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Du kannst den Wind nicht aufhalten … von Karina Brauer
Autor:
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
17.06.2015
ISBN:
978-3-95655-374-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 238 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Liebesroman/Spannung, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Moderne Frauen
Lifestyle-Literatur, für Frauen und/oder Mädchen, Familienleben, Belletristik: romantische Spannung, Liebesromane, 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.)
Verkehrsunfall, Krebs, Schwerin, Rostock, Freiburg im Breisgau, Liebe, Ehe, Kinder, Tod, Trauer, Gewalt, Suizid, Stasi, Republikflucht, Freunde, 20. Jahrhundert, Wende, Familienbeziehungen, Familie, Frauen, Freundschaft, Geheimnis, Heirat, Selbstmord, Spannung, Starke Frauen, Vergewaltigung, DDR, Professor, Studium
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Chris war seit einigen Stunden damit beschäftigt, die Wäsche ihrer Großmutter in Säcke zu verstauen. Auf der Beerdigung, am Freitag vor einer Woche, hatte sie mit der Frau des Pfarrers auch über die Sachen der Ömi gesprochen. Frau Rehmer machte ihr dabei den Vorschlag, dass die Pfarrei diese nehmen und an Bedürftige weitergeben würde. Das gefiel Chris, denn zum Wegschmeißen war das alles zu schade und die Großmutter hätte es ganz sicher auch gewollt. Ja, die Ömi! Diese kleine Frau, die ihr ganzes Leben nur für andere da war, die wäre jetzt sicher sehr zufrieden mit ihrer Urenkeltochter. „Geben ist seliger als Nehmen“, hatte sie stets gesagt und so hatte sie auch immer gelebt. Was spielte es schon für eine Rolle, dass das Leben mit ihr nicht zimperlich umgegangen war.

Chris war gerade in die Küche gegangen, um den Eintopf, den sie sich zum Abendessen kochte, umzurühren, als das Telefon klingelte. „Guten Abend“, meldete sie sich und war sehr überrascht, als am anderen Ende der Leitung eine angenehme Männerstimme antwortete: „Ja, gleichfalls einen guten Abend, Fräulein Baumgarten.“ Nach einer kurzen Pause fuhr der Mann fort: „Ich hoffe, ich störe Sie nicht. Hier ist Carl Klammt, Ihr Briefefinder.“

Nun war Chris wirklich überrascht.

„Hallo, Fräulein Baumgarten, sind Sie noch dran?“

„Ja, ja, Herr Klammt. Ich bin nur ein wenig erstaunt, dass Sie mich anrufen. Ich meine, dass Sie überhaupt meine Nummer haben.“

„Also, Fräulein Baumgarten, das ist nun wirklich eine ganz leichte Aufgabe gewesen. Ich habe Ihren Brief erhalten. Vielen Dank dafür. Das Taschentuch können Sie auch behalten, es ist nicht mein einziges“, er lachte kurz auf. „Also, wenn Sie mir einen Brief mit Ihrer Adresse senden, da kann ich doch im Telefonbuch nachschauen. Ich hatte einfach Glück, dass Sie einen Telefonanschluss besitzen. Sehen Sie, es ist nicht einmal ein Zauberkunststück! Aber wie geht es Ihnen?“

„Danke, es geht mir gut.“

„Schwindeln Sie mich jetzt wieder an?“

„Nein, aber, ...“, Chris machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: „Es ist hier soweit alles in Ordnung. Und wenn Sie auf die Sache mit meinem Freund, ähm, Exfreund anspielen, das ist längst vorbei.“

„Na gut, ich wollte ja auch nicht indiskret sein. Entschuldigen Sie bitte! Was machen Sie denn gerade?“

„Ich koche Eintopf, Wrukeneintopf.“

„Oh, das hört sich ja gut an. Eintopf ist mein Lieblingsessen, ehrlich!“

„Tja, leider kann ich Ihnen keinen Teller durch das Telefon reichen, sonst wären Sie mein Gast.“ Es klingelte an der Haustür. „Herr Klammt, ich muss jetzt leider unsere Plauderei beenden. Ich werde nachher auch einen Teller Eintopf für Sie mitessen. Tschüss.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, legte Sie den Hörer auf und ging zur Tür. Da stand Frau Rehmer, die Frau des Pfarrers, mit ihrem Sohn Guido und zwei anderen jungen Männern vor der Tür. Nach einer kurzen Begrüßung luden sie die Sachen in den alten Barcas. Zum Abschied sagte der vier Jahre ältere Guido: „Hey, Chris, wir wollen heute noch übers Land fahren, irgendwo wird schon Tanz sein. Hast du nicht Lust?“

Sie sah die Hoffnung in seinen Augen und wusste um die Enttäuschung, die ihre Antwort für ihn bedeuten würde: „Nee, lass mal, ich bin nicht in der Stimmung dafür. Vielleicht ein anderes Mal.“ Wie gut sie ihn kannte!

„Kann ich deinen Wagen trotzdem noch ein paar Tage nutzen? Ich bringe ihn auch zur Durchsicht. Schlüssel und Papiere lege ich wie gehabt in unser Versteck!“

Chris nickte, während Guido traurig zu den anderen in den Transporter stieg. Sie winkte noch einmal und dann kehrte sie schnell ins Haus zurück. Du hattest einmal deine Chance, Guido, du hast es damals verpatzt!, dachte sie, bevor sie ins Schlafzimmer der Großmutter ging. Sie schloss die Schranktüren und setzte sich auf das uralte Bett. Wie sich das anhört „dein Wagen“ dachte das Mädchen so bei sich. ‚Jetzt gehört mir alles, aber was soll ich damit?´ Langsam wurde sie wieder von einer Art Verzweiflung erfasst. Knapp neunzehnjährig saß sie hier im Haus ihrer Vorfahren, allein und einsam.

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