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„Pusten Sie freiwillig?“
Udo Pütsch erlaubt klare Blicke hinter schwedische Gardinen
Zu den Erfahrungen, auf welche die meisten Leute lieber verzichten, gehört ein Aufenthalt hinter schwedischen Gardinen. Mitunter ist man aber schneller drin, als man sich vorstellen kann – genau so erging es dem Englischlehrer und leidenschaftlichen Fan der Musik von John Lennon und des FC Liverpool Udo Pütsch oder zumindest seinem literarischen Helden. Nach einem Amtsgerichtsurteil wegen „vorsätzlicher Trunkenheit im Straßenverkehr“ muss der Pädagoge, Jahrgang 1958, als „Bewährungsversager“ in den Knast. Seine Erfahrungen und Erlebnisse dort hat er sich in einem exklusiv bei der EDITION digital aus Godern bei Schwerin veröffentlichten ebenso spannenden wie nachdenklich stimmenden E-Book „Kein Flug nach Liverpool - Nach deutschem Recht hinter schwedischen Gardinen“ von der Seele geschrieben – auch wenn er seinen auf einer wahren Begebenheit beruhenden Bericht in einer Vorbemerkung als frei erfunden und eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen „als zufällig und vom Autor nicht gewollt“ bezeichnet.
Alles begann damit, dass der studierte Anglist und Germanist, der sich 2004 nach zwanzig Jahren „systemübergreifender Tätigkeit“ im Schuldienst in Berlin-Schönefeld für eine Tätigkeit als freiberuflicher Englisch-Lehrer entschied oder eher sein namenloser literarischer Held nach einem Dart-Abend mit ein paar Bier auf dem Heimweg per Fahrrad von einer Polizeistreife angehalten wird – Allgemeine Verkehrskontrolle. Die mit der simplen Frage eines Beamten „Pusten Sie freiwillig?“ harmlos beginnende Auseinandersetzung entwickelt sich scheinbar alternativlos zur Festnahme wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Alkoholprobe in Handschellen, Gerichtsverhandlung und Bewährungsstrafe. Gleichzeitig wird der Held aufgefordert, eine größere Summe Unterhalt nachzuzahlen. Doch statt angestrebter Klärung rutscht der Erzähler immer tiefer in juristische und finanzielle Schwierigkeiten hinein und landet schließlich vor dem Eingangstor der fiktiven JVA Strömberg – und nach dessen Durchschreiten in einer anderen Welt mit völlig unerwarteten Umständen. Häftlingsalltag und Häftlingsroutine. Vor ihm liegen mehrere Monate offener Vollzug und eine große Enttäuschung – kein Flug nach Liverpool. Eindrücklich und bedrückend zugleich schildert der Erzähler weniger und stärker aufregende Tage und Begegnungen mit sehr unterschiedlichen Menschen mit und ohne Uniform, in- und außerhalb des Haftraums. Und über allem schwebt ein ersehntes Datum: der 19. Dezember, der Tag seiner vorzeitigen Entlassung. Wird es klappen?
Heute arbeitet Udo Pütsch übrigens längst wieder als freiberuflicher Englischlehrer und als Organisator von England-Reisen sowie an einem zweiten Buch über – Liverpool natürlich. Schließlich gibt es da einiges nachzuholen.
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