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Die Nachtschicht. von Wolfgang Held
Autor:
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
18.02.2013
ISBN:
978-3-86394-939-6 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 95 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Politik
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Kriegsromane, Familienleben, Liebesromane, 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.)
DDR, Republikflucht, Brigade, Schieber, Liebe, Diebstahl, 2. Weltkrieg
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„May? Wo steckt denn der nun schon wieder?"

Keine Antwort. Nur das Grinsen verstärkte sich.

„Soll ich ihn holen?", bequemte sich schließlich das Schwarzkäppchen zu einer Gegenfrage, doch diese Bereitwilligkeit machte den Meister noch misstrauischer. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, löste Ruth Wächter mit ihrer Bemerkung ein kleines Gelächter aus. „Vor mir ist der May jedenfalls in seinem Schlupfwinkel sicher!"

Meister Milan kniff die Lippen zusammen und fixierte der Reihe nach die Kollegen.

„Nun?", sagte er dann. Nichts weiter. Ein kleines Wort. Es wischte das Grinsen aus den Gesichtern. Die Dreher blickten sich unschlüssig an. Meister Milan wartete. Endlich kam einer damit heraus, dass May vor etwa einer Stunde in der Toilette verschwunden sei. Vor einer Stunde!

„Holen!", befahl Milan kurz, und das Schwarzkäppchen verließ den Raum. An der Tür drehte sich der junge Kollege noch einmal zu den anderen um und blinzelte mit dem rechten Auge. Meister Milan tat, als bemerke er es nicht. Er wollte die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen.

„Also herhören!", sagte er und begann, die Arbeitsschutzbestimmungen vorzulesen. Sie waren ihm so geläufig, dass er dabei seine Gedanken unbesorgt auf einen anderen Weg schicken konnte. Er dachte an den Kollegen May.

Ob der sich wohl noch ändern wird? ging es ihm durch den Kopf. Schlechte Arbeit, schlechte Disziplin und einen großen Rand, so ist das immer. Kaum sechs Wochen ist der May jetzt bei uns und quatscht schon wieder davon, dass er sich nach einer anderen Arbeit umsieht. Na, so einem weint keiner eine Träne nach. Im Westen drüben soll er ja auch schon gewesen sein ... Warum ist er denn überhaupt zurückgekommen? Werde ihn nachher mal fragen!

„... müssen die Ärmelenden am Handgelenk eng anliegen. Weiter ist bei Dreharbeiten unbedingt die Schutzbrille ..."

Da wurde die Tür aufgerissen!

Meister Milan schaute unwillig vom Blatt hoch. Der Kollege mit dem schwarzen Käppchen war hereingestürmt und verkroch sich in die entlegenste Ecke. Mit scheinheiliger Unschuldsmiene sah er zur Tür, wo nun der Kollege May erschien. Schallendes Gelächter empfing ihn. Selbst Meister Milan konnte beim Anblick der wassertriefenden Gestalt ein Lächeln nicht unterdrücken. Weder für ihn noch für einen der Dreher war hier noch eine Erklärung nötig. Offenbar hatte sich May an dem „stillen Ort" für ein kleines Mitternachtsschläfchen eingerichtet und war erst durch eine über die Trennwand gesandte Wasserdusche aufgescheucht worden.

 

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