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Es lebte einst vor Hunderten von Jahren im Land der Obotriten ein König. Der hatte drei Söhne, stattlich von Wuchs und von lebhaftem Geist. Der älteste galt als besonders klug, der mittlere als treu und standhaft in allen Dingen, gerühmt wegen seiner glühenden Freiheitsliebe. Nur der jüngste schien aus der Art geschlagen. Er hatte seine Heimat verlassen, die ihm zu ärmlich dünkte, eine reiche Prinzessin geheiratet und achtete nun sein Vaterland gering.
Die beiden anderen Söhne aber hielten fest zu ihrem königlichen Vater. Das tat ihm wohl; eine bittere Zeit war angebrochen. Deutsche Eroberer überfluteten das Land.
Der König, ein starker, stolzer und aufbrausender Mann, fand Tag und Nacht keine Ruhe, solange die Feinde in seinem Land wüteten. Stets war er der erste, wenn sich eine Gelegenheit bot, ihnen zuzusetzen. Listig verließ er die Burgen, die ihm nicht sicher dünkten, brannte sie hinter sich ab und zog sich auf jene zurück, die tief in den Wäldern lagen, geschützt durch einen Fluss und das Moor.
Eines Tages geriet er in unbändigen Zorn. Der älteste Sohn war unverrichteter Dinge von einem Überfall zurückgekehrt. Dieser hatte nämlich von seinem Vater gelernt: Wer siegen will, muss listig sein. Und List braucht Besonnenheit. Er ließ also, wie in diesem Falle, von einem Plan, da die Feinde in zu großer Überzahl waren.
Dem Vater aber erschien dies jetzt Feigheit. Wütend scharrte er einige Krieger um sich, verließ die Burg und versteckte sich mit ihnen neben einem Weg, an welchem seit geraumer Zeit deutsche Knechte vorbeiritten, um Futter für die Pferde zu holen.