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Befehl ausgeführt von Kurt David
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Preis E-Book:
4.99 €
Veröffentl.:
07.04.2023
ISBN:
978-3-96521-862-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 103 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Politik
Kriegsromane: Zweiter Weltkrieg, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
2. Weltkrieg, Ostfront, Donezk, Ukraine, Kriegsgericht, Verbrannte Erde, Rückzug, Kriegsverbrechen
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„Gefreiter Moll!“, sagte mein Unteroffizier, „gehen Sie mit fünf Mann Bunkerholz machen. Aufpassen: Durchs Dorf zieht sich eine Lichtleitung, die ist natürlich außer Betrieb. Diese Masten sägen Sie ab. Nachts drei Uhr kommen die Fahrzeuge. Bei Anbruch des Morgens muss die Sache erledigt sein.“

Wir sechs machten uns fertig, nahmen die Schrotsägen und gingen.

Eigentlich freute sich jeder auf diese Arbeit. Sie hatte Vorteile. Man fror nicht, brauchte nicht die lange Nacht in einem Loch zu hocken und auf den Fluss hinabzustarren. Der Fluss machte einen fertig, so, als spräche er immer.

Einen Kilometer lagen die Gräben schon hinter uns. Die Wolken vor dem Mond leuchteten manchmal schneeweiß, wurden grau, zerrissen und jagten wie Fetzen über die weiße Scheibe.

Es war Vollmond. Trat er für Sekunden hervor, bellte es vom anderen Ufer und machte „Ft–ft–sst“.

Natürlich hatten sie uns gesehen.

Wie kleine, gefährliche Drohungen zischelten die Geschosse in das aufgeweichte Feld. „Plubs!“, machte es.

Wir liefen weiter. Sechs Kilometer sollten es bis zum Dorfe sein. Und das heißt Bilbasowka. Noch sahen wir nichts.

„Trag du auch mal die Säge!“, sagte einer und reichte sie einem anderen.

Die Säge war nicht schwer, aber Tragen ist ein besonderer Begriff für den Soldaten. Etwas tragen heißt zusätzliche Kräfte verbrauchen. Die kann man sich sparen, wenn ein anderer trägt. Und jeder versucht dabei den anderen ein paar Schritte länger tragen zu lassen.

Endlich sahen wir die Umrisse des Dorfes und noch etwas: Masten. Das waren aber nicht die im Dorfe, sondern diese Masten standen auf freiem Feld. Also andere.

Fast andächtig blieb ich stehen. Wie feinklingende schwarze Stäbe standen die Masten da. Der Wind schnitt sich an den Drähten, und leises Pfeifen und Singen schwang in der Luft.

„Los, wir sägen die um!“, sagte ich zu den anderen. Und noch bevor einer etwas erwidern konnte, fügte ich hinzu: „Das ist viel bequemer. Im Dorf bleiben die Drähte beim Fallen der Masten an den Dächern hängen, und wir – wir haben bloß Scherereien.“

Ja, so sagte ich.

Keiner widersprach zunächst, bis einer meinte: „Na los, fangen wir an!“

„Quatsch nicht’“, sagte schroff ein anderer zu mir. „Die Leitung ist vielleicht noch in Betrieb. Sonst hätte der Unteroffizier nicht gesagt, wir sollen die im Dorf absägen!“

„Nichts ist in Betrieb“, fuhr ich dazwischen, „gar nichts. Das sind alte Leitungen. Was soll denn da in Betrieb sein? Los, wir fangen an!“

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