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Ein großer König, Tränen einer schönen Müllerstochter sowie Zukunftsvisionen der Menschheit - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Achtung, bevor Sie weiterlesen, noch ein wichtiger Hinweis: Ab Mai 2026 versendet EDITION digital diesen Newsletter sowie die aktuellen Pressemitteilungen nicht mehr per E-Mail. Diese Texte können Sie aber zumeist sogar eher selbst unter den Internet-Adressen https://edition-digital.de/Blog/ (bisheriger Newsletter) und https://edition-digital.de/Presse/ (Pressemitteilungen) finden. Probieren Sie es doch jetzt schon mal aus zum Eingewöhnen.
Und noch was Wichtiges: Auch in diesem Jahr überrascht EDITION digital vom 1. Dezember bis zum 26. Dezember 2025 wieder mit einem speziellen Adventskalender. An jedem dieser Tage steht jeweils ein E-Book aus dem umfangreichen Verlagsangebot zum kostenlosen Download unter edition-digital.de bereit - von Weihnachten weltweit am 1. Dezember 2025 bis Weihnachtsgans Auguste am 26. Dezember 2025.
(Pinnow 05.12. 2025) Kann sich vielleicht noch jemand daran erinnern, welches Aufsehen vor nunmehr 46 Jahren das Erscheinen der Friedrich-II-Biografie von Ingrid Mittenzwei in der DDR erregte? Sogar Honecker höchstpersönlich hatte sich dazu in einem Interview öffentlich und anerkennend geäußert. Mit dieser Biografie hatte Mittenzwei eine Neubewertung der Person des Königs und der gesamten preußischen Geschichte mit angeregt, die nun als Teil der DDR-Vergangenheit und damit als Erbe angenommen werden konnte und wurde. Dieser Preußenkönig, von dem hierzulande bis dahin offiziell kaum ohne Ablehnung und Abscheu gesprochen wurde, ist auch Gegenstand des dritten der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters, die sieben Tage lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 05.12. 2025 bis Freitag, 12.12. 2025) zu haben sind.
Erstmals 1991 veröffentlichte Hans Bentzien im Verlag Volk & Welt Berlin Ich, Friedrich II. Das Leben des großen Preußenkönigs nacherzählt: Friedrich II., auch Friedrich der Große oder der Alte Fritz genannt, war von 1740 bis zu seinem Tode im Jahre 1786 preußischer König, führte die drei Schlesischen Kriege und schaffte die Anerkennung Preußens als fünfte Großmacht neben Frankreich, Großbritannien, Österreich und Russland.
Hans Bentzien beschreibt in dem gut recherchierten Buch Charakter und Lebensweise des bedeutenden Monarchen, immer wieder durch Aussprüche von Zeitgenossen oder aus Originaldokumenten belegt. Der Autor beginnt sein Buch mit einer persönlichen Erinnerung:
Als die Vorbereitungen für die mit erheblichem Aufwand betriebenen 750-Jahr-Feiern 1987 in Berlin begannen, erhielt ich die überraschende Zustimmung zu meinem Vorschlag, einen Fernsehfilm vorzubereiten, der aus der Geschichte Brandenburg Preußens seine Handlung bezog. Man wollte den Vorwurf umgehen, Preußen zu ignorieren, was bis dahin weitgehend der Fall war. Außer in der Biografie Friedrichs II. von Ingrid Mittenzwei und einigen kleineren Arbeiten wurde Preußen bis dahin in der DDR hauptsächlich als Hort der Reaktion und des Militarismus dargestellt. Zur Zerstörung dieser allgemein verbreiteten Auffassung wollte ich einen Beitrag leisten, wozu ich schon einmal, in den sechziger Jahren, Gelegenheit hatte.
Als damaliger Minister für Kultur bekam ich den hartnäckigen Anruf eines Meisters aus dem Betrieb Stuck und Naturstein. Er war am Abbau des Denkmals Friedrich II. nach dem Kriege 1950 beteiligt und hatte von seinem Betriebsleiter den Auftrag erhalten, sich darum zu kümmern, dass das Denkmal sicher gelagert würde. Das tat dieser verantwortungsbewusste Mann seitdem, auch als der Oberbürgermeister von Ostberlin, Friedrich Ebert, das Denkmal unter dem Druck der Preußengegner seinem Amtskollegen in Brandenburg schenkte, der es auch nicht haben wollte.
