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Bärenjagd im Chentei von Kurt David
Autor:
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Preis E-Book:
4.99 €
Veröffentl.:
07.03.2023
ISBN:
978-3-96521-854-3 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 110 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Action und Abenteuer
Abenteuerromane
Mongolei, Postflieger, Bär, Bärenjagd, Wölfe, Abenteuer, Sturm
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Tschimid und Santschir zeigten zu dem Hügel, der wie ein Mongolenhut aussah, und Songino sagte: „Dort ist der Bär.“

Ich sah nichts.

Sie lachten und beschrieben mir genau die Stelle.

Ich sah trotzdem nichts. Durch die unendliche Weite ihrer Steppe sehen ihre Augen derart scharf, dass man als Fremder nur zu staunen vermag. Santschir wickelte aus einem Tuch ein einäugiges Fernglas und gab es mir. Das war natürlich etwas ganz anderes: Jetzt sah ich tatsächlich den Bären an dem Hügel hochklettern; langsam und bedächtig tat er das, nicht wie auf der Flucht, eher, als habe er genügend Zeit, um den Wald auf der anderen Seite noch zu erreichen. Manchmal löste sich unter seinen Füßen Gestein und Geröll und rutschte den Hang hinab. Staub wirbelte auf und hüllte den Bären in eine gelbgraue Wolke.

Tschimid war nach links, Santschir nach rechts gelaufen, um den Hügel in einem großen Bogen zu umgehen und dem Bären die Fluchtwege abzuschneiden.

„Und wir steigen auch los, immer geradeaus“, sagte Songino.

„Siehst du den Bären?“, fragte ich.

„Immer.“

Ich schüttelte erstaunt meinen Kopf. „Bei der Dunkelheit?“

„Oh, das ist das beste Licht, das man sich denken kann“, meinte Songino.

Wir gingen nun nebeneinander, stolperten durch Senken, über Steine und Wurzeln. Hin und wieder reichte das gelbe Gras bis zu unseren Schultern, und wir bogen es mit den Gewehrläufen auseinander, wenn es uns die Sicht nahm. Obgleich es sehr kühl geworden war, hatte ich eine schweißnasse Stirn. Die Jagd fing an, mir Spaß zu machen. Allerlei abenteuerliche Gedanken waren in mir. Sie reichten vom Bilderbuch-Bären, der in einem Zirkus Rad fuhr, bis zur zähnefletschenden Bestie, die mit einem Mann kämpfte, der nichts als einen Dolch hatte. Es erregte mich die Vorstellung, der Koloss könne plötzlich vor uns auftauchen, vor uns stehen, auf den Hinterbeinen, groß, stark, mächtig wie ein Ungeheuer, irgendeinen grässlichen Laut ausstoßend auf uns zukommen, mit ausgestreckten Tatzen, den Tatzen mit den sichelförmigen Krallen daran.

„Ist was?“, hörte ich Songino fragen.

Vielleicht hatte ich geseufzt. Jedenfalls sagte ich, es wäre nichts. Er hätte sich wohl gebogen vor Lachen!

Bärenjagd im Chentei von Kurt David: TextAuszug