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Michael und sein schwarzer Engel von Kurt David
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
23.05.2023
ISBN:
978-3-96521-938-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 165 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Liebesroman/Erwachsenwerden, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Christlich/Allgemein, Belletristik/Familienleben
Moderne und zeitgenössische Belletristik, Zeitgenössische Liebesromane, Familienleben, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Heranwachsen, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Liebe und Beziehungen
Erste Liebe, katholisch, Pfarrer, 2. Weltkrieg, Erschießungskommando, Deserteur, Befehlsverweigerung, Beichte, Lüge, Nachkriegszeit
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Eins, zwei, drei war er im Haus. „Hunger, Hunger!“, rief er.

„Na, mal langsam!“, meinte die Mutter.

Abendbrot. Mehlsuppe, dazu zwei Scheiben Brot, mit Hefepaste bestrichen. Sie roch nach Rauchfleisch.

„Eigentlich könnte ich mal mit ins Kino gehen!“, sagte die Mutter. „Was wird denn gespielt, hm?“

Michael hatte sich verschluckt und hustete und hustete. O Gott, dachte er. Ihm war, als bräche der ganze Mittwoch in Stücke. Der schöne Mittwoch. Schnell sagte er: „Was gespielt wird? – Na, Mordgeschichte. Affäre Blum – x Tote und immer: Krach-krach! Patsch!“ Und Michael krümmte den Zeigefinger und ahmte Schießen nach. Er beobachtete, wie die Worte auf die Mutter wirkten. Und er fügte hinzu. „Kannst ja mitgehen. Steck dir aber Hoffmannstropfen ein!“

Lena lachte. –

Es ist soweit. Er geht los, erst ganz langsam, so, als hätte er noch viel Zeit. Aber als ihn die Mutter nicht mehr sehen kann, geht er schneller, und nach den letzten Häuserreihen – er blickt sich noch mal um, ob er auch nicht beobachtet wird – beginnt er zu laufen. An der Kiesgrube vorbei, den Hohlweg hinunter und immer weiter. Er klettert durch die Effenbegersche Viehkoppel. Die Kühe stieren ihn dumm an. „Muh – Muh“, macht er.

Da ist auch schon der Spitzberg. Der Berg mit dem Kriegerdenkmal. Michael umgeht die Hagebuttensträucher und klettert am hinteren Hang hinauf. Von oben sieht man ganz Steinbach, sieht die Fachwerkhäuschen, die ängstlich zusammengedrängt dastehen. Und die Villen und Fabriken, die sich groß und frech dazwischen erheben, als wollten sie die Wache über die kleineren Häuser halten.

Er blickt auf die andere Seite, dorthin, wo die Wälder den Horizont beschließen. Von dort muss sie kommen.

Michael setzt sich. Heut werde ich sie küssen, denkt er. Ganz bestimmt, heut …

Ein leichter Wind kommt auf, streicht über den Berg, fährt in die Pappeln unten.

Sie ist da. Michael ist ihr entgegengerannt. Er versteckt ihr Rad unten am Fuß des Berges in einem Strauch. Und sie klettern wieder hinauf.

„Wir hätten uns woanders treffen sollen“, sagt Hannchen. „Vielleicht draußen am Hartbusch. Hier kommen doch manchmal Spaziergänger!“

Michael freute sich darüber. Aber zum Hartbusch war es zu weit, deshalb sagte er: „Ach, Spaziergänger. Meine Mutter geht nicht spazieren!“

„Na, mein Vater auch nicht!“, sagte Hannchen. „Aber es gibt ja noch andere Leute!“

Es schlug halb neun. Noch eineinhalb Stunden Zeit, dachte er. Und heut wird geküsst!

„Hat deine Mutter am Sonntag was gemerkt?“, fragt Hannchen.

„Nee, gar nicht! Bei dir?“

„Ach wo!“

„Du, Hannchen“, Michael dachte an Lachmann, „würdest du mich anschwindeln – weißt’, weil wir am Sonntag vom Schwindeln gesprochen haben, hm?“

„Nein!“

„Ich dich auch nicht!“, sagte er.

„Dann wär’s auch aus!“, sagte sie energisch.

„Was ,aus’!“

„Eben aus!“

Michael und sein schwarzer Engel von Kurt David: TextAuszug