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Eine Beleidigung in der Musikstunde, ein toter Bräutigam sowie der Nebel der Vergangenheit - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Achtung, bevor Sie weiterlesen, noch ein wichtiger Hinweis: Ab Mai 2026 versendet EDITION digital diesen Newsletter sowie die aktuellen Pressemitteilungen nicht mehr per E-Mail. Diese Texte können Sie aber zumeist sogar eher selbst unter den Internet-Adressen https://edition-digital.de/Blog/ (bisheriger Newsletter) und https://edition-digital.de/Presse/ (Pressemitteilungen) finden. Probieren Sie es doch jetzt schon mal aus zum Eingewöhnen.
Und noch was Wichtiges: Auch in diesem Jahr überrascht EDITION digital vom 1. Dezember bis zum 26. Dezember 2025 wieder mit einem speziellen Adventskalender. An jedem dieser Tage steht jeweils ein E-Book aus dem umfangreichen Verlagsangebot zum kostenlosen Download unter edition-digital.de bereit - von Weihnachten weltweit am 1. Dezember 2025 bis Weihnachtsgans Auguste am 26. Dezember 2025, also am heutigen Ausgabetag dieses Newsletters zum letzten Mal.
(Pinnow 26.12. 2025) Blicken wir zu Beginn des heutigen letzten Newsletters für das zu Ende gehende Jahr 2025 doch noch einmal kurz auf das diesjährige Weihnachtsfest zurück: Hatten Sie eine schöne Zeit? Haben Sie gut gegessen und getrunken? Haben Sie sich über Ihre Geschenke und über die Freude derjenigen gefreut, die Sie beschenkt haben? Haben Sie einen Weihnachtsspaziergang gemacht? Und haben Sie vielleicht sogar das Weihnachtsoratorium gehört? Das berühmte von Bach. BWV 248. Nach Meinung des gesamten Newsletter-Teams gehört es zu den schönsten Musikstücken, die je komponiert wurden. Und Ludwig van Beethoven hatte recht, wenn er in einem berühmten Zitat über Bach sagte Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen, womit er dessen unermesslichen Reichtum an Melodien, Harmonie und musikalischer Tiefe ausdrückte, so tief und unendlich wie ein Ozean. Dieses Zitat wird oft verwendet, um Bachs Genie zu beschreiben, der die Musikgeschichte maßgeblich prägte, aber zu seiner Zeit von manchen als altmodisch angesehen wurde, bis seine Werke erst durch Mendelssohn wiederentdeckt wurden.
Auf diesem kleinen, aber sehr geschicktem Umweg sind wir nahezu spielerisch beim fünften und letzten der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters angelangt, die sieben Tage lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 26.12. 2025 bis Freitag, 02.01. 2026) zu haben sind. Denn in dem erstmals 1975 im Gebr. Knabe Verlag Weimar erschienenen Kinderbuch Der Junge aus Eisenach. Begegnung mit Johann Sebastian Bach von Rainer Hohberg geht es um eben jenes musikalische Genie und um eine Spurensuche.
Wer war Johann Sebastian Bach? Wo und vor allem wie hat der heute weltberühmte Komponist gelebt? Fragen über Fragen, die sich die Schulklasse 7b aus Tannenstein stellt, deren Schule nur knapp 50 Kilometer entfernt von Eisenach steht der Geburtsstadt von Bach.
Der Ausgangspunkt der Rahmenhandlung, die aus heutiger Sicht nicht zuletzt einen Blick in das DDR-Schul- und Pionierleben Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erlaubt, ist ein sehr erfreulicher die talentierte Katja hat beim Bezirksausscheid Junger Talente im Fach Klavier den 1. Platz belegt.
Aber trotz dieses Erfolges kann die Klasse im Wettbewerb um den Wanderwimpel noch nicht so recht mithalten. Dann aber haben die Pioniere eine Idee und wollen in einem Forschungsauftrag das Leben des großen Komponisten erkunden und ein Programm und eine Wandzeitung zu Bach gestalten. Dazu fahren sie an ihrem Wandertag sogar nach Eisenach ins Bachhaus entgegen dem Vorschlag, lieber den Erfurter Zoo zu besuchen.
Auf diese Weise erfahren die Tannensteiner Schüler und mit ihnen die jungen Leser viel Interessantes und Wissenswertes aus dem Leben und Wirken von Johann Sebastian Bach als kleinem Jungen, der unbedingt Orgel spielen wollte, über seine Zeit als Organist in Arnstadt und seinen langen Besuch bei Buxtehude in Lübeck, aber auch über einen Arrest des Hofmusikers in Weimar und über sein Wirken als Thomaskantor in Leipzig. So entsteht ein farbiges Bild des Musikers und Menschen Bach.
Das 1975 in der Reihe Knabes Jugendbücherei im Gebrüder Knabe Verlag Weimar erschienene Buch war die erste größere literarische Arbeit von Rainer Hohberg. Geschrieben hatte er es als Einundzwanzigjähriger und darin eigene Erlebnisse verarbeitet. In Eisenach geboren, besuchte Hohberg dort mehrere Jahre eine Schule, in der einst auch Johann Sebastian Bach gelernt hatte. Die gebührende gesellschaftliche Aufmerksamkeit sei dem genialen Tonsetzer jedoch kaum zuteilgeworden, wie Hohberg fand. Viele Kinder und Jugendliche kannten nicht einmal seinen Namen. Diesem Umstand wollte er seine Geschichten entgegensetzen. Der Junge aus Eisenach erlebte fünf Auflagen und fand zahlreiche interessierte Leser.
Und so fängt diese Spurensuche an, und zwar mitten in einer Musikstunde und mit reichlich Ärger für einen Schüler namens Erwin Rödinger:
Es war freitags in der letzten Unterrichtsstunde. Die Zeit tröpfelte langsam dahin. K-Wagen-Schleßinger, unser Musiklehrer, hatte bisher ununterbrochen geredet, hatte die Tafel mit Noten und anderen Zeichen vollgeschrieben, um uns den Unterschied zwischen Dur und Moll beizubringen.