Doch Ebert hatte das Denkmal bereits abtransportieren lassen, sodass es in den Gärten von Sanssouci gelagert werden musste, unter Strohmatten versteckt. Der Meister aber kümmerte sich weiterhin. Nunmehr hatte er von seinen Kollegen erfahren, dass die Anweisung erteilt worden war, das Denkmal zu verschrotten. Ich sollte helfen. Meine Mitarbeiter wussten nichts, klärten aber bald, dass die Angaben stimmten: Der Schrottbeauftragte des Magistrats hatte vom 1. Bezirkssekretär der SED, Paul Verner, die Anweisung bekommen, das Denkmal als Edelschrott an eine Schmelze abzuliefern. Er forderte einen Tieflader an, und dadurch war der Betrieb davon informiert worden. Nachdem die Umstände geklärt waren, wurde eine Aktion ausgelöst, um das Denkmal zu retten. Der damalige Direktor von Sanssouci, ein Oberst der Volkspolizei in der Berliner Keibelstraße, den ich vom Studium her kannte, und zwei Mitarbeiter des Ministeriums für Kultur wurden informiert. In einer regnerischen Nacht wurde das Denkmal auf einem Tieflader, begleitet von zwei Verkehrspolizisten, an eine andere, abgelegene Stelle im gleichen Park gebracht und wiederum gut versteckt. Der Ökonom des Ministeriums stellte eine Schrottbescheinigung aus, und alles hatte seine Ordnung. Im Frühjahr wurde das Denkmal im Park auf einem neu gegossenen Fundament öffentlich aufgestellt, ohne Presse, ohne Feier. Zwanzig Jahre später stand es dann wieder Unter den Linden.
Friedrich der Große hat sein Blut nicht fortgepflanzt. Seine Stellung in unserer Vorgeschichte muss aber auf jeden seiner Nachfolger wirken als eine Aufforderung ihm ähnlich zu werden. Ihm waren zwei einander fördernde Begabungen eigen, des Feldherrn und eines hausbackenen, bürgerlichen Verständnisses für die Interessen seiner Untertanen. Ohne die erste würde er nicht in der Lage gewesen sein, die zweite dauernd zu betätigen, und ohne die zweite würde sein militärischer Erfolg ihm die Anerkennung der Nachwelt nicht in dem Maße erworben haben, wie es der Fall ist.
Otto von Bismarck
Das Denkmal stand wieder an seinem Platz, aber wo waren die Sarkophage? Ich hatte gehört, sie seien auf der Hohenzollernburg, wo sie meiner Meinung nach nicht hingehören. Daher wollte ich ein Filmplädoyer für ihre Rückführung nach Potsdam halten, wenn auch die Garnisonkirche, in deren Gruft sie aufbewahrt waren, nicht mehr stand. Halb war die Kirche bei einem sinnlosen Bombenangriff zerstört worden, die übrig gebliebene Hälfte hatte Ulbricht abreißen lassen. Nichts sollte mehr an Preußen erinnern.
Das Verhängnis der Müllerstochter. Sänge und Reime. Aus etlichen Jahrhunderten deutscher Volksdichtung ausgebuddelt und fürwitzig zurechtgemacht oder füglich neu erdacht so absichtlich umständlich wie witzig lautet der Titel des erstmals 1985 erschienenen Buchs von Gerhard Branstner, dem er einen hübschen Spruch vorangestellt hat: Scherz und Ernst sind wenig nütze ohne Heiterkeit als Stütze.
Wer sich nicht lustig macht, der nimmt ein schlimmes Ende, behauptet hier ein weiser Tor. Und recht hat er! Man sieht es ja an den Tränen der schönen Müllerstochter; vernimmt von Herrn Strunk, der sich erhunk; ahnts aus dem Amtsleben des Pflichtbürgers oder dem Klagelied einer Brombeerpflückerin. Wer dagegen mit dem Autor möchte, dass als wesentliche Form des Geistes uns die Heiterkeit bald leichter fällt auf dieser Welt, der wird aus diesem Büchlein vergnüglich erfahren, in welcher Weise Liebe und Leid mit Scherz und Ernst gepaart sein können.
Branstner, der sich auch immer wieder um die Weiterführung bewährter oder um die Wiederbelebung vergessener traditioneller Kunstformen bemüht, hat in seiner Version verschiedenste Themen und Formen, Motive und Stimmungen mehrhundertjähriger Volksdichtung erstehen lassen. Der Vorzug ist dem Sangbaren, Liedhaften gegeben - und all den kräftigen, deftigen, schaurigen oder witzigen Geschichten, die für das Vorlesen oder Vortragen noch besonderen Spaß versprechen.
Erstmals 1989 war als Band 220 der Reihe Spannend erzählt im Verlag Neues Leben Berlin der Science-Fiction-Roman Der Untergang der Telesalt von Alexander Kröger erschienen. Dem E-Book liegt die überarbeitete Auflage zugrunde, die 2013 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH Halle unter dem veränderten Titel Die Telesaltmission veröffentlicht wurde.
Irdische Raumfahrer stoßen auf der Suche nach erdähnlichen Planeten auf Spuren einer früheren Raumexpedition und auf Einheimische, die auf einer niedrigen Entwicklungsstufe stehen. Nach abenteuerlichen Ereignissen ergeben sich Schritt für Schritt Vermutungen, die in Sicht auf Zukunftsvisionen der Menschheit nachdenklich stimmen und sich auf überraschende Weise bestätigen. Wieder stellt Kröger dabei interessante, bedenkenswerte Bezüge zu irdischen Entwicklungen her.
