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Die Reise zum Stern der Beschwingten. Schilderung der galaktischen Erfahrungen etlicher Erdenmenschen, die versehentlich in die Milchstraße geraten, nach mancherlei erlittenem Ungemach aber glücklich wieder daheim angelangt sind von Gerhard Branstner
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
09.09.2016
ISBN:
978-3-95655-727-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 183 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Science Fiction /Weltraumoper, Belletristik/Humorvoll, Belletristik/Science Fiction /Kontakt mit Außerirdischen, Belletristik/Science Fiction /Action und Abenteuer
Science-Fiction: Weltraumoper, Space Opera, Belletristik: Humor, Klassische Science-Fiction-Literatur
Science Fiction, Humor, Weltall, Außerirdische, Erfinder, Philosophie, Raumfahrer
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Siebenscharff setzte sich mitten auf den Dorfplatz, denn Geschichten lassen sich nicht gut im Stehen erzählen, auch nicht anhören, weshalb die Bommelanten seinem Beispiel folgten. Und die Kannibalen hockten sich ebenfalls hin. „Das ist eine besondere Geschichte“, sagte Siebenscharff, „sie beginnt mit der schmalen Ernährungsbasis der Vögel. Sie haben ja selbst feststellen können, dass der Krater hügelauf, hügelab nichts Genießbares zu bieten hat. Bleibt also nur der Fischbestand des Flusses und der Bäche. Doch auch der würde nicht lange bleiben, wenn die Vögel nicht außerhalb des ihnen angestammten Gebietes zusätzliche Nahrung suchten. Dort aber geraten sie den Kannibalen ins Gehege, die ja auch, wenn sie sich nicht gegenseitig auffressen wollen, von den Früchten der Natur leben müssen. Und mit denen ist dieser Planet nirgends reich gesegnet. Deshalb töten die Kannibalen jeden Vogel, den sie in ihrem Revier erwischen können, und fressen ihn auf. Vor zwei Tagen haben gleich mehrere dran glauben müssen. Darüber haben sich nun wieder die Vögel erbost, deshalb wollen sie die Kannibalen heimsuchen. Sie müssten in dem ungleichen Kampf jedoch ungeheure Verluste erleiden, da sie im Gegensatz zu den mit Speeren bewaffneten Kannibalen ihre Feinde nur mit ihren Exkrementen bewerfen können.“

„Demnach sind die Vögel“, sagte Piccolomini, „wenn sie außer den ihnen von der Natur gegebenen Hilfsmitteln nichts in der Hand haben, auch keine Menschen.“

„Jedenfalls waren sie vor Zeiten einmal Menschen“, erklärte der kleine Professor, „sie sind jedoch einer rapiden Degeneration verfallen. Die Sprache eines einzelnen Schwarms besteht kaum noch aus hundert Vokabeln. Die Sprachen der verschiedenen Schwärme sind aber offensichtlich Zerfallsprodukte einer ehemals gemeinsamen Sprache, denn sie lassen sich ohne Weiteres in ein umfassendes Sprachgebilde einfügen. Und diese gemeinsame Sprache muss, wenn man von den auf die einzelnen Schwärme aufgesplitterten Resten ausgeht, ehedem sehr reich gewesen sein.“

„Und um die Reste zusammenzuklauben“, meinte der Pilot, „haben Sie auf diesem gottverlassenen Planeten Quartier genommen und hüpfen da nun von Hügel zu Hügel.“

Der Philologe nickte.