Herr Schleßinger war eigentlich Lehrer für den Unterrichtstag in der Produktion. Als K-Wagen-Konstrukteur und Leiter der erfolgreichen K-Wagen-Mannschaft unserer Schule hatte er unserem Ort Tannenstein und sich selbst einen Namen gemacht, den man im ganzen Bezirk kannte.
Aber auch für den Musikunterricht kamen ihm seine technischen Fähigkeiten zustatten. An dem alten, schwarzen Konzertflügel, der in der linken Ecke des Musikkabinetts stand, war von ihm ein großes Vorhängeschloss angebracht worden, da man das eingebaute Schloss demoliert hatte. So konnten die Schüler in den Pausen nicht mehr darauf herumklimpern und das Instrument verstimmen.
Aber leider war K-Wagen-Schleßinger etwas vergesslich. In jeder Musikstunde musste er uns die traurige Mitteilung machen, dass er den Schlüssel für den Flügel wieder vergessen habe und uns deshalb leider, leider nichts vorspielen könne. Die Sommersonne schien durch die geöffneten Fenster auf neunundzwanzig müde Schülergesichter. Sie lachte geradezu, und es war mir, als ob sie uns auslachte.
Ich starrte in den blauen Himmel und kaute an einem schwierigen Gedanken herum. Ich versuchte mir vorzustellen, was passieren würde, wenn man mit einer Rakete in dieses Blau hineinfliegen könnte und immer geradeaus weiter. An ein Ende kommt man nicht. Das wusste ich von meinem Bruder. Aber ...
Rödinger, komm vor!, donnerte Herr Schleßinger unerwartet los. Ich schreckte hoch, denn Rödinger, das war ich.
Schleßinger sah man die Genugtuung an, mich aus meinen Gedanken geschreckt zu haben.
Erläutere mal bitte, forderte er in einem gefährlich freundlichen Ton, worin der Unterschied zwischen Dur und Moll besteht.
Um die Zeit zum Überlegen zu gewinnen, ging ich langsam um die hintere Bank herum nach vorn zur Tafel. Das fasste Herr Schleßinger anscheinend als Provokation auf. Mir war trotz des Umweges nichts eingefallen. Ich stand da und schwieg. Er kam mit großen Schritten auf mich zu, postierte sich so nahe vor mir, dass ich den Zigarettenqualm aus seinem Anzug riechen konnte, und presste wütend zwischen seinen Zähnen hervor: Rödinger, du alte Nachtmütze, dir werde ich ...
Es mag Menschen geben, denen es nichts ausmacht, wenn ihnen so etwas gesagt wird. Ich werde diese Beschimpfung wohl in meinem ganzen Leben nicht wieder vergessen.
In der Klasse murrten einige. Stühle knarrten. Die Unruhe wurde stärker. Ich ging langsam zu meinem Platz zurück. Den Rest der Stunde saß ich da wie gelähmt und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Schleßinger nahm Katja dran. Unsere Katja war beim Kreisausscheid Junger Talente als beste Klavierspielerin ausgezeichnet worden. Sie wusste alles: Dur und Moll sind unsere wichtigsten Tongeschlechter. Je nachdem, was für Intervalle die einzelnen Töne einer Tonleiter im Vergleich zum Grundton bilden, sprechen wir von Dur- oder Moll-Tonleitern. Große Terz in Dur - kleine Terz in Moll. Große Sext in Dur - kleine Sext in Moll ...
Ich verstand nur Bahnhof. Rote und schwarze Ringe tanzten vor meinen Augen. Mir wurde schwindlig.
Während Katja sprach, schaute sie nicht Schleßinger, sondern mich an. Mit ihren großen, dunkelbraunen Augen, mitleidig. Soweit war es mit mir also schon gekommen.
An der Last dieser Musikstunde schleppte ich noch lange. In der Unterstufe hatte ich im Schulchor mitgesungen. Wenn ich jetzt etwas von Musik hörte, sah ich nur die Visage dieses Menschen mit ihren hässlichen gelben Raucherzähnen, und der Gedanke an die erduldete Beleidigung schnürte mir die Kehle zusammen. Ich hasste.
Der Weg zu den Schätzen der Musik schien für den Jungbürger Erwin Rödinger eine Sackgasse zu sein.
Erstmals im Jahr 2000 erschien im Kröger-Vertrieb Cottbus der Science-Fiction Roman. Saat des Himmels von Alexander Kröger. Dem E-Book liegt die 2. überarbeitete Auflage zugrunde, die 2011 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH Halle veröffentlicht wurde.
Vor etwa 2000 Jahren landen Außerirdische im Nahen Osten auf der Erde und erforschen die Zivilisierten, die sie dort vorfinden. Sie sind sich uneins in der Frage, ob man auf diese Primitiven nicht doch ein wenig Einfluss nehmen sollte, um sie auf den rechten Weg in eine Welt des Friedens zu bringen. Die Expeditionsleitung hat jeden Eingriff strikt verboten. Aber drei von ihnen zeugen heimlich zwei von ihnen genmanipulierte Menschen. Joshua wird von einer Jungfrau geboren und ihr Mann Jossip erkennt den Sohn der Götter an.
Erstmals 1987 veröffentlichte Heiner Rank in der DIE-Reihe (Delikte, Indizien, Ermittlungen) des Verlags Das Neue Berlin seinen Kriminalroman Der bengalische Tiger, den er mit der folgenden Vorbemerkung ausstattete. Da dies ein Roman ist, sind sämtliche Figuren und Ereignisse frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen oder Begebenheiten könnte nur auf einem Zufall beruhen.
Fürwahr, es ist pietätlos, ein Hochzeitsfest in eine Trauerfeier umzuwandeln. Doch was soll die couragierte Christina machen, wenn Gäste aus nah und fern geladen sind und der künftige Bräutigam mir nichts, dir nichts erschlagen wird, noch dazu auf einer Müllhalde. Ein ungewöhnlicher Tod, den sich der prominente Schauspieler Manfred Löffler gewiss nicht hat träumen lassen. Hätten sich die Dinge nach seinem Willen entwickelt, gäbe es nicht nur eine neue Frau in seinem bewegten Privatleben, sondern auch ein neues Testament ...
