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Die Templer saßen auf der Flussinsel fest. Suchend stromerten sie am Ufer entlang und fanden drei Bäume, die offenbar von den Eingeborenen zu einem Floß zusammengebaut werden sollten. Die drei nahmen die Lianen, die bereits vorbereitet am Ufer lagen und banden die Stämme, so gut es ging, zusammen. Dann schoben sie das kleine Floß mit aller Kraft in den Strom und sprangen auf. Langsam setzte sich das primitive Gefährt in Bewegung. Es trieb auf das gegenüberliegende Ufer zu. Mit einem Ruck blieb das Floß stecken und war nicht mehr zu bewegen. Joao sprang ins Wasser, wo er sich vorsichtig zu der Stelle vortastete, an der das Gefährt festsaß. Der schlammverschmierte Wurzelballen war glitschig und immer wieder umspülte schmutziges, überaus lehmiges Wasser seine aufgeweichten Hände. Jetzt sah er die Stelle, wo das Floß festhing. Er nahm sein großes Messer, das Schwert lag noch immer im Schiff, und hieb mit gewaltigen Schlägen auf die Wurzeln ein. Das mit Wasser vollgesogene Holz knirschte. Die Wellen des großen Flusses durchnässten ihn von oben bis unten. Wütend schlug er noch einmal zu. Die Wucht des plötzlich losschießenden Floßes war so gewaltig, dass er beinahe unter Wasser gedrückt wurde. Mit letzter Kraft konnte er sich an einem Stamm festhalten. Es dauerte eine Zeit, bis er sich auf das Gefährt gezogen hatte. Inzwischen war ein Gewitter aufgezogen. Blitze zuckten und der Regen rauschte wie aus Kübeln auf sie hernieder. Viel sehen, wohin sie das Floß trieb, konnten sie nicht. Doch so plötzlich, wie das Gewitter gekommen war, so hörte es auch auf. Der Wald am Ufer des Flusses dampfte. Es war so schwülwarm, dass Joao und seine Männer kaum Luft bekamen.
Kasim, der Muslim, widerstand der Versuchung, sich zum Gebet niederzuwerfen. Er starrte auf die Gefährten. Sie machten alle einen mutlosen Eindruck. Keiner wusste, wo sie waren. Auf einem Fluss, ja, aber auf welchem? Und trieb er sie zu ihrem Schiff? Der große Wald mit seinen fremdartigen Geräuschen, die sie aus der Heimat nicht kannten, machte ihnen Angst. Nur keiner von den Templern wollte das zugeben. Sie hatten Menschen kennengelernt, die so fremd und so unwirklich waren wie Adam und Eva und auch noch genauso aussahen. Sie waren freundlich und zugänglich, aber dann auch so abweisend und hinterhältig feindselig, wie sie es noch nie erlebt hatten. Sie hatten gefährliche Waffen, die als solche nicht zu erkennen waren. Das hatten sie bitter erfahren müssen. Ibelin machte Kasim Sorge. Die Wunde des kleinen Ritters hatte sich entzündet. Er stöhnte, als er sich aufrichtete, und stierte abwechselnd mal mit glasigen Augen auf Kasim, dann auf das schmutzige Wasser und den dunklen Wald.
Wo sind wir?, stöhnte er und klammerte sich an Kasim, du elender Maure, du hast uns nur Unglück gebracht. Sag mir, wo wir sind.
Das kann ich nicht. Ich weiß es auch nicht. Ibelin stöhnte wieder.
Was weißt du eigentlich. Nichts offenbar. Was kannst du? Auch nichts. Ich weiß gar nicht, warum Joao dich mitgenommen hat. Offenbar nur aus Mitleid. Oder aus irgendeinem Gefühl heraus. Wir hätten dich in den Kerker in Bragança werfen und dort verfaulen lassen sollen.
Kasim antwortete nicht und tat so, als ob er die Vorwürfe des Templers nicht gehört hätte. Ibelin redete offenbar im Fieberwahn. Der Arzt betastete die Wunde des Templers, die ihm von einem Pfeil der Eingeborenen zugefügt worden war. Mit einem Stöhnen sank der Templer wieder auf den Boden des Floßes zurück. Er drehte sich auf den Bauch, weil er nicht wollte, dass der Arzt ihn abtasten konnte. Kasim hatte direkt nach der Verletzung zwar den Pfeil aus der Brust des Templers ziehen und die Wunde aussaugen können, aber offenbar war der Pfeil vergiftet gewesen, mit einem Gift, das er nicht kannte. Und so war es ihm nicht gelungen, ein Gegenmittel zu verabreichen. Nach kurzer Zeit drehte sich Ibelin wieder auf den Rücken. Die Wunde sah schlimm aus. Es war zwar nur ein kleiner Einstich, aber rundherum hatte sich das Muskelfleisch entzündet. Auf der Haut zeigten sich helle Blasen. Als Kasim eine davon öffnete, stöhnte der Ritter wieder laut auf. Eine helle Flüssigkeit rann den Rücken hinunter, so, als ob Kasim eine Blase am Fuß geöffnet hätte.
Joao sah zu den beiden hinüber. Seid ihm nicht böse wegen der Beleidigungen. Er hat zu oft mit Pablo Wache gehabt. Er meint es bestimmt nicht so. Es sind die Schmerzen, die ihn so reden lassen.