Weihnachtszeit ist auch Spielezeit. Viele Anregungen dafür bietet das erstmals 1981 im Humboldt Taschenbuchverlag München erschiene Buch 174 + 1 Würfelspiele von Rita Danyliuk. Darin sind 500 Anregungen und Spielvorschläge gesammelt: Erprobte Spiele aus dem In- und Ausland, Glücksspiele und Denksportausgaben, lustige Rätsel und viele Gesellschaftsspiele zum Zeitvertreib auf Partys und im Urlaub oder eben auch zu Weihnachten. Wer weiß, wie unvergleichlich das eine oder andere Spiel, diese oder jene Scherzaufgabe eine anfänglich vielleicht noch ein wenig steife Erwachsenengesellschaft zu lockern vermag, wird auf den Seiten dieses preiswerten Buches vielfach den Schlüssel zu einem besonders gelungenen Beisammensein finden. Also spielen Sie mit! Denn kaum ist der Mensch menschlicher und glücklicher, als wenn er spielt
Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Erneut geht es um Fragen von Verführung und Verantwortung, Hoffnung und Widerstand.
1945 entstand das Schauspiel Was der Mensch säet von Friedrich Wolf, in dem der Autor auf erschütternde Weise die Abgründe und Spannungen einer Nation im Zweiten Weltkrieg zeigt. In einer Schneiderwerkstatt, inmitten von Uniformen und Kriegspropaganda, zeigt sich ein Kaleidoskop aus Angst, Verrat und moralischen Konflikten. Während die deutschen Truppen auf Moskau marschieren, ringen Menschen mit ihrer Verantwortung und der Verführung blinder Gefolgschaft.
Im Zentrum stehen persönliche Schuld, Mut und der Verlust von Menschlichkeit in einem System von Angst und Lügen. Wolf beleuchtet mit schonungslosem Blick, wie schnell persönliche Überzeugungen unter politischer Repression zerbrechen - und wie Hoffnung und Widerstand dennoch in Einzelnen überleben können.
Dieses Schauspiel ist ein zeitloses Werk, das die zerstörerische Ideologie und die inneren Kämpfe der Menschen im Angesicht von Macht und Unterdrückung sichtbar macht. Was der Mensch säet ist eine eindringliche Warnung vor den Folgen blinder Gefolgschaft und ein Appell an Gerechtigkeit und Verantwortung - damals wie heute.
Zwischen schwarzem Humor, alter Moritat und überraschender Pointe entfaltet Gerhard Branstner in diesen Versen eine ganz eigene, augenzwinkernde Sicht auf die deutsche Volksdichtung. Was spielerisch beginnt, führt oft mitten hinein in Abgründe von Liebe, Schuld und Verhängnis wie auch in der folgenden Leseprobe aus Das Verhängnis der Müllerstochter. Sänge und Reime. Aus etlichen Jahrhunderten deutscher Volksdichtung ausgebuddelt und fürwitzig zurechtgemacht oder füglich neu erdacht.
Die nasse Wahrheit
nach A. L. Karsch
13
Ein Ehemann von sanftem Wesen
ertrug sein Weib mit viel Geduld.
Ich bring mich um, so rief sie ständig,
und daran hast nur du die Schuld!
Er bat sie stets in sanftem Ton:
Hör auf mit dieser dummen Grille.
Doch sie schrie immer heftiger:
Das ist mein absoluter Wille!
Da blieb ihm keine andre Wahl:
Er trug sie an ein nahes Wasser.
Sie hörte bald zu schreien auf
und wurde blass und blasser.
Er ließ sie, ganz in seiner Art,
sanft fallen in das kühle Fließ
just da, wo es am tiefsten war,
damit sie sich nicht unten stieß.
Das, sprach er, war doch nur dein Wille.
Da rief sie in der Wassernot:
Mein lieber Mann, mach mich nicht tot,
glaub mir, es war nur eine Grille!
Dann war sie endlich stille.
Die Wahrheit ist die:
Das Weib schweigt nie.
Das Verhängnis der Müllerstochter
nach einer echten Moritat
14
In einem grünen Tale,
nicht weit vom tiefen Wald,
steht eines Müllers Mühle,
darin ein Kindlein lallt.
Und am Ende von dem Tal
rauscht ein großer Wasserfal.
Nach sechzehn, siebzehn Jahren,
da lallt das Kind nicht mehr.
Da ists ne ranke Jungfer,
die trällert froh umher.
Und am Ende von dem Tal
rauscht ein großer Wasserfal.
Ein Förster wollt sie freien,
der ihr die Liebe bot.
Ein Wilddieb kam gegangen
und schoss den Förster tot.
Und am Ende von dem Tal
rauscht ein großer Wasserfal.
Der Wilddieb, schön und heftig,
nahm sie in seinen Arm.
Da endigte sein Leben
ein Schuss von dem Gendarm.
Und am Ende von dem Tal
rauscht ein großer Wasserfal.