Hauptmann Heym und Unterleutnant Kabel haben es nicht leicht, aus dem Kreis der Verdächtigen den Täter herauszufinden. Wer war es? Ein Mann oder doch eine Frau?
Schließlich sei noch etwas Biografisches empfohlen, etwas Autobiografisches: Erstmals 1982 veröffentlichte C. U. Wiesner im Eulenspiegel Verlag Berlin Machs gut Schneewittchen. Zehn Geschichten aus der Kinderzeit.
Hier ist vom Nebel die Rede, vom Nebel der Vergangenheit. Aus jenem Nebel der Vergangenheit tauchen die Gestalten der Kindheit des Autors auf, von denen C.U. Wiesner - das C.U. steht übrigens für Claus Ulrich -, sehr anschaulich und detailreich zu erzählen weiß.
Zu diesen Gestalten gehört jenes Schneewittchen aus dem Titel dieser Memoiren. Aber wieso Schneewittchen? Dazu muss man sich in die Geschichte Als mich der LIEBE zarter Flügel striff vertiefen. Diese lange Geschichte beginnt mit einem Exkurs über den Zeitpunkt der ersten gewissen Gefühle eines Menschenjungen und mit dem Geständnis des Autors, dass er mit sechs Jahren ein ausgemachter Stubenhocker war, vielleicht weil mich größere Jungen zwei- oder dreimal verdroschen hatten, vielleicht auch weil ich, ohne dass mich jemand dazu angehalten, lange vor der Einschulung fließend lesen konnte.
Im Zuge seiner Leseabenteuer kommt der Junge im Stadtanzeiger auch an den Fortsetzungsroman Drei Nächte im Zirkus van Bevern, in dem es vor Leidenschaften nur so brodelt. Die Lektüre brachte ihn zu der Erkennts, dass Liebe etwas Schönes, aber auch sehr Gefährliches sein müsse. Eine gewisse Vorsicht im Umgang mit der Weiblichkeit erschien ihm auf alle Fälle geboten.
Viel später erzählt der Autor von einigen Tagen Heimaturlaub seines Onkels Oskar, um der Taufe seiner Tochter beizuwohnen. Die Erwachsenen, mindestens ein Dutzend an der Zahl, drängten sich bei Bier und Schnaps in dem winzigen Wohnzimmer zusammen, redeten lautstark durcheinander und landeten schließlich bei Witzen, deren Pointen die Frauen mit kreischendem Lachen belohnten.
Ich hörte diesmal überhaupt nicht zu, nippte an meinem Glas verdünnter Pfirsichbowle und starrte wie ein Trottel das Mädchen mir gegenüber an, als wäre mir die Märchenfee leibhaftig erschienen. Dabei sah ich Annemarie, eine Nichte von Tante Trudchens Seite her, nicht zum ersten Mal. Aber früher hatte ich sie als dumme Gans betrachtet, die man als richtiger Junge links liegen ließ. Eine Märchenfee war sie natürlich nicht, eher schon das liebe Schneewittchen: weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz. Wenn sie meinen Blick auffing, schaute sie auf das Tischtuch. Und es beginnt eine zarte Romanze.
Als letztes will ich noch berichten, was aus meHannes Hüttnerinem Schneewittchen geworden ist. Auch hier übertraf die Banalität des Lebens jegliche Fantasie. Annemarie ging mit vierzehn von der Oberschule ab, wurde Fleischermamsell und heiratete den Klotzgesellen ihres Meisters.
Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Heute geht es um ein nach wie vor ebenso aktuelles wie brisantes Thema um Genmanipulation.
Erstmals 1983 erschien im Verlag Neues Leben Berlin Grüne Tropfen für den Täter. Eine utopische, aber streng wissenschaftliche Kriminalerzählung von Hannes Hüttner.
Von grüner Farbe ist das fantastische Elixier, das im Institut für Langlebigkeit mit wissenschaftlicher Akribie entwickelt wurde und das lange Lebenszeit und ewige Jugend verheißt. Zumindest aber hat die grüne Flüssigkeit einen kosmetischen Effekt.
Inspektorin Beate Schliwa fährt mit einer diffizilen Aufgabe in das berühmte Institut, dem ein Wohnheim für Hundertjährige angeschlossen ist. Sie soll herausfinden, welche der gerontologischen Fachrichtungen am erfolgversprechendsten ist.
Ihre Untersuchungen werden jedoch durch ein aufrüttelndes Erlebnis unterbrochen, das überhaupt nichts mit einem Jungbrunnen zu tun hat. Der Biologe Professor Aggermann ist über Nacht um Jahrzehnte gealtert und steht unter Schockeinwirkung. Handelt es sich um einen Unfall, einen Selbstversuch oder einen Anschlag?
Noch gibt es wenig Anhaltspunkte bei diesem Fall und anderen mysteriösen Ereignissen, aber irgendwie sind alle Vorfälle mit den grünen Tropfen verknüpft.
Schauen wir uns kurz den vergnüglichen Beginn dieses Buches an und lernen dort sowohl Frau Schliwa als auch Kuno kennen. Aber wer ist Kuno? Einen Moment, bitte:
Frauen als die unterdrückte Bevölkerungsmehrheit dieses Planeten neigen zu Übertreibungen. Ein Mann hätte gar nicht als Vorfall bezeichnet, was Beate Schliwa so beeindruckte: Seltsames Geschehen bei Ankunft im Institut: Scharen von Hunden vor dem Tor, die das Haus geradezu belagerten. Vorfall ist zu klären. Unterkunft ordentlich.
Ich sehe sie vor mir, diese Beate: ein zierliches Mädchen in verantwortlicher Position. Sensibel und allein. Wahrscheinlich kam sie an einem Herbstabend in Deggendorf, der Bahnstation, an, und der Städte-Express wird wieder nicht seine geplante Stundengeschwindigkeit von dreihundertfünfzig Kilometern erreicht haben. Jedenfalls klagten Reisende häufig, dass ihnen der letzte Bus nach Xantos weggefahren sei.
Ein später Abend also, der Ostwind hat den Himmel blank gewischt und sich danach zur Ruhe gelegt, der Sonne hinterher. Das zarte Rosa verblasst zu fahlem Silber. Die Bäume stehen schweigend und erwarten ergeben die Nacht.
