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Das Gold der Andentempler. Ein historischer Roman über den Aufenthalt der Templer bei dem Volk der Chachapoya in den Anden (Das Gold der Templer, Teil 3) von Ulrich Hinse
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Preis E-Book:
10.99 €
Buch:
14.80 €
Veröffentl.:
01.03.2017
ISBN:
978-3-95655-782-8 (Buch), 978-3-95655-783-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 189 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Ureinwohner Amerikas und Australiens
Bolivien, 14. Jahrhundert (1300 bis 1399 n. Chr.), Peru, Brasilien, Spanien: Reconquista (711 bis 1492 n.Chr.), Historischer Roman, Historische Abenteuerromane
Templer, Templerschatz, Amazonas, Wikingerschiff, Gold, Inka, Anden, Treue, Verrat, Chachapoya
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Genau um Mitternacht setzte wieder einmal ein derart starker Regen ein, dass sich die Templer nur brüllend verständigen konnten. Mit ungeheurer Gewalt drosch das Wasser auf die Hütten herunter. Der Regen wollte und wollte nicht aufhören. Pablo wagte einen Blick aus der Hütte auf den Fluss. Drei Manneslängen unter den Hütten erkannte er im ersten Tageslicht das braune Wasser des Stromes. Wenig später war plötzlich ein Chaos. Draußen entstand ein wahnsinniger Lärm. Die Luft vibrierte. Von einem Moment auf den anderen wälzte sich eine Brühe aus Schlamm, Geröll und Bäumen nur wenige Meter an ihren Hütten vorbei. Innerhalb von Minuten war der Fluss mehrere Meter gestiegen und sehr nahe an die Hütten und die Boote herangekommen.

In panischer Angst warfen die Templer ihre Sachen in die Boote, zogen sie noch höher und flüchteten in das Bambuswäldchen hinein. Aber dort glaubten sie, nur für wenige Augenblicke sicher zu sein. Das Wasser stieg und stieg. Sie flohen Hals über Kopf weiter in den Dschungel. Auf die Chachapoya, die solche Unwetter kannten, achteten sie nicht. Die unüberlegte Flucht half ihnen nicht. Sie kannten die Umgebung nicht und im Nu standen sie hüfttief in der braunen Urwaldbrühe. Die Strömung zerrte an ihren Beinen. Mit Mühe und mit letzter Kraft fanden sie einen etwas erhöht liegenden Platz. Sie sammelten sich. Pablo ordnete mehr in Panik als mit ruhiger Überlegung an, sich einen Weg weiter in den Urwald hinein zu suchen, aber nach nur wenigen Schritten war auch hier Schluss. Sie waren vom Wasser eingeschlossen. Zusammengekauert saßen die einst so stolzen Ritter auf der Suche nach dem Paradies im Regen und warteten auf ihrer kleinen Insel im Fluss. Die Chachapoya waren nicht mehr zu sehen. Die Zeit schien stillzustehen. Der Fluss um sie herum riss alles mit sich fort. Hier war Urwald. Das ersehnte Paradies hatten sie noch immer nicht gefunden. Im Wald gab es für kurze Zeit immer von allem etwas zu viel, egal ob es Regen, Sonne, Insekten oder irgendetwas anderes war. Nie gab es Tage, an denen man von allem nur etwas bekommen konnte. Das Paradies hatten sie sich anders vorgestellt.

Endlich, nach unendlich langer Zeit, wie sie glaubten, begann das Wasser langsam zu sinken, obwohl es noch immer wie aus Kübeln regnete. Sie waren verdreckt vom Schlamm und durchgeweicht bis auf die Haut. Notdürftig richteten sie sich für die Nacht ein. Mit großen Blättern fingen sie Regenwasser auf, um es zu trinken. Lange dauert es, bis es einem von ihnen gelang, ein wärmendes Feuer zu entzünden. Das laute und lange Krachen, was von umstürzenden Urwaldriesen verursacht wurde, fuhr ihnen bis ins Mark. In der Ferne war das Fauchen eines Otorongo zu hören.