Sie glaubt, mit dem Gendarme
war sie aus allem Leid.
Doch in einem Gemenge
schlug ihn ein Räuber breit.
Und am Ende von dem Tal
rauscht ein großer Wasserfal.
Der Räuber nahm sie mit sich
auf seine Lagerstatt.
Da stahl sie ihm das Messer
und dolcht ihn, bis er matt.
Und am Ende von dem Tal
rauscht ein großer Wasserfal.
Nun sitzt sie bei der Mühle
und weint in sich hinein.
Wie kann nach so viel Liebe
man so alleine sein.
Und am Ende von dem Tal
rauscht ein großer Wasserfal.
Und am Ende
Der Gatte ging der Buhle kam oder Lindas Tränen
15
Ihr zarten Herzen, hört ein Trauerlied,
wenn mir dabei nicht Stimm und Atem flieht.
Ein Lied von all dem Kummer, Gram und Schmerz,
der traf der ungetreuen Linda Herz.
Fort ging der Gatte, und der Buhle kam.
Sie öffnet ihm, er in den Arm sie nahm.
Da kommt zurück, kommt schneller als er soll,
der eigne Mann. Er tritt herein wie toll.
Er zieht den Dolch, und sonder Wort und Scherz
stößt er ihn in des bösen Buhlen Herz.
Er starb, der feige Buhle, und sein Blut
ward noch geehrt mit Lindas Tränenflut.
Doch jedermann nennt ihn mit Schand und Graus.
Und damit ist auch die Romanze aus.
Mit ruhiger Spannung und psychologischer Feinzeichnung führt Alexander Kröger in dieser Szene aus Der Untergang der Telesalt mitten hinein in die Dynamik einer interstellaren Expedition, in der persönliche Gefühle und wissenschaftliche Verantwortung untrennbar aufeinandertreffen. Die folgende Leseprobe zeigt, wie eine einzige Entscheidung das Schicksal der gesamten Mission ins Wanken bringen kann.
Carlos und Lisa informierten über ihren Ausflug. Den Landeplatz in den zerklüfteten Bergen hätten sie ausgemacht. Doch dann riss Lisa die Berichterstattung völlig an sich, sie erklärte, sie habe Carlos beschwatzt, in Marys Dorf zu landen, und dort sei es ja noch armseliger als in Ziti. Der Sturm neulich habe viel verwüstet und auch Verletzte gefordert, und es gäbe gerade für sie als Ärztin dort eine Unmenge zu tun. Sie stelle aus all diesen Notwendigkeiten heraus den Antrag an die Schiffsleitung, sie auf Flora zurückzulassen, vorläufig bis zu einem Zeitpunkt, zu dem eine nachfolgende Expedition von der Erde eintreffe.
Nun war zunächst die Überraschung auf unserer, vor allem auf meiner Seite. Lisa forderte Entscheidungen, überraschend und unüberlegt, die sie taktvollerweise erst mit mir als ihrem langjährigen Gefährten hätte beraten sollen. Ich fühlte mich brüskiert und vor den Kameraden bloßgestellt. Friedrun hob ihren Blick nicht vom Teller.
Du spinnst!, sagte da Bruno. Ich betrachte das als eine ulkige Einlage zum gehobenen Abendessen. Er wurde ein wenig schärfer, als er merkte, Lisa wollte protestieren, und schnitt ihr das Wort ab. Darüber diskutieren wir nicht, Lisa. Die Verantwortung für die Mannschaft habe ich!
Lisa schmollte, aber sie hielt sich zurück.
Na, Friedrun, Sam, lasst eure Neuigkeiten schon los!, forderte da auf einmal Bruno, und er lächelte versöhnlich, offenkundig auch, damit Lisas Gerede wegen keine Verstimmung in die Runde drang.
Ich musste trotz allem lachen. So sehr sah man uns also das Mitteilungsbedürfnis an. Und in der Tat, ich brannte darauf, von unserer Entdeckung zu berichten. Fast hatte ich befürchtet, Lisa stähle uns die Schau.
Wir erzählten. Ich achtete darauf, dass wir uns ergänzten, dass Friedrun nicht in meinen Schatten geriet. Irgendwo hatten meine Gefühle an diesem Tag einen Knacks bekommen, und irgendwie begann ich Friedrun mit anderen Augen zu sehen, was ich wiederum in meinem Verhalten ihr gegenüber ausdrücken wollte, ungerichtet zunächst.
Selbst Lisa vergaß über unseren Bericht ihre Verstimmung. Es wurde hin und her spekuliert, gemutmaßt, geplant. Bruno mischte sich nur in inhaltliche Fragen.
Jedem am Tisch schien klar,- dass diese Entdeckung in der TELESALT unsere gesamte weitere Arbeit prägen, zu neuen Erkenntnissen führen würde, wir den Rest der Zeit der Anwendung dieser Erkenntnisse widmen würden.