Beate Schliwa schleppt ihren Handkoffer die Straße entlang, die Tragetasche mit dem Prüf und Kontrollcomputer QNO 1, kurz Kuno genannt, über der Schulter. Ja, es sind nur vier Kilometer bis zum Institut, aber was man ihr nicht sagte, war, dass die Straße bergauf führt.
Es ist die Stunde, da die Natur dem Menschen fremd wird und ihre Lieblichkeit in Härte umschlägt. Beate Schliwa fällt ein, dass sie noch kein Mobil sah, seit sie losgelaufen ist, und es wächst in ihr die Überzeugung, dass sie eine ganz und gar verkehrte Richtung eingeschlagen hat. Sie stellt das Gepäck ab. Sie orientiert sich, großer Wagen, Polarstern, die Richtung stimmt, der Zweifel bleibt.
Sie hasst es zu reisen, doch sie mag noch weniger zu Hause bleiben, einsam in ihrer Zweizimmerwohnung, in der sie mit den Gegenständen spricht, mit der Seife, dem Handtuch, dem Spiegel. Jetzt werden wir dich auf das Brot streichen, sagt sie zur Marmelade, und dann wirst du der Bea schmecken, mhm! Die Marmelade antwortet nicht. Sie lässt sich verschlucken und gibt es auf, Marmelade zu bleiben; so glaubt Bea manchmal, von der Einsamkeit verschlungen zu werden.
Nein, es ist besser, zu reisen. Sie ist als Inspektorin eines respektablen Ministeriums von dreißig Tagen zwanzig unterwegs, lernt Menschen kennen und hat Kuno an ihrer Seite. Ich denke fast, dass man sagen kann: Der Computer steht ihr nahe.
Sie schaltet ihn nach ihrem Sternenhimmelblick ein und bittet: Sing was! Kuno räuspert sich und singt dann, wie die kleinen Kinder tun, die in Worte setzen, was sie eben sehen. Der Mond geht auf!, singt Kuno verhalten. Der Wald steht schwarz und schweiget ...
Von manchen Mitarbeitern ist Kuno schon als schwer gestört zurückgebracht worden, wenn sie von einer Kontrollfahrt kamen. Kuno kann sich verweigern. Doch er liebt Beate Schliwa. Die Instruktionen besagen, dass den Geräten dreißig Minuten täglich zum freien Assoziieren einzuräumen sind, um ihr selbstlernendes System funktionsfähig zu halten, keinesfalls mehr, da sich sonst die inneren Verhaltensnormen ändern können. Der Beate Schliwa innewohnende Hang zur Gutmütigkeit lässt sie die Vorschriften häufig überschreiten. Kuno führt geradezu ein eigenes Leben. Obwohl er abends so erschöpft ist, dass er die ganze Nacht an der Steckdose verbringen muss, ist er voller Arbeitseifer und Anhänglichkeit. Sie sind ein Paar geworden.
Ein stiller Morgen, eine fremde Beobachtung und ein Plan von ungeheurer Tragweite: Was zunächst wie ein friedlicher Tagesbeginn wirkt, entpuppt sich als Auftakt zu einem Eingriff in menschliches Leben und Schicksal. Die folgende Leseprobe aus Saat des Himmels von Alexander Kröger führt mitten hinein in eine Begegnung zwischen hochentwickelter Zivilisation und archaischer Welt und in ein moralisches Dilemma, dessen Folgen unabsehbar sind.
Es kündigte sich ein sonniger Tag an.
Der Gleiter stand am Rande des Waldes, verborgen hinter einer hohen, stachligen Hecke. Unweit aber lag die Siedlung dieser Nordprimitivlinge, die auszukundschaften sie sich für die nächste Zeit vorgenommen hatten.
Allerdings war die Sonne gerade aus der Ebene gestiegen, und außer einem vielstimmigen Gerufe der Vögel lag die Natur in Ruhe.
An den Gewächsen mannigfaltiger Arten hingen Wassertropfen, die ein tausendpunktiges farbiges Glitzern ausstrahlten. Der Arbeitsrhythmus hatte noch nicht begonnen.
Eine Weile gab AmUlzo sich der Erhabenheit des auflebenden Tages hin. >Ein wundervoller Plan<, dachte er zum wiederholten Male.
Den Norden hatten sie zwar kühler, aber in einem überwältigenden Lebensreichtum angetroffen. Und immer mehr nahm AmUlzos fixe Idee Gestalt an.
VonEtali glitt ein und fragte verwundert: »So früh?«
AmUlzo wies auf die Szene: Jussup führte den Esel aus dem Hof. Miriam winkte jemandem zu, der vom Holoskop nicht erfasst wurde, sich außerhalb des Bildes befand.
»Ah, der Aktivar hat angesprochen, eine größere Sache also.«
»Leider haben wir Reichweite-Probleme. Dieses blöde Magnetfeld ...«
»Noch geht es. Was wollen wir machen?«
»Ich denke, wir beobachten - eine Weile zumindest. Wir dürfen die beiden nicht aus den Augen verlieren, sollten wissen, was sie vorhaben. Das Weib müsste bereits ahnen, dass sie schwanger ist. Aber solange der Jussup es nicht weiß, haben wir eine gesteigerte Verantwortung. Lange wird sie es ohnehin nicht mehr verheimlichen können.«
»Du musst handeln, AmUlzo! Bedenke, in welchen Konflikt wir diese Miriam gebracht haben. Das arme Geschöpf weiß nicht, wie ihr geschieht, und niemand würde ihr glauben, dass sie ahnungslos ist. Sie kommt in arge Schwierigkeiten.«
AmUlzo blickte nachdenklich. Dann wies er aufs Bild. »Vielleicht ist dies eine Gelegenheit, die Sache zu bereinigen. Ich fliege hin.«
»Was wird aus dem hiesigen Auftrag?«
»Das übernimmst du, vertrittst mich. Ich nehme AusGarmi und VomBergo mit. Es wird nicht lange dauern, zwei bis drei Tage.«
»Und die Zentrale?«
AmUlzo lächelte. »Was die nicht weiß, macht sie nicht ...« Er unterbrach. »Mehr Sorgen machen mir unsere drei Gefährten hier. Ich will sie nach wie vor nicht einweihen. Ich habe den Eindruck, dass sie sich separieren.«
»Vielleicht liegt das auch ein wenig an - uns?«
AmUlzo antwortete nicht. Er blickte ins flackernde Hologramm, das den Hof zeigte, den Jussup und Miriam vor Augenblicken verlassen hatten.
