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Die Belagerung & Ich habe getötet von Ulrich Frohriep
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
14.03.2023
ISBN:
978-3-96521-882-6 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 107 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/gemütlich (humorvoll), Belletristik/Liebesroman/Erwachsenwerden, Belletristik/Thriller/Verbrechen
Kriminalromane und Mystery: Cosy Mystery, Kriegsromane, Historischer Roman
Mord, Belagerung, Niederlande, Philipp II., Kriegsgewinner, Verrat, Liebe, Krieg, Antwerpen, Alessandro Farnese, 1585, Hörspiel
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Am Montag war ich es, der lachen musste. Offensichtlich waren meine Kumpels noch in eine Schlägerei geraten, als Doris und ich schon weg waren. Sie sahen nicht gut aus. Sie mussten den ganzen Sonntag ihre Beulen gekühlt haben. Waren das die beiden Damen, fragte ich scheinheilig. Sie hätten mich verprügelt, wenn Paul nicht in der Nähe gewesen wäre. Aber dann ging es doch noch los: Die mit dem dicken Po, du, die heißt Bettina, na, und wo waren wir wohl, eh? Richtig, du Nase! Und ich sagte: Und hat dich mit Eisbeuteln behandelt! Da war ich aber außer Reichweite. Auch stichelten sie nicht mehr, wenn wir auf Disco waren, denn ich hatte immer ein Mädchen und immer dasselbe. Und manchmal hatte ich das Gefühl, dass die beiden nun mich beneideten.

Pankow: “Jeder kleine Junge träumt von seiner Prinzessin, die er auf Händen tragen will”. Ausblenden.

DORIS: Sind wir durch den Wald gelaufen, durchs Gestrüpp, durch Gras und Moos, nur um die wilden Tiere zu erschrecken? Oder was! Liegst da und glotzt in den Himmel. – Meinst du, Händchenhalten ist alles? Mach schon! – Hast du etwa noch nie?

Sie kichert.

Einblenden Pankow, instrumental nach vorigem.

Das war alles? ’n bisschen wenig – für mich, ’n bisschen sehr wenig.

JOHANN: Doris. Ich ..., ich ...

DORIS: Wir machen’s gleich noch mal. Wirst sehn, dann geht’s schon viel besser. – Ja, ganz ruhig. Sei nicht so aufgeregt, nicht so hastig, schön langsam, so ist es gut, ja, so ...

Pankow instrumental.

Johann: Und die Sonne wanderte, bis der Schatten des Findlings uns frösteln machte. Wir waren matt und zufrieden. Sie hatte mich berührt und ich sie, wir hatten einander gefunden. Das war das Glück. Ich hatte es immer gewusst, aber ich hatte nicht gewusst, wie es aussah: mein Glück. Meins.

Wir zogen uns an, gingen Hand in Hand durch den hohen Wald, durch Gestrüpp und Dornen, es machte uns nichts aus. Es war wie ein Wunder, dass wir meinen Trabbi auf Anhieb wiederfanden. Und es war so ein Strahlen in Doris’ Augen, als sie sagte:

DORIS: War doch ein feiner Nachmittag, oder?

Willste nicht ein bisschen Urlaub machen von deinem Betrieb, dann könn’ wir jeden Tag was unternehmen, jeden Tag was anderes und jeden Tag dasselbe.

Johann: Soll ich? Ich mach’s.

Doris: Klar Mann. Muss doch bald auf Lehre, in dieses Nest dort, wo sich die Füchse ... Hab nichts andres gekriegt, und irgendwas muss man ja machen – man muss! Pah!

Pankow.

Ihre Eltern hatten zu ihr gesagt: Wenn du meinst, du liebst ihn und er dazu noch ein anständiger Junge ist und sein Geld verdient, bitte, wir haben nichts dagegen. Da waren wir verlobt, mit allem drum und dran. Ein bisschen altmodisch vielleicht, von mir in diesem Fall. Aber was hatte ich schon außer meiner Arbeit, meinen Kumpels, meinem Trabbi?

Ich hatte Doris, und nur sie. Ich hatte nie jemals auch nur einen Menschen für mich gehabt. Nie hatte ich mich irgendwo anlehnen dürfen. An Vater nicht, den hat es nie gegeben, nicht an Mutter, die hat mich abgeliefert – wie einen Hund, den man fortstößt, ins Heim. Nie jemanden, den ich hätte umarmen können. Es war einfach keiner da. – Nur Doris. Jetzt und immer. Immer und jetzt. Und nun schon den ganzen Sommer lang.

Doris: Was macht man da schon! Man mistet aus und streut ein und hängt an die Zitzen der Euter Gummisauger, dreht an einem Schalter, und wenn das Euter leer ist, kommt das nächste dran. Mächtig aufregend! Und was zu fressen brauchen die Viecher auch. Das geht halb vier los und hört um elf auf, abends. In den Pausen dazwischen kannst du dich dann aufs Ohr hauen.

Und los ist gar nichts. Nichts ist los, gar nichts!

Pankow: „Jeder kleine Junge ...”

Johann: Dann kam sie nicht mehr. Ein Wochenende, ein zweites. Da fuhr ich hin. Musste lange auf sie warten. Ich saß auf den Stufen des Wohnheims, und es wurde dunkel. Es wurde Nacht. Sie kam nicht. Sie kam gegen Morgen. Sie sah mich, stutzte, machte einen Bogen, wollte an mir vorbei, ohne Gruß wollte sie an mir vorbei. Ich ging auf sie zu, sagte:

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