Um so mehr schlug dann Brunos Vorschlag in die Runde ein. Also, begann Bruno, es wäre aus dem, was Friedrun und Sam hier vorlegen, ein Fazit zu ziehen. Ich schlage vor: Lisa, Sam und Friedrun sichern den Fund, führen alle notwendigen weiteren Untersuchungen in der TELESALT durch. Eine Woche wird es dauern, denke ich. Wir anderen arbeiten im Programm. Nach dieser Woche stoßen die drei wieder zu uns. Die Auswertung dessen, was da in den Kassetten liegt, nehmen wir auf dem Rückflug zur Erde vor. Ich bin bereit, dafür etwas später in die Anabiose zu gehen. Einverstanden?
Es herrschte Schweigen.
Inge, die noch an einem Toast knabberte, unterließ selbst das Kauen, da man es deutlich vernahm, so lastete die Stille.
Ich dachte über Brunos Worte nach, nachdem ich einen spontanen Protest unterdrückt hatte. Und nach wenigen Augenblicken wusste ich, dass ich mich wieder einmal der Logik seiner Argumente beugen würde. Verführen wir anders, entstände messbarer Schaden, während ein Nutzen äußerst zweifelhaft blieb. Ich vergrub also meinen anfänglichen Groll, hielt mich dennoch zurück, Bruno spontan zuzustimmen.
Spiel, Spannung und eine große Portion Würfelglück: Rita Danyliuk versammelt in der Sammlung 174 + 1 Würfelspiele eine Fülle origineller, leicht verständlicher Würfelspiele für jede Gelegenheit. Die folgende Leseprobe zeigt exemplarisch, wie aus einfachen Regeln überraschend viel Spaß und Wettbewerb entstehen.
Lukas bläst vom Turm
2-6 Spieler, 1 Würfelbecher, 3 Würfel
Zwei Würfel werden im Becher geschüttelt; dann wird das Ganze auf den Tisch gestülpt. Der dritte Würfel kommt auf den umgestülpten Becher - die Eins nach oben - und wird anschließend auf den Tisch gepustet. Die Augenzahlen der beiden Würfel im Becher werden addiert und mit der Augenzahl des gepusteten Würfels multipliziert.
Dix et dix
Beliebig viele Spieler, 3 Würfel
In jeder Runde wirft man mit drei Würfeln, deren Augenzahlen zusammengezählt werden. Bleibt die Summe unter 10, so werden noch 10 Punkte dazugespendet. Wer jedoch mehr als 10 Augenzahlen wirft, muss sich 10 davon abziehen lassen. Der Spieler mit der niedrigsten Augenzahl verliert.
Subtraktion
Beliebig viele Spieler, Papier und Bleistift, 3 Würfel
Reihum wird dreimal gewürfelt. Die Augenzahlen der einzelnen Würfe werden addiert und auf das Blatt geschrieben. Lässt sich die Summe des zweiten Wurfes von der des ersten abziehen und der dritte Wurf wiederum vom vorausgegangenen Ergebnis, so darf die Restzahl am Wettspiel teilnehmen.
Sieger ist, wer das kleinste Ergebnis hat; Verlierer, wer keine Subtraktion durchführen konnte.
Zwei-vier-sechs
Beliebig viele Teilnehmer, 3 Würfel
Es zählen nur die Zahlen 2, 4, 6; sie werden addiert. In einem Zuge darf dreimal gewürfelt werden. Verlierer ist, wer das niedrigste Ergebnis hat.
Aller guten Dinge sind 3
Beliebig viele Spieler, 3 Würfel
Es wird reihum gewürfelt; jedoch zählen nur die Dreier. Wer kann das beste Ergebnis vorweisen?
Pentagramm
Beliebig viele Spieler, 3 Würfel
Bei diesem Spiel zählen nur die gewürfelten Fünfen.
Bierdeckel-König
3 bis 8 Spieler, für jeden Spieler 10 oder mehr Bierdeckel, 3 Würfel
Vor Spielbeginn werden beispielsweise 10 Spielrunden vereinbart. Ein Mehr an Runden erfordert auch einen entsprechend größeren Bierdeckelvorrat. Der Gewinner eines Durchgangs kassiert nämlich von jedem Spieler einen Bierdeckel. Rundensieger ist, wer die höchsten Augenzahlen hat. Diese werden aus jeweils 3 Würfen berechnet:
- Würfe mit 3 verschiedenen Augenzahlen zählen nicht.
- Ein Wurf gilt, wenn 2 oder 3 Würfel dieselbe Augenzahl zeigen.
- Beim ersten Wurf werden die geworfenen Augenzahlen addiert, beim zweiten werden sie multipliziert, beim dritten nochmals addiert. Alle drei Summen werden schließlich zusammengezählt.
Wer nach Ablauf von 10 Runden die meisten Bierdeckel gesammelt hat, ist Bierdeckel-König und zahlt eine Runde.