Ein aufgebrachter Mann, ein verschwundener Fahrradanhänger und ein Toter auf dem Müllplatz scheinbar banale Alltagsdetails fügen sich plötzlich zu einem bedrohlichen Verdacht. Die folgende Leseprobe aus Der bengalische Tiger von Heiner Rank führt mit feinem Gespür für Dialog, Milieu und unterschwellige Spannung in einen Kriminalfall, bei dem nichts so harmlos ist, wie es zunächst scheint.
Zwei Minuten später polterte Karl Fröhlich ins Zimmer. Er hatte rote Flecke im Gesicht, und seine Hände kneteten eine Stoffwurst, die kaum noch Ähnlichkeit besaß mit der Schottenmütze, die ihm kürzlich seine Frau zum Geburtstag geschenkt hatte.
Meinen guten Namen wollen sie mir versauen, die Lumpen!, krächzte er. In Mordverdacht bringen wollen sie mich! Aber bei mir nicht. Ich mache eine Anzeige, jawoll, egal was passiert. Ich lasse mir nicht an die Wimpern klimpern, ich nicht!
Nehmen Sie erst einmal Platz, Herr Fröhlich, sagte Heym beruhigend. Und dann erzählen Sie bitte schön der Reihe nach.
Entschuldigung, aber ich brauche Auslauf, sonst platze ich vor Wut. Im Bus bin ich auch immer hin und her gerannt.
Also worum gehts denn?
Mein Fahrradanhänger! Stellen Sie sich vor, mein Fahrradanhänger ist weg! Gestern war er noch da. Sie wissen ja, ich habe die Woche Spätschicht. Als ich um halb zwei weggefahren bin, stand er noch im Schuppen, und heute Morgen ist er einfach weg. Verschwunden, geklaut! Und deswegen mache ich eine Anzeige. So! Damit mir keiner an den Wagen kann.
Schon in Ordnung, Herr Fröhlich. Gewiss ist es ärgerlich, wenn einem der Fahrradanhänger gestohlen wird, aber Sie hätten sich deshalb nicht den weiten Weg zur Bezirksbehörde machen müssen. Für die Anzeige ist Ihr ABV zuständig.
Sehen Sie, sehen Sie! Genauso hat der Schweinehund auch gedacht. Aber was ist, wenn der ABV keinen Dienst hat? Oder er ist krank oder nicht zu Hause? Dann wird die Anzeige verschoben, nicht wahr? Ist ja man bloß ein Fahrradanhänger. Aber auf den Leim lässt sich Fröhlich nicht locken, der nicht. Überlegen Sie mal: Der Fahrradhänger ist doch nicht zufällig weg. Wenn einer einen Hänger braucht, warum klaut er den ausgerechnet bei mir, so ganz ohne Sinn? Nee, da steckt was anderes dahinter, da besteht ein Zusammenhang. Seit zwei Tagen sucht die Kripo bei uns in der Siedlung, wo ein Hänger fehlt. Und heute kommen sie vielleicht zu mir und fragen, bitte schön, Herr Fröhlich, wo ist denn Ihr Hänger? Und was dann?
Karl Fröhlich hieb wütend seine Schottenmütze durch die Luft und fuhr fort: Ich war auf dem Müllplatz. Ich habe den toten Herrn Löffler gefunden, und ein Fahrradanhänger stand auch daneben. Den hat die Polizei zur Untersuchung. Und meiner ist plötzlich verschwunden, und nichts ist gemeldet. Na, da wird doch der Dümmste stutzig, und die Polizei muss sich fragen, was ist denn das für einer, dieser Fröhlich Karl? Schon werden Nachforschungen angestellt. Und was kommt 'raus? Ich sage es Ihnen jetzt freiwillig, und ohne dass Sie mich zwingen müssen. Ich habe mit dem Toten Streit gehabt, und zwar, als er noch lebendig war. Habe mir gedacht, wirst nicht weiter drüber reden, ist nicht so wichtig, aber jetzt, wo mein Hänger verschwunden ist, da sieht die Sache anders aus.
Da haben wir im Übergang vom alten zum nigelnagelneuen Jahr noch ein sehr spannendes Thema entdeckt, über das sich trefflich sinnieren und vielleicht auch streiten lässt. Es hat mit der utopischen, aber streng wissenschaftliche Kriminalerzählung Grüne Tropfen für den Täter von Hannes Hüttner zu tun, und es geht um das Thema Langlebigkeit. Was genau bedeutet das eigentlich? Was braucht es dazu? Und welche Vor- und Nachteile bringt eine Langlebigkeit mit sich?
In einem bereits im November 2024 vom NDR veröffentlichten Beitrag unter der Überschrift Longevity: Welche Faktoren sind wichtig für ein langes Leben? von Dagmar Lüdke-Bonnet lesen wir unter anderem: Longevity - auch Langlebigkeit genannt - ist in aller Munde. Die Lebenserwartung wird nicht nur von den Genen und den Lebensbedingungen bestimmt. Die individuelle Lebensweise hat einen großen Einfluss, um nicht zu erkranken und gesund alt zu werden.
Und wir erfahren, dass Deutschland bei diesem Thema gar nicht so gut aussieht, denn es gehöre bei der Lebenserwartung zu den Schlusslichtern in Westeuropa - trotz eines hochmodernen Gesundheitssystems. Zu diesem Ergebnis kam Ende 2024 eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung. Vor allem Sterblichkeit durch Herz-Kreislauferkrankungen spielen eine Rolle. Unerkannter Bluthochdruck ist demnach ein vermeidbares Risiko. Prävention und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen könnten Risikofaktoren frühzeitig erkennen und schwerwiegende Folgeerkrankungen verhindern, wie ein britisches Präventionsprogramm zeigt.
