-886-4 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 65 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Familie/Eltern, Kinder-und Jugendbuch/Action und Abenteuer/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Tiere/Hunde, Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer, Kinder-und Jugendbuch/Humorvolle Geschichten
Kinder/Jugendliche: Lustige Romane, Kinder/Jugendliche: Romane, Erzählungen, Tatsachenberichte, Kinder/Jugendliche: Action- und Abenteuergeschichten, Kinder/Jugendliche: Familienromane
Humor, Ausschlafen, Neugier, Torte, Kinderbetreuung, Freunde, Detektivspiel, An- und Verkauf, Königin der Nacht, Hund, Familienleben
9 - 12 Jahre
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Alfred als Erzieher

Eines denkwürdigen Tages beschloss Alfred, Erzieher zu werden.

Der Beschluss kam auch für ihn überraschend, aber er wunderte sich kein bisschen darüber, als es plötzlich soweit war. Fast sein ganzes Leben hatte er Erziehern bei der Arbeit zugesehen, und schon lange war er sicher, diese Tätigkeit im Notfall auch persönlich ausüben zu können.

Der Notfall aber trat ein, als Kosankes einen neuen götterspeisekirschgeschmackfarbenen Pkw des Fabrikats „Skoda“ erhielten, mit dem sie sogleich Penzoldts besuchen wollten, die kurz zuvor einen neuen Bungalow namens „Abendröte“ aufgestellt hatten. Alfreds Eltern, die gerade nichts Neues aufzuweisen hatten, sollten als Bewunderer mitgenommen werden. Zum Ausgleich dafür waren Kosankes bereit, ihren Sohn Sebastian übers Wochenende bei Alfred zurückzulassen.

„Nücht“, sagte Frau Kosanke, „kann doch Fredi bisschen auf aufpassen, nücht? Der ist ja nun schon bald erwachsen, siebente Klasse, na!“ Alfred gab der guten Frau Kosanke im Prinzip recht.

Den Ausdruck „im Prinzip“ und die Anwendung desselben kannte er von seinem Vater. Wenn man diesen alten Mann daran erinnerte, dass er doch versprochen hatte, mit einem zum Baden zu fahren, so antwortete er zum Beispiel: „Im Prinzip richtig, jedoch scheint mir das Wasser doch noch etwas kühl zu sein. Wir werden besser noch ein bisschen damit warten.“ Er wartete selbstverständlich nicht auf die Erwärmung der Binnenseen, sondern auf irgendeinen verflixten Film im Fernsehen oder auf Herrn Rühl und Herrn Pottersdorf, seine Skatbrüder.

Alfred gab der Frau Kosanke nur im Prinzip recht, weil er in ihren positiven Ausführungen über ihn die Nachtigall ganz schön trapsen hörte: nämlich diese listigen Erwachsenen erklärten einen immer dann für volljährig, weise und gut, wenn sie etwas Bestimmtes von einem wollten. Außerdem gefiel ihm das Wort „aufpassen“ nicht. Aber im Prinzip hatte Frau Kosanke recht. Er ging tatsächlich in die siebente Klasse, und er war wirklich so gut wie erwachsen, und er konnte jedenfalls mit dem sogenannten Sebastian auf alle Fälle fertig werden.

Das war der Augenblick, in dem er beschloss, Erzieher zu werden.

Pünktlich zur festgesetzten Stunde fuhren Kosankes am Freitag vor. Frau Kosanke schob ihren Sohn Sebastian in die Stube.

„So, Basti“, sagte sie, „nun sage auch schön guten Tag, und dass du mir auch auf Fredi hörst. Wir müssen gleich los, bei Penzoldts wird gegrillt.“

Herr Kosanke, im Gesicht vor Aufregung ähnlich gefärbt wie sein neues Auto (götterspeisekirschgeschmackfarben), stand bescheiden im Hintergrund und klapperte gedämpft mit den Autoschlüsseln.

Alfreds Mutter richtete den flammenden Appell an ihren Sohn, sich stets der Verantwortung bewusst zu sein. Alfreds Vater erhob die entschiedene Forderung, keinerlei Mist zu bauen.

Herr Kosanke, den die Belehrungen nervten, war bereits nach unten gegangen und hupte schon.

Basti – blödsinniger Name, dachte Fredi – beobachtete vom Fenster aus die Abfahrt des Elternkollektivs.

„Jetzt hopsen se ab“, verkündete Sebastian ohne jede Spur von Trauer, „habt ihr Farbfernsehen?“

Verdammt, dachte Alfred, schon geht es los mit der Erzieherei. Die richtige Antwort lautete nein, aber Erzieher sagen doch nicht einfach nein. Sie geben eine Begründung. Zum Beispiel: Nein, wenn wir Farben sehen wollen, schauen wir in die schöne Natur, welche uns umgibt. Oder: betrachten wir ein gemischtes Softeis. Oder: gucken wir uns das berüchtigte Auto von Kosankes an, in welchem immer der liebe Basti herantransportiert wird.

„Eh, biste taub oder haste Hammer und Amboss abgegeben?“

Alfred erbleichte innerlich und dachte an Maulschellen, Kopfnüsse und Rippentriller. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass er selbst ein Gegner der Prügelstrafe in der Erziehung war. „Ach“, sagte er, „sei so gut, mein lieber Johann Sebastian, und mach die Gardine wieder richtig vor, ja?“

Basti drehte sich um und musterte Alfred, den Erzieher, voller aufrichtiger Verwunderung. Er war ein stämmiger kleiner Bursche von sieben Jahren. Er hatte Haare wie Engel auf Ölgemälden und dazu passende blaue Augen.

„Wozu sind eigentlich Gardinen?“, sagte er.

„Ja, ja“, sagte Alfred.

„Nee, sag mal, ehrlich.“

Alfred räusperte sich und sagte mit fester Stimme: „Gardinen dienen zum Schmuck des Fensters und verleihen dem Wohnraum ein schöneres Aussehen.“

„Zur Zierde, wa?“

„Ja, so könnte man auch sagen.“

„Und die Tiger im Tierpark – sind die auch zur Zierde?“

„Ja, ja“, sagte Alfred, „das heißt, eigentlich, eigentlich nicht, nein.“

„Aber die Affen!“

„Ach was“, sagte Alfred, „hör auf, ja.“

„Aber die Elefanten und diese, diese Adlers.“

„Adler“, sagte Alfred berichtigend.

„Ja? Die Adler, ja?“

„Nein, zum Kuckuck“, sagte Alfred, „und auch nicht die Stachelschweine und die Kängurus und der Direktor.“

„Nee?“

„Nein“, sagte Alfred, „warte mal, ich werde dir das mal erklären.“ Er winkte ihn in die Küche und nahm ein Glas Pflaumenmus aus dem Hängeschrank.

„So, nun guck her, was ist hier drin?“

Der engelhafte Sebastian machte ein schlaues Gesicht, kniff sogar ein Blauäuglein zu und sagte: „Nägel?“

„Jetzt werde ich aber gleich wahnsinnig, warum zum Donnerwetter sollen denn da Nägel drin sein?“

„Mein Pappi hat immer lauter kleine Nägel in son Glas.“

„So, aha, na, wir haben jedenfalls immer Pflaumenmus in den Pflaumenmusgläsern. Guck her, ich mach den Deckel ab. Das Mus – das ist der Inhalt, verstehst du, der Inhalt

„Mir schmeckt bloß Erdbeermarmelade, dir auch?“

„Jetzt rede nicht dazwischen“, sagte Alfred, „jetzt hör lieber zu: das Pflaumenmus ist keine Verzierung, sondern der Inhalt. Von dem Glas. Und die Tiger, die sind der Inhalt vom Tierpark. Verstehst du?“

Basti betrachtete misstrauisch das Marmeladenglas, das Alfred in die Höhe hielt, damit der Inhalt besser zu sehen war. „Ja“, sagte er, „habt ihr Farbfernsehen?“

Das offene Glas fiel aus Alfreds Hand senkrecht auf den Fußboden, und kaum war es aufgeschlagen, schoss auch schon ungelogen und aus ernsthaften physikalischen Gründen eine Fontäne Pflaumenmus daraus hervor. Die obersten Spritzer erreichten die Küchendecke, die Hauptmasse klebte am Küchenschrank.

Alfred und die stärkste Urgroßmutter der Welt von Uwe Kant: TextAuszug