Mit scharfem Blick und dramatischer Zuspitzung zeigt Friedrich Wolf, wie Ideologie, Angst und Verblendung in den Alltag eindringen und menschliche Vernunft ersticken. Die folgende Szene aus Was der Mensch säet verdichtet diese beklemmende Atmosphäre zu einem Moment, in dem Mut, Anpassung und Schuld unausweichlich aufeinanderprallen.
Anprobierraum im Herrenmaßgeschäft von PANNWITZ. Im Hintergrund Fenster mit Scheibengardinen. Rechts offener, großer Schrank mit auf Bügeln hängenden Anzügen. Links Zugang durch eine schwere Samtportiere. In der Mitte des Raums, etwas nach hinten, zwei bewegliche hohe Standspiegel (die in einen solchen Winkel zueinander zu stellen sind, dass man sich von allen Seiten betrachten kann). Mehrere Anprobierbüsten mit halb fertigen Herrenjacketts, eine Büste mit einem Generalswaffenrock. Ein Strohsessel und Taburetts. PANNWITZ nimmt bei dem Oberstudienrat LIPPE die erste Anprobe seiner neuen SS-Sturmführeruniform vor, während FRAU OBERSTUDIENRAT diesen bedeutsamen Akt überwacht und DER ALTE ANDRÄ, einen Uniformärmel über seiner Schulter, sich die Korrekturen seines Chefs, notiert. Der 20. Juni 1941.
PANNWITZ (um Lippe herumgehend): Man sollte nicht meinen, dass Herr Oberstudienrat jemals Zivilist waren; Herr Oberstudienrat sind in die Uniform wie hineingeboren!
LIPPE: Ich nehme diese Auszeichnung keineswegs für mich allein in Anspruch, lieber Pannwitz; ein Volk, das nicht in den Waffenrock hineingeboren wurde, wird niemals sein Lebensrecht sich erstreiten und behaupten können, (hebt seinen Arm) Mir scheint das rechte Armloch etwas zu eng.
PANNWITZ: Wird sofort behoben, (macht unter dem Arm einen Kreidestrich) Herr Oberstudienrat befehlen doch eine militärisch grade Schulter?
FRAU OBERSTUDIENRAT: Hören Sie, Pannwitz, mir kommts so vor, als habe mein Mann in der Uniform einen Buckel.
PANNWITZ (entsetzt): Aber gnädige Frau, solch ein Wort existiert in gar keiner Weise in dem Lexikon der Firma Pannwitz! Die Uniform sitzt wie angehaucht an der Plastik Ihres Gatten! Wenn Herr Oberstudienrat selbst kontrollieren wollen? (richtet die beiden Standspiegel ein)
LIPPE: Mir scheint der Rücken in Ordnung.
FRAU OBERSTUDIENRAT: In Ordnung? (zieht Lippe die Schultern zurück: streng) Steh grade, Wilhelm! Kopf hoch! Sehen Sie, wie jetzt die Uniform im Rücken Falten wirft!
PANNWITZ: Aber verzeihen, gnädige Frau, die natürliche Haltung von Herrn Oberstudienrat
FRAU OBERSTUDIENRAT (herrisch): Es handelt sich hier nicht um natürliche Haltung und nicht um Herrn Oberstudienrat, sondern um den Hauptsturmführer der SS Lippe; ich dulde da keinerlei Buckel!
LIPPE: Rege dich nicht auf, Hermine!
FRAU OBERSTUDIENRAT: Falls du ewig wie ein Schreibtischkuli aussehn willst, und falls man das hier nicht fertigbringt
DER ALTE ANDRÄ: Man bringt hier alles fertig, Madame; das wäre ja noch schöner! Aber wenn der Mensch 20 Jahre seinen Schreibtischbuckel hat und man boxt ihm dann in den Rücken. Dass er dasteht wie ein Denkmal
FRAU OBERSTUDIENRAT: Wer steht hier wie ein Denkmal?!
PANNWITZ: Wir werden den Rücken umarbeiten, Andrä!
DER ALTE ANDRÄ: Nee, nee, Herr Pannwitz, alles was recht ist, wir haben doch auch unsre Prinzipien. Ich meine, wenn einer, der seinen kleinen Zivilbuckel hat, plötzlich stramm steht, dass der Rock hinten Falten wirft, so sagt der alte Andrä, das ist unnatürlich, das hält der Mensch vielleicht ne Viertelstunde aus, aber nicht sein ganzes Leben; und wenn der Mensch dann wieder natürlich steht, ritschratsch, platzt der Rock aus den Nähten; auch so ein Rock hat da seine Prinzipien!
LIPPE: Hören Sie, alter Freund, Sie sind ja offenbar ein ganz großer Philosoph; bloß Ihre Weisheit von den natürlichen Prinzipien ist ein bisschen vermottet. Heute weht ein anderer Wind, und es wird bald noch ganz etwas andres aus den Nähten platzen.
DER ALTE ANDRÄ: Wohl wieder so 'ne kleine Überraschung?