Aber was kann man denn nun für ebenso gesundes wie zugleich gesundes Leben tun? Denn ohne Gesundheit ist ein langes Leben nicht schön. In dem NDR-Beitrag wurden acht Faktoren für Langlebigkeit identifiziert:
Mit einem gesunden Lebensstil lässt sich das Leben verlängern, so das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie- bei Frauen im Durchschnitt um 22,6 Jahre, bei Männern um 23,7 Jahre. Forschende der University of Illinois hatten Daten von mehr als 700.000 US-Veteranen im Alter von 40 bis 99 Jahren analysiert und acht Faktoren definiert, die in Kombination das Leben verlängern können:
· körperlich aktiv sein
· sich gut ernähren
· nicht rauchen
· gut mit Stress umgehen können
· nicht übermäßig Alkohol trinken
· gut und regelmäßig schlafen
· positive soziale Beziehungen pflegen
· nicht von Opioid-Schmerzmitteln abhängig sein
Auch im hohen Alter lohne es sich noch, etwas zu ändern, so die Forschenden. Am besten sei ein insgesamt gesunder Lebensstil, aber auch durch Anpassung einzelner Faktoren könne die Lebenserwartung steigen.
Besonders wichtig sei es, kognitiv fit zu bleiben:
Manche Menschen bleiben bis ins hohe Alter geistig fit. Die sogenannten Cognitiv Health Ager (kognitiv gesunde Alte) können Informationen besonders schnell aufnehmen, verarbeiten Informationen sinnvoll weiter, planen und handeln strukturiert, verfügen über ein gutes Kurz- und Langzeitgedächtnis. Mit der AgeGain-Studie stellten deutsche Forschende fest, dass sowohl ein spezieller Genotyp als auch viel Bewegung mit Muskelarbeit entscheidend sind, um im Alter kognitiv fit zu bleiben.
Weitere wichtige Faktoren für gesunde Langlebigkeit sind ein bestimmtes Eiweißhormon, - wenig überraschend Bewegung sowie Ausdauertraining und Krafttraining und nicht zuletzt guter Schlaf, sozialer Austausch und Gedächtnistraining.
Einige Menschen verfügen über einen speziellen Genotyp, der dafür sorgt, dass das Gehirn ein bestimmtes Eiweißhormon produziert, das BDNF. Im Gehirn werden durch BDNF mehr Nervenverbindungen (Synapsen) aufgebaut, die die Verbindung der beiden Großhirn-Hälften, das Corpus callosum, bilden. Je nachdem, aus wie vielen Nervenfasern das Corpus callosum besteht, läuft die Zusammenarbeit der Hirnhälften und somit die Denkleistung besser oder schlechter. Ist das Corpus callosum sehr dünn, kann es sogar zu kognitiven Ausfallerscheinungen kommen. Fehlt einem Menschen das BDNF-Gen, hat der Körper eine andere Möglichkeit BDNF herzustellen - durch Muskelarbeit.
Eine Faustregel aus der Sportmedizin besagt, dass täglich elf Minuten schwere körperliche Betätigung oder 22 Minuten leichte körperliche Betätigung lebensverlängernd sein können. Dabei muss nicht jeden Tag trainiert werden, denn auch Pausen sind wichtig. Dann sollte die Bewegungseinheit aber an einem anderen Tag zusätzlich erfolgen. Entscheidend ist die wöchentliche Bewegungszeit. Bei leichter bis mittlerer Anstrengung siebenmal 22 Minuten, also etwa 150 Minuten. Das entspricht den Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die allen Erwachsenen mindestens 150 bis 300 Minuten moderat-intensive Bewegung pro Woche rät, sei es bei der Arbeit, im Haushalt, beim Sport oder in der Freizeit.
Eine solide Ausdauer ist die Basis für jedes Bewegungstraining. Ob man gesund und fit ist, kann ein Selbst-Check zeigen: Unabhängig vom Alter gilt es dafür, einen Kilometer in sechs Minuten zu laufen, zum Beispiel auf dem Laufband. Wer die Zeit anfangs nicht schafft, kann die Leistung allmählich steigern und binnen wenigen Wochen Erfolge sehen. Dabei wird das Herzkreislaufsystem ordentlich aktiviert und die Herzgesundheit gefördert.
Um ein hohes Alter zu erreichen, sollten Ausdauer und Muskelkraft trainiert werden. Vor allem die großen Muskelgruppen am Rumpf - also Rücken und Brust - sollten beansprucht werden.
Drei einfache Übungen pro Tag für drei Minuten - jeweils unterbrochen von einer einminütigen Pause - ergeben die empfohlenen elf Minuten für eher anstrengendes Training.
1. Liegestütze (beansprucht Brust und Rumpf)
2. Sit-ups (beansprucht Bauch und Po)
3. Kniebeugen oder Burpees (Hinlegen und Aufstehen in einem rasanten Tempo, am Ende des Aufstehens einmal einen Strecksprung in die Höhe machen. Dabei werden Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit trainiert - eine der anstrengendsten und effektivsten Übungen.)
Guter, regelmäßiger Schlaf ist wichtig, um gesund alt zu werden. Soziale Interaktion, wie der Austausch mit Familie und Freunden, fördert die geistige Fitness und kann die Lebenserwartung steigern. Dazu muss man jedoch gut hören können und darf sich nicht scheuen, ein Hörgerät zu nutzen. Kognitive Übungen, die ganz unterschiedliche Hirnleistungen trainieren, wie bespielweise Wortschatz- und mathematische Aufgaben, halten das Gehirn fit.
Und was sagen nun eigentlich Leute, die sehr alt geworden und immer noch fit sind, wie sie das geschafft haben, zu ihren Lebensgeheimnissen? Bei der Suche nach Antworten auf diese Frage hilft zunächst ein Blick auf die Blauen Zonen auf der Erde, von denen bereits 2023 im Stern die Rede war: Das wünschen wir uns wohl alle: ein langes Leben in einem gesunden Körper und mit einem wachen Verstand. Vielen von uns gelingt es leider nicht, das Laufen fällt den meisten Menschen im Alter schwerer und auf den Verstand ist bei Alzheimer- und Demenz-Erkrankten nicht mehr so richtig Verlass. Dass es Orte auf der Welt gibt, an denen auffällig viele Menschen diesen Verfall von Körper und Geist nicht erleiden, klingt da wie ein Wunder ist es aber nicht.
