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Hasta Siempre, Bruder. Tod im Bundestag von Isabel Leyla Erdem
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
11.09.2014
ISBN:
978-3-95655-015-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 292 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Verbrechen, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Privatdetektive, Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Thriller/Politik
Thriller / Spannung, Familienleben, Politthriller/Justizthriller, Kriminalromane und Mystery: weibliche Ermittler, Zweite Hälfte 20. Jahrhundert (1950 bis 1999 n. Chr.), Deutschland, Chile
Chile, Pinochet, Kindesentführung, Geheimdienst, Terroristen, Mord, Bundestagsuntersuchungsausschuss, Emigranten, Suizid, Behinderte
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Im Lesesaal der Behörde für Stasi-Unterlagen fragte sie auf gut Glück nach Ramón Rodríguez. Über ihn gab es keine Akte. Seltsam, hielt die DDR doch mehr als zehn Jahre ihre schützende Hand über ihn. Auch über Paolo Frías und Michael Meyer existierten keine Unterlagen. Erst die Namen Mercedes und Leonel Perera führten zum Erfolg. Triumphierend ließ Hannah sich die Akten bringen. Beide waren Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Mercedes wurde als Kontaktperson zu „Estroja, sozialistische Befreiungsbewegung aus Chile in Westdeutschland“ geführt. Ihre Akte bestand vor allem aus Datumsangaben. Leonels war dicker. Er hielt von Ostberlin aus Kontakt zur sozialistischen und kommunistischen Partei Chiles. Eine Chronik des Widerstands in den Monaten nach dem Staatsstreich. Die Informationen reichten von Berichten über Demonstrationen über Dokumente von amnesty international bis zu einer Liste Medikamente für die „Genossen im Untergrund“. Hannah wagte kaum, das dünne Papier umzublättern. Kein Zweifel: Die DDR hatte rege Beziehungen zu illegalen Strukturen in Chile unterhalten. Ende 1974 wurden die Informationen spärlicher und es war die Resignation zu erahnen, die ihren Übermittler befallen haben musste. Dann brachen die Aufzeichnungen ab. Im Sommer 1975 nur der handschriftliche Hinweis: „Keine Neuigkeiten aus Chile.“ Weiter hinten stieß Hannah auf Besuchsdaten von Kontaktpersonen. Aus der DDR. Nach Bonn! Von Januar bis April 1976. Kurz vor dem Anschlag. Zweck der Besuche war „Austausch, Planung von Aktivitäten“. Hannah knöpfte ihre Strickjacke auf. Darunter stand, wieder handgeschrieben: „Aufgrund fehlerhafter Aktion Intensivierung der Kontakte“, es folgten zwei weitere Datumsangaben. Fehlerhafte Aktion! Das letzte Treffen war am neunten Mai. Leonels „Partner-IM“ war als anwesend vermerkt. Damit musste Mercedes gemeint sein. Sie suchte in der Akte von Mercedes. Dort war ein Eintrag vom sechsten Mai 1976 enthalten: „IM zeigt sich unwillig, Kontakt zu Partner-IM zu halten. Nach Ermahnung Besserung versprochen.“ Wenige Tage nach dem Anschlag. Hatten sich Mercedes und Leonel gestritten? Ihr Blick fiel auf den letzten Eintrag in der Akte: „IM verhaftet, Gründe unklar“. Was war denn an einem Terroranschlag unklar? Oder konnten sie sich bloß die Verhaftung ihrer Mitarbeiterin nicht erklären? Auch ihr Tod schien die Stasi erstaunt zu haben: In Handschrift hatte jemand einen letzten Eintrag vorgenommen: „IM am 18.10.1977 verstorben!“

Hannah starrte das Ausrufezeichen an. Dann nahm sie sich wieder Leonels Akte vor. Sie erwartete einen ähnlichen Kommentar und abrupten Abbruch des Dokuments. Sie erlebte eine Überraschung.

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