FRAU OBERSTUDIENRAT: Ja, da werden die Schneiderlein Mund und Nase aufsperren!
PANNWITZ (vertraulich); Oh, ich verstehe
LIPPE: Was verstehen Sie?
PANNWITZ: Es dürfte Herrn Oberstudienrat bekannt sein, dass mein Sohn Dieter als Leutnant einer Panzertruppe im Westen stand; gestern traf er mit seinem Regiment ganz unerwartet hier ein, nachdem das Unternehmen Seelöwe gegen England abgeblasen wurde und stattdessen
LIPPE (nervös): Lassen wir das! Machen Sie, dass der Rock sitzt, stramm und dauerhaft, und Tempo, Tempo! (hat den Waffenrock ausgezogen)
DER ALTE ANDRÄ: Donnerschlag, auch der General Westernhagen will seine Uniform in drei Tagen haben; da soll wohl mal wieder ne ganz große Naht platzen?
PANNWITZ: Gehen Sie, Andrä, und setzen Sie noch einen guten Rockschneider dran!
DER ALTE ANDRÄ mit Rock links ab
LIPPE (scharf): Hören Sie, Pannwitz, wenn Ihr Sohn mit seinem Panzerregiment hier an die Ostgrenze geworfen wurde, so rate ich Ihnen dringend, Ihre Weisheit nicht in alle Welt hinauszuposaunen!
PANNWITZ: Aber, Herr Oberstudienrat, jeder kann doch mit eigenen Augen sehen, wie in der letzten Woche eine Division nach der andern hier eintrifft.
LIPPE (ihn fixierend): Und das Unternehmen Seelöwe gegen England wieso ist das abgeblasen? Mein Lieber, das sind so wohl die Weisheiten des Sanitätsrat Dr. Feld!
PANNWITZ (erschrocken): Ich habe mit dem Herrn Sanitätsrat, seitdem sein Sohn ins KZ kam, nicht das allergeringste mehr zu tun.
FRAU OBERSTUDIENRAT (die einen Sommerstoff in einem Regal betrachtet, großspurig): Ja, das wissen allerdings nur gewisse Kreise. Diesen Sommer werden wir wohl in ein anderes Seebad gehn als nach Zoppot. Ich brauchte solch einen eleganten, wärmeren Herrenstoff, Pannwitz: denn in Riga oder Petersburg ist es am Strande doch wohl etwas kühl?
LIPPE: Hermine, ich bitte dich entschieden!
GENERAL WESTERNHAGEN in Zivil mit seinem Sohn, dem Leutnant THILO, ist durch die Portiere eingetreten
GENERAL: Verzeihung, ich traf niemanden im Laden
PANNWITZ: Meine jungen Leute liefen wohl alle unsern Panzermännern entgegen, Herr General.
GENERAL: Falls ich störe
LIPPE: Durchaus nicht, Herr General. Unsre Verrichtung hier ist beendet.
GENERAL (sich verbeugend): Gnädige Frau! (vorstellend) Dies mein Jüngster, Thilo! Kam gestern gänzlich unerwartet mit seinem Regiment hier an. Ist ja ein mächtiger Umtrieb im Städtchen, man erwartet so allerhand.
LIPPE: Ich denke, Herr General werden nicht allzu lange mehr zu warten haben!
GENERAL: Habe mich dafür reaktivieren und meine alte Rüstung etwas modernisieren lassen, (nimmt Anprobepuppe mit Generalsuniform) Da hängt sie ja! Stammt noch aus dem I. Orlog. Thilo will kontrollieren, ob alles vorschriftsmäßig ist. Wir Alten sind da noch etwas zurückgeblieben.
LIPPE: Ich zweifle nicht, diesmal wird auch Herr General von der Größe des Unternehmens mitgerissen werden!
FRAU OBERSTUDIENRAT: Ja, wir alle sind schon Feuer und Flamme und treffen grade unsre letzten Vorbereitungen!
THILO: Was sagte ich dir, Vater: Das ganze Volk ist wie ein Mann bereit!
GENERAL: Nun, gebe Gott, dass es auch diesmal gut geht!
LIPPE: Wer kann daran zweifeln? Wenn das Genie und die weitgespannte Großschau des Führers die Sache anpackt, so wird auch Gott dazu ja sagen müssen. Gestatten Herr General, dass ich mich verabschiede!
LIPPE und FRAU OBERSTUDIENRAT links ab
PANNWITZ (nimmt die Generalsuniform von der Büste und hilft Westernhagen, der seinen Zivilrock abgelegt hat, in den Waffenrock): Darf ich gehorsamst bitten, Herr General? Ich denke, Herr General sind jetzt, soweit es in meinen schwachen Kräften steht, marschbereit!
GENERAL: Wie findest du die alte Rüstung. Thilo?
THILO: Durchaus vorschriftsmäßig. Papa! Wenn die Ordensspange und dein altes EK I. darauf ist, so siehst du in dem Waffenrock direkt erstklassig aus, direkt menschlich.