Der Stern stellte den Experten Dan Buettner vor, der dem vermeintlichen Wunder auf die Spur gekommen sei: Er ist der Entdecker der Blue Zones: jener Langlebigkeits-Hotspots, in denen die Menschen besonders gesund altern. Dazu zählen Ikaria in Griechenland, Sardinien in Italien, Loma Linda in Kalifornien, Okinawa in Japan, die Nicoya-Halbinsel in Costa Rica und seit Kurzem auch Singapur, wo gesundheitsfördernde Regierungsmaßnahmen die Lebenserwartung erhöht hätten.
Buettner arbeitet seit 2004 mit National Geographic und dem National Institute on Aging zusammen, und hat die genannten Regionen ermittelt, in denen die Menschen messbar besser und länger leben. Anschließend reiste er mit Wissenschaftlern an jeden der Orte, um charakteristische Merkmale in der Lebensweise der Menschen zu ermitteln, die die ungewöhnlich hohe Lebenserwartung erklären könnten. 2005 veröffentlichte er in National Geographic eine Titelgeschichte, The Secrets of Long Life, die später zu einem Buch anwuchs, das nun auch auf Deutsch erschienen ist.
Auf die folgerichtige Frage Müssen wir jetzt alle auswandern? hieß es: Wohl nicht, Büttner jedenfalls hat es an keinen dieser Orte verschlagen, der Amerikaner lebt in Florida. Er möchte vielmehr mit seiner Organisation, die ebenfalls Blue Zones heißt, Menschen dabei helfen, ein gesünderes, glücklicheres und längeres Leben zu führen egal wo. Nicht, dass die Menschen in den Blue Zones bessere Gene oder einen überlegenen Körper hätten, auf die meisten traf das nicht zu, schreibt er in seinem Buch. Ihnen blieben jedoch die chronischen Krankheiten erspart, die das Leben der Amerikaner verkürzten, von Diabetes über Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz bis zu bestimmten Krebsarten. Nicht etwa, weil sie mehr Disziplin oder Verantwortungsbewusstsein besaßen, sondern weil ihr Umfeld eine spezifische Art zu leben begünstigte. Anders gesagt: Sie strebten nicht nach Gesundheit und Langlebigkeit, als wäre es eine lästige Pflicht. Es ergab sich einfach aus ihrer Lebensweise.
Buettner wählte einen Ort für ein 18-monatiges Projekt aus, auf den er die Erkenntnisse von seinen Reisen übertragen wollte nicht, indem er versuchte, die Menschen in Alberta Lea, einer Gemeinde in Minnessota mit 18.000 Einwohnern, zu verändern, sondern Voraussetzungen schaffte, die sie dabei unterstützen, gesunde Entscheidungen zu treffen. Mit einigen der fähigsten Experten des Landes entwickelten wir ein Paket von Maßnahmen, um die Stadt fußgänger- und radfahrerfreundlicher zu gestalten und das Verkehrsnetz schrittweise von auto- auf menschenfreundlich umzustellen, schreibt Buettner. Wir erstellten ein Programm zur Schulspeisung, das auf gesunde Ernährung statt auf ungesunde Fertigkost setzte. Wir überzeugten Restaurants und den Lebensmittelhandel, gesunde Produkte präsenter, leichter zugänglich und attraktiver zu machen.
Zudem führten die Experten ein Blue-Zone-Gelöbnis ein mit dem Erfolg, dass sich 25 Prozent der Erwachsenen ehrenamtlich engagierten und an Workshops für zielorientiertes Handeln teilnahmen. Sie brachten Gleichgesinnte in Walking-Gruppen zusammen, um sie zur Bewegung zu animieren und die Entstehung von Freundschaften zu fördern. Nach anderthalb Jahren war das Ergebnis bereits erstaunlich: Die durchschnittliche Lebenserwartung war um drei Jahre gestiegen und die Kosten für die Gesundheit gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent gesunken. Mittlerweile wird nach diesem Modell in 72 amerikanischen Städten gelebt.
Soziale Strukturen durch Familie oder Freundschaften, die Menschen bis in hohe Alter einbinden, gesundes Essen und viel Bewegung sind drei der wichtigsten Voraussetzungen, um gesund alt zu werden. Diese Bedingungen existieren an manchen Orten durch Traditionen oder lokale Strukturen. Die Blue Zone auf Sardinien zum Beispiel ist eine Ansammlung von Bergdörfern, in denen auch die Alten täglich mehrere Kilometer zu Fuß zurücklegen. Sie arbeiten weiterhin mit und kümmern sich etwa um den Gemüseanbau oder die Obsternte, das ist nicht stressig und hält beweglich. Darüber hinaus schafft der eigene Anbau eine perfekte Grundlage für frische, selbst gekochte Gerichte und damit für eine gesunde Ernährung.
Wer in sich hineinhorcht, hat vielleicht den Eindruck, dass Buettners Erkenntnisse eigentlich auf der Hand lagen: Freundschaften statt Einsamkeit, Gemüse statt Fertigkost, Bewegung statt Bierbauch, das leuchtet unmittelbar ein. Aber: Welche langfristige Wirkung diese Lebensweise hat, dass sie Menschen mehr als 20 Jahre älter werden lässt und zudem noch fit hält, ist überaus beeindruckend. Das Geheimnis der 100-Jährigen ist zur Nachahmung empfohlen und das Buch unbedingt zur Lektüre! so viel Werbung darf in diesem Falle schon mal sein, oder?
Und zum guten Schluss doch noch eine persönliche Antwort von Ethel Caterham, die mit ihren 115 Jahren seit dem 30. April 2025 aktuell als wohl älteste Person der Welt gilt und die Tipps für ein langes Leben parat hat, die zumindest bei ihr funktioniert haben. Habe nie mit jemandem gestritten, ich höre zu und tue, was ich möchte, sagte die Hochbetagte in ihrem Pflegeheim in der Grafschaft Surrey südwestlich von London.
Caterham kam am 21. August 1909 im Dorf Shipton Bellinger in Südengland zur Welt fünf Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Sie war das zweitjüngste von acht Geschwistern. Im Jahr 1927 zog Caterham als 18-Jährige nach Indien, wo sie als Kindermädchen für eine britische Familie arbeitete. Dort blieb sie drei Jahre und kehrte dann nach England zurück.
Bei einer Dinnerparty lernte sie 1931 ihren Mann Norman kennen, der Major in der britischen Armee war. Er wurde später in Hongkong und im britischen Überseegebiet Gibraltar stationiert, wohin sie ihm jeweils folgte. Sie hatten zwei Töchter, die sie im Königreich großzogen. Norman starb 1976.
Als Person mit dem bislang höchsten erreichten Lebensalter gilt die Französin Jeanne Calment, die laut dem Guinness-Buch der Rekorde 122 Jahre und 164 Tage alt wurde. Sie starb 1997. Als sie an ihrem 114. Geburtstag zur ältesten lebenden Französin erklärt wurde, wurde sie natürlich gefragt, was ihr Geheimnis ist. Der liebe Gott hat mich einfach vergessen, sagte sie verschmitzt. So einfach kann es sein
Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen und lassen Sie sich noch ein schönes neues Jahr 2026 und einen guten Rutsch nach 2026 wünschen. Mögen alle guten Vorsätze umgesetzt werden
Die ersten Sonderangebote für das neue Jahr sind auch schon ausgesucht, zusammengestellt und für den Versand vorbereitet. Und diesmal es gibt es eine Besonderheit: Alle fünf Sonderangebote des ersten Newsletters im neuen Jahr stammen von Bernhard Kellermann, dessen 75. Todestag am 17. Oktober 2026 ansteht. Dazu gehört auch sein erstmals 1932 veröffentlichter und mit Gustav Fröhlich als Jacques Gregor und Brigitte Horney als Franziska Mani auch verfilmter Text Die Stadt Anatol. Die Regie für diesen Abenteuerfilm hatte Viktor Tourjansky (1891 bis 1976). Die Uraufführung erfolgte am 16. Oktober 1936 im Ufa-Palast am Zoo von Berlin. Gedreht wurde der Film von Mai bis Juli 1936. Bei der Uraufführung erhielt der Film das Prädikat Künstlerisch wertvoll und wurde mit Jugendverbot belegt. Die Wiederaufführung nach dem Krieg erfolgte 1950. Außerdem heißt es bei Wikipedia: Stadt Anatol war der erste deutsche Film des aus dem revolutionsgeschüttelten Russland nach Westeuropa geflohenen Regieroutiniers Viktor Tourjansky
In dem Buch geht es um eine Stadt, die im Schlaf auf einem Meer aus Öl liegt - bis ein junger Ingenieur sie weckt.
Als Jacques Gregor in seine Heimat Anatol zurückkehrt, entdeckt er zufällig Spuren von Naphtha, die sich als gewaltige Erdöllager erweisen. Was als unscheinbare Probe beginnt, löst einen unerbittlichen Ölboom aus: Bohrtürme schießen aus den Böden, alte Häuser fallen, Grundstückspreise explodieren, Abenteurer und Hochstapler strömen in die Stadt, und über allem hängt der schwere Geruch von Petroleum.
Jacques wird - ob er will oder nicht - zum Motor dieser gewaltigen Umwälzung. Sein Triumph, als das Öl herausschoss, als habe man der Erde eine Schlagader geöffnet, macht ihn über Nacht zu einer der einflussreichsten Figuren der Region. Doch je höher er steigt, desto dichter werden die Intrigen, die Abhängigkeiten und die menschlichen Tragödien um ihn herum.
Während Anatol vor Arbeit fiebert und sich in ein chaotisches, lärmendes Ölimperium verwandelt, kämpfen die Menschen mit Gier, Hoffnungen, Verzweiflung - und den Folgen eines Reichtums, der tiefer geht als jeder Brunnen.
Bernhard Kellermann entwirft ein grandioses, spannendes Gesellschaftspanorama, das zeigt, wie ein einziger Fund das Schicksal einer ganzen Stadt verändern kann.
Hier der Anfang dieses Buches:
Als der junge Ingenieur Jacques Gregor, von dem heute ganz Anatol spricht, vor einigen Monaten aus dem Auslande zurückkehrte, wurde seine Ankunft in der Stadt überhaupt nicht beachtet. Er kam an einem heißen Nachmittag in einer verstaubten Kalesche von der Station Kömbös herüber, und die Leute von Anatol schliefen wie gewöhnlich noch hinter den geschlossenen Fensterläden. Selbst der Kutscher schlief auf seinem Bock, aber die Pferde fuhren ganz von selbst schnurstracks vor das Trajan. Sie hätten ebenso gut zum Russie fahren können, auf der anderen Seite des Platzes, einem Haus dritter Klasse, voller Wanzen, aber sie kannten die Passagiere am Geruch und zweifelten nicht eine Sekunde, dass dieser elegante Reisende nur im Trajan absteigen konnte.
Man hat später erzählt, dass Koroscheck, der Wirt des Trajan, Jacques überhaupt nicht aufnehmen wollte, ganz einfach, weil der junge Herr Gregor das letzte Mal ganz vergessen hatte, die Zeche zu bezahlen. Koroscheck also, sagte man, bekam seinen bekannten Koller und schrie: Ich verzichte, ich verzichte! Ja, was erzählt man heute nicht alles! Jedenfalls ist die Geschichte mit dem Koller nichts als eine böswillige Übertreibung. Jacques musste lediglich einige Minuten im Entree warten, das war alles. Er hörte hinter der Milchglasscheibe des Kontors Keuchen und Flüstern es war Koroscheck, der keuchte, es war Xaver, der Ober, der flüsterte , aber als er sich ungeduldig räusperte, trat auch schon Xaver diensteifrig ins Entree: Herr Koroscheck wird sofort kommen.
Da sind wir also wieder, Xaver!, rief Jacques dem Ober lachend entgegen, und seine helle, herausfordernde 4 Stimme traf Xaver wie eine Fanfare, so dass er wahrhaftig zusammenschrak. Diese Stimme weckt ja das ganze schlafende Trajan, die ganze Stadt weckt sie auf. Ca va, mon vieux? Still going strong, old boy?