Schimansky gab sich noch nicht zufrieden. „Aber weshalb die Degeneration? Ich dachte immer, die sei auf Naturwesen beschränkt.“

„Auch der Mensch ist ein Wesen der Natur“, erklärte der Professor, „ich bin weit in der Welt herumgekommen und bin dabei auf viele Versuche der Natur gestoßen, erfolgreiche und missglückte. Wenn wir den Begriff der Unendlichkeit ernst nehmen, ergibt sich logisch, dass die Natur unendliche Versuche unternimmt und auch unendliche Male Erfolg hat. Aber auch unendliche Male Misserfolg. Und der Gründe für solche Fehlversuche sind viele. Sie lassen sich jedoch in zwei Gruppen ordnen. Zu der einen gehören die, die von einer ungeeigneten Disposition ausgehen, zu der anderen gehören die Versuche, die auf eine ungeeignete Umgebung treffen.“

Wie die anderen Bommelanten folgte auch Piccolomini den Ausführungen Siebenscharffs mit steigender Aufmerksamkeit, wobei er und ganz und gar seine kannibalische Umgebung vergaß; auch Weynreichs gedachte er nicht. Selbst die Menschenfresser schienen jetzt ihr Handwerk vergessen zu haben, sie dösten mit schläfrigen Augen vor sich hin. Und was Weinreich sich unterfing, sei für jetzt auch dahingestellt.

Piccolomini also dachte an nichts anderes. Er fragte Siebenscharff: „Wenn ich Sie recht verstanden habe, erklären Sie sich, um bei unseren Vögeln zu bleiben, deren Degeneration aus einer für ihre Menschwerdung ungeeigneten Disposition?“

„Nicht unbedingt“, erwiderte Siebenscharff, „nicht alle Menschen stammen, wie Sie und ich, von affenähnlichen Vorfahren ab. Unsere Herren Menschenfresser“, der kleine Professor deutete eine Verbeugung gegen die vor sich hindösenden Kannibalen an, „unsere Herren Menschenfresser zum Beispiel verdanken ihr Dasein der Fortentwicklung einer bärenähnlichen Spezies von Tier.“

„Da haben sie sich aber ganz schön verändert“, meinte Schimansky.

„Aber nicht nur laufende“, fuhr Siebenscharff unbeirrt fort, „auch schwimmende oder fliegende Tiere der verschiedensten Gattungen können disponiert sein, Menschen hervorzubringen. Einzige Voraussetzung ist, dass sie hoch genug gebildet, andrerseits aber nicht schon zu speziell gebildet sind, um noch Organe zum Arbeiten, Denken und Sprechen zu entwickeln. Um diese drei Dinge kommt kein Mensch herum.“

„Aller guten Dinge sind drei. Jetzt weiß ich endlich“, meinte Schimansky, „was der tiefere Sinn dieses Sprichworts ist: Arbeiten, Denken, Sprechen.“

Siebenscharff stimmte dem zu.

„Alles andere aber, insofern es das nicht unmöglich macht, ist möglich.“

„Zum Beispiel vier Hände“, schlug Schimansky vor.

„Oder zwei Zungen“, ergänzte der kleine Professor, „die Vorstellung, alle Vernunftwesen müssten so aussehen wie wir, darf nicht geduldet werden. Selbst dann nicht, wenn sie von landläufigen Tieren abstammen. Wie aber, wenn Menschen ihr Dasein Vögeln verdanken oder Wassertieren? Ihre körperliche Erscheinung und ihr Denken und Fühlen, ihre moralischen und ästhetischen Begriffe, ihre besonderen Fähigkeiten weichen in diesen Fällen von den unseren in besonderer Weise ab. Und die Eigenschaften eines fliegenden Menschen sind von denen eines schwimmenden wiederum himmelweit unterschieden, allein was die Schärfe der verschiedenen Sinnesorgane anbetrifft. Umgekehrt darf aber auch die Vorstellung von unsinnigen Menschenbildungen, grotesken Kombinationen und Konstellationen nicht geduldet werden. So wird ein Mensch seinen Verstand niemals im großen Zeh haben.“

„Auch das Herz“, sagte Schimansky, „sollte immer am rechten Fleck sein und nicht etwa in der Kniekehle.“

Die Reise zum Stern der Beschwingten. Schilderung der galaktischen Erfahrungen etlicher Erdenmenschen, die versehentlich in die Milchstraße geraten, nach mancherlei erlittenem Ungemach aber glücklich wieder daheim angelangt sind von Gerhard Branstner: TextAuszug