Am nächsten Morgen war der Fluss wie durch ein Wunder wieder in sein Flussbett zurückgekehrt. Überall wanden sich Schlangen über den Boden. Sie glaubten zwar schon lange nicht mehr, dass die Schlangen, wenn sie menschliche Schritte vernehmen, sich ins Unterholz verkriechen. Aber diesmal hatten sich die Schlangen in ihrer Nähe offenbar richtig wohlgefühlt. Allerdings hatten sie keinen gebissen. Die Templer schafften es, einige Früchte, die sie bereits kannten, von den Bäumen zu ernten. So hatten sie wenigstens etwas, um den Hunger zu stillen.

Irgendwann versuchten sie, den Rückweg zu finden. Pablo gab das Zeichen zum Aufbruch. Sie hatten das Gefühl, bereits viele Stunden durch den gleichen Wald zu laufen. Pablo trieb seine Leute an. Sie gingen nicht, sie stolperten so, als hätten sie die ganze Nacht Alkohol getrunken. Der Durst war groß. Und wenn sie in Höhlungen der Bäume eine Lache aus Regenwasser gefunden hatten, tranken sie so gierig, bis Pablo befahl, dass jeder nur noch zwei Schlucke trinken durfte. Ragnar, der genauso litt wie alle anderen, überwachte den Befehl.

Nach kurzer Zeit kamen sie wieder einmal an einen kleinen Sumpf. Die Luft war schwül und über der Brühe schwirrten unzählige Fliegen und große Mücken, die wie dunkle Wolken über dem Wasser schwebten. Ein übler, fauliger Geruch verbreitete sich. Pablo war der Meinung, dass sie durch den Sumpf hindurch müssten. Er begann, das tückische Feld zu durchwaten. Hinter im quälte sich der Normanne durch die warme Suppe, in der so allerlei herumschwamm, was keiner wirklich sehen wollte. Ab und zu schlug Ragnar mit einem Knüppel nach irgendeinem Getier, das ihm zu nahe gekommen war.

Nach einiger Zeit wurde der Sumpf wieder seichter. In diesem Moment stolperte einer der Sergeanten, fand für einen Augenblick wieder Halt, um plötzlich sehr schnell einzusinken. Es war Ernesto, dem auf der Überfahrt ein Bein gebrochen war, als er aus der Rahe stürzte. Kasim hatte ihm seinerzeit das Bein geschient und inzwischen war es mit Sicherheit verheilt. Trotzdem schmerzte es bei dieser Hitze sehr. Der Templer trat heftig um sich, doch er fand keinen festen Boden, um einen sicheren Stand zu haben. Er versank immer tiefer. Zuerst nur bis zur Hüfte, dann bis zur Brust. Die anderen Templer kamen nicht an ihn heran. Als Ragnar es versuchte, sank auch er tief ein und musste von Pablo und Jakob mit vereinten Kräften wieder hochgezogen werden. Ernesto begann in seiner Todesangst, laut zu schreien.

„Madre mio, zu Hilfe, so helft mir doch!“

Immer heftiger schlug er um sich. Mühsam tastete sich sein Hintermann an ihn heran. Er konnte den Arm greifen. Aber festhalten konnte er ihn nicht. Der Matsch hatte ihn schlüpfrig gemacht. Außerdem merkte der Helfer, wie auch er den festen Halt unter den Beinen verlor. Der Boden war weich wie Brei, aber zäh. Das Schreien Ernestos ging in ein Wimmern über. Er war bereits bis zum Hals im Morast versunken. Keiner konnte ihm mehr helfen. Das Wimmern des Templersergeanten verstummte, weil inzwischen sein Mund voller Wasser, Schlamm und Pflanzen war. Myriaden von Mücken schwirrten um ihn und die anderen Templer herum. Mit Entsetzen sahen sie zu, wie das schlammige Wasser über dem Kopf von Ernesto zusammenschlug. Ein paar wenige Blasen blubberten noch an die Oberfläche, dann legten sich die Wasserpflanzen wie ein dichtes Leichentuch über den Templer. Alle starrten auf die Stelle, wo Ernesto gerade versunken war, als könnte er wieder auftauchen.

„Auf, was glotzt ihr wie Vieh? Vamos, wir müssen weiter!“, brüllte Pablo, drehte sich um und stapfte voran.

Das Gold der Andentempler. Ein historischer Roman über den Aufenthalt der Templer bei dem Volk der Chachapoya in den Anden (Das Gold der Templer, Teil 3) von Ulrich Hinse: TextAuszug