GENERAL (lächelnd): Und vorher in Zivil, was war ich da?
PANNWITZ (an dem Waffenrock mit einigen Kreidestrichen korrigierend); Herr Leutnant wollten wohl sehr richtig bemerken, dass ein Mensch ohne Uniform sich sozusagen präsentiert wie eine Zigarre ohne Bauchbinde und eine Weinflasche ohne Etikett; es kann Wasser oder noch etwas Schlimmeres in der Flasche sein.
GENERAL: Siehst du, Thilo, so eine Flasche war dein Papa!
PANNWITZ (bestürzt): Herr General
GENERAL: Schon gut, Pannwitz; aber wissen Sie, so wie mein Thilo hier ein scharfer Kommissknopf ist, ebenso kann mein Ältester, der Manfred, der Flieger, nicht schnell genug auf Urlaub die Uniform ausziehen und sich ins Räuberzivil werfen.
THILO (gereizt): Aber kann Manfred sich denn erlauben, defaitistische Ansichten über unser hiesiges Unternehmen im Osten zu vertreten, Ansichten, die kaum von ihm selbst stammen dürften, Papa!
GENERAL: Sondern?
THILO: Von jenem mehr als zweifelhaften Volksgenossen, dem Manfred heute einen Besuch abstattete
GENERAL: Wem?
THILO: Jenem Sanitätsrat Dr. Feld!
GENERAL: Was ist schon dabei, wenn er dem alten Herrn, der manche Nacht als Arzt bei euch Buben am Bett saß und euch zur Beruhigung Märchen und Geschichten erzählte
THILO (scharf): Und heute erzählt er hier andre Geschichten: dass die Sache wenn es gegen Russland gehe schlimm auslaufen werde.
PANNWITZ: Unerhört! Da versteht man, weshalb sein Sohn ins KZ kam!
THILO: Und dem Alten hat die HJ heute früh die Fenster eingeworfen; ich denke, bevor das Unternehmen Barbarossa steigt, muss man all diesen Miesmachern und Verrätern gründlich das Maul stopfen!
PANNWITZ (erregt): Wie, glauben Herr General, werden wir in einem Monat in Petersburg und Moskau sein?
GENERAL (streng): Ich halte es in Ihrem Interesse für zweckmäßig, Herr Pannwitz, diese mehr als indiskrete Frage nicht gehört zu haben!
PANNWITZ (bestürzt): Nein, Herr General haben in der Tat diese Frage nicht gehört
Von links durch die Portiere schnell Pfarrer KRANZ, der Sanitätsrat Dr. FELD mit sich zieht. Dr. FELD ist ein 70-jähriger leicht gebeugter Mann mit weißem Haar und Knebelbart; er trägt einen grauen Gehrock und geht an einem Stock
KRANZ (atemlos): Hier können Sie sich vorerst sicher fühlen, Herr Sanitätsrat, und ein wenig verschnaufen! (drückt ihn in den Sessel) Sie gestatten doch, Herr Pannwitz?
PANNWITZ: Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf
KRANZ: Herr General, es hat meiner ganzen Autorität als Pfarrer bedurft, um unseren alten Doktor vor Misshandlungen durch eine entfesselte Jugend zu bewahren!
THILO: Vielleicht können Sie uns sagen. Herr Pfarrer, wodurch die Jugend so entfesselt war?
KRANZ: Ich weiß nicht, welchen Anlass der Herr Doktor gab; ich weiß nur, dass Herr Doktor vielen dieser Jungens als Arzt das Leben rettete, dass er
Dr. FELD (aufstehend): Lassen Sie das, lieber Herr Pfarrer, das alles war einmal.
THILO: Gut, dass Sie wenigstens das erkennen, Herr Doktor, dieses: Das war einmal! Denn heute leben wir in einer anderen Zeit, in einer gewaltigen Zeit, in einer deutschen Zeit, deren Gesicht und Gestalt für die nächsten tausend Jahre der Führer bestimmt! Und wer sich durch feiges oder böswilliges Geschwätz dagegenstellt, der wird zerschmettert!
Dr. FELD (ruhig): Mag sein, ich werde zerschmettert werden; doch ich fürchte, ich werde da nicht der einzige sein.
THILO: Toll, so was!
PANNWITZ: Herr Doktor, ich muss Sie bitten, solche Reden in keiner Weise hier in meinem Geschäft zu führen!
GENERAL: Sie sollten begreifen, Herr Doktor, dass es heute nicht um irgendeine persönlich zu vertretende Ansicht geht, sondern um das ernste Schicksal unsres Volkes!
Dr. FELD: Gewiss, Herr General, um das ernste Schicksal unsres Volkes.
THILO: Von dem sich gewisse Russlandfreunde, Verräter und Konzentrationslagerinsassen von selbst ausschließen!
Dr. FELD: Falls Sie, Herr Leutnant, gewisse Konzentrationslagerinsassen mit Verrätern identifizieren, so irren Sie meiner Meinung nach; und falls Sie