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Der astronomische Dieb. Utopische Anekdoten um den erfindungsreichen Mechanikus Fränki und seinen ihm anhängenden Freund Joschka von Gerhard Branstner
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
02.09.2016
ISBN:
978-3-95655-714-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 103 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Science Fiction /Weltraumoper, Belletristik/Humorvoll, Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Science Fiction /Kontakt mit Außerirdischen
Science-Fiction: Weltraumoper, Space Opera, Belletristik: Humor, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories
Science Fiction, Humor, Kurzgeschichten, Weltall, Außerirdische, Erfinder
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Auf dem Rückflug zum Sonnensystem überkam Joschka das Bedürfnis, sich die Füße ein wenig zu vertreten, und Fränki steuerte den nächsten am Wege liegenden Planeten an. Die beiden Freunde hatten die Rakete kaum verlassen, als sie, selbst ungesehen, einen Trupp von zwei oder drei Dutzend Menschen vorbeihasten sahen.

»Die rennen ja«, rief Joschka, »als ob der Teufel hinter ihnen her wäre!«

»Da werden wir ihnen mal hinterdrein rennen«,

meinte Fränki. »Anders können wir nicht erfahren, ob du recht hast.«

Also nahmen die beiden ihre Beine unter die Arme und machten sich an die Verfolgung. Und sobald sie auf Hörweite an die Leute herangekommen waren, rief Fränki ihnen zu, doch mal Pause zu machen, um auf vernünftige Art ein Wort miteinander reden zu können. Einige wandten sich auch um, liefen jedoch, nachdem sie eine ebenso kurze wie verzweifelte Geste gemacht hatten, nur um so schneller weiter. Die beiden Freunde legten ebenfalls ein Schrittchen zu, und als sie die Leute eingeholt hatten, ließ sich einer von ihnen etwas zurückfallen.

»Seid ihr gekommen, um uns zu retten?«, fragte er, ohne im Laufen innezuhalten.

»Nein«, entgegnete Fränki, »und ich habe auch keine Lust dazu, wenn ihr weiterhin wie die Hasen davonlauft.«

»Aber das ist es gerade«, erklärte der Mann, »wir müssen laufen, was die Beine hergeben, sonst sind wir des Todes.«

»Und vor wem lauft ihr davon?«, wollte Fränki wissen.

»Vor dem Tag«, erklärte der Mann, »oder vor der Nacht. Auf diesem vermaledeiten Planeten ist es nachts so kalt, wie es tagsüber heiß ist, in jedem Falle aber ist es nicht zum Aushalten. Daher rennen wir der Grenze zwischen Tag und Nacht hinterher, denn das ist der einzige Punkt, wo eine erträgliche Temperatur herrscht.«

»Weshalb seid ihr dann auf diesen Planeten gekommen?«, fragte Joschka.

»Aus Versehen«, erklärte der Mann. »Wir waren zu einer dreiwöchigen Kur auf einem heilkräftigen Stern unterwegs. Da bockte plötzlich die Rakete, und wir mussten hier notlanden. Das war vor acht Tagen. So lange rennen wir schon um unser Leben.«

»Ohne zu essen und zu schlafen?«, erkundigte sich Fränki.

Der Mann riss im Vorbeirennen eine melonengroße Frucht von einem Baum. »Dem Himmel sei Dank«, erklärte er, »wächst hier genügend essbares Obst. Mit dem Schlafen ist es schon schwieriger. Wir laufen, soweit die Hitze es uns erlaubt, in den Tag hinein und legen uns nieder, bis uns die Kälte der nachkommenden Nacht wieder aufscheucht. Da sich dieser Planet ungewöhnlich langsam dreht, können wir die verschlafene Zeit wieder einholen, und je schneller wir laufen, desto öfter können wir uns schlafen legen.«

Mit diesen Worten beschleunigte der Mann das Tempo und setzte sich an die Spitze des Trupps. Die beiden Freunde hielten Anschluss, haschten ab und zu nach einer Melone, legten sich, sobald sie in die Hitze gekommen waren, mit den übrigen zum Schlafen nieder und rannten, sobald die Kälte sie überfiel, der untergegangenen Sonne hinterher.

»Wenn das noch lange so geht«, keuchte Joschka, »werde ich noch ganz blödsinnig von der Rennerei.«

Fränki feixte. »Ich dachte, du wolltest dir ein wenig die Füße vertreten.«

»Ein wenig schon«, jammerte Joschka, »aber doch nicht ganz und gar. Und wenn du dir nicht bald etwas einfallen lässt, hat sich’s für immer ausgetreten.«

»Das ist nur die übliche Krise«, erwiderte Fränki, »danach fühlst du dich wie neugeboren.«

»Neugeboren«, rief Joschka entsetzt, »auf diesem Planeten! Da möchte ich lieber auf der Stelle tot umfallen!«

Doch Fränki behielt recht. Und als Joschka sich wie neugeboren fühlte, sagte sein Freund: »Nach meiner Rechnung sind unsere Mitläufer jetzt drei Wochen hier. Ich glaube nicht, dass man ihnen eine Überschreitung der Kurzeit gestattet.«

Eben da tauchte auch schon ein Raumschiff am Horizont auf, kam schnell näher und landete unmittelbar vor der rennenden Gesellschaft.

»Das grenzt an Zauberei!«, rief Joschka. »Keiner konnte wissen, dass die Patienten hier gestrandet sind. Sie sollten doch zu einem heilkräftigen Planeten fahren.«

»Und«, fragte Fränki, »sind sie das etwa nicht? Du selbst fühlst dich doch wie neugeboren, und dabei fehlen dir noch acht Tage an der vollen Kur.«

»Dann war die Notlandung«, vergewisserte sich Joschka, »gar keine Notlandung, sondern ein Trick, um die Leute auf diesen Planeten zu lotsen.«

»Aus freien Stücken wären sie wohl nicht hierhergekommen«, meinte Fränki. »Wer läuft schon um sein Leben, wenn der Tod noch fern ist.«

Der astronomische Dieb. Utopische Anekdoten um den erfindungsreichen Mechanikus Fränki und seinen ihm anhängenden Freund Joschka von Gerhard Branstner: TextAuszug