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Er wird sich seinen Leim selbst herstellen, jawohl! Mit dem selbstgemachten Leim kann er das Schiffsmodell fertigbasteln, und die Eltern werden staunen.
Auf zur Leimfabrik!
Flugs schleicht Bastian aus dem Kinderzimmer. Leise schließt er die Wohnungstür.
Bastian rennt durch den Park. Lauter wird das Rauschen, Stampfen, Dröhnen des Werkes, immer lauter. Das Werk ist nicht mehr weit entfernt.
Auf einer Parkbank döst Oma Klebmann. Fast stolpert Bastian über ihre ausgestreckten Beine.
"Hast du es aber eilig!", ruft Oma Klebmann erschrocken.
"Ich muss ins Werk, Papa beim Leimmachen beobachten", antwortet Bastian, schon zwei Parkbänke weiter.
"Warte", ruft ihm Oma Klebmann nach. "Komm zurück! So einfach kommst du nicht in das Chemiewerk."
Bastian bleibt stehen, wendet sich verwundert um.
"Die Wache wird dich anhalten und zurückschicken. Nur wer einen Werksausweis oder eine Erlaubnis vorzeigen kann, darf durch das Tor. Fremde oder Kinder dürfen das riesige Werk nicht betreten, denn es könnte gefährlich für sie werden."
Bastian blickt zu Boden.
"Kopf hoch!" Oma Klebmann winkt Bastian heran. "Was wolltest du bei den Leimmachern?"
Aufmerksam hört sie zu, was Bastian über den freien Tag der Eltern, über den Familienausflugsdampfer und den restlos leeren Leimtopf erzählt. Schwalben segeln dicht an der Parkbank vorbei, als wollten auch sie hören, was Bastian bedrückt.
"Komm, setz dich zu mir. Sieh mal! Die Schwalben sind nicht nur Flug-, sondern auch Leimkünstler", sagt Oma Klebmann. "Von ihnen haben die Menschen viel gelernt. Schwalben leimen ihre Nester aus Lehm und Stroh mit Speichel zusammen. Nach ihrem Vorbild haben die Menschen früher ihre Häuser gebaut. Weißt du, den Handwerker, der das Fachwerk eines Hauses mit einem Gemisch aus Lehm und Stroh und Kuhdung füllte, nannte man Leimer. Und baute eine Schwalbe ihr Nest an oder in einem Haus, glaubten die Menschen, das bringe Glück."
Oma Klebmann kratzt ein Harzklümpchen vom Stamm einer Kiefer, die hinter der Bank wurzelt. "Sieh mal, überall in der Natur findest du Klebriges, die Knospen der Kastanie, die Milch des Löwenzahns, die Blüten vom Sonnentau..."
"Und den süßen Honig", unterbricht Bastian etwas vorlaut.
"Stimmt", Oma Klebmann lacht. "Ich kann mir gut vorstellen, wie du aussiehst, wenn du eine Honigschnitte verdrückt hast. Hände, Schnute und Kinn sind klebrig wie die Zunge vom Frosch oder vom Specht, die damit ihr Futter einfangen."
Oma Klebmann drückt Bastian das Harzklümpchen in die Hand und sagt: "Wir Menschen haben viel gelernt, weil wir die Pflanzen und Tiere genau beobachten und uns Nützliches abgeschaut haben."
Bastian zuckt die Schultern und rollt das Harzklümpchen zweifelnd von Hand zu Hand.
"Tja!" Oma Klebmann scheint ratlos. "Wie könnte ich dir bloß weiterhelfen?"
Da sehen sie einen Mann mit Papierhut durch den Park laufen. Er schiebt eine Karre voller Besen, Bürsten und Eimer vor sich her.
"Was für ein Glück", ruft Oma Klebmann. "Dort kommt Herr Kleistrich, unser Malermeister." Sie bittet Herrn Kleistrich, der doch tagtäglich mit Leim hantiert, Bastian weiterzuhelfen.
Herr Kleistrich hebt den Jungen in seine Karre.
Bastian hascht noch schnell nach einer vorbeitrudelnden Ahornfrucht und klebt sie Oma Klebmann als Dankeschön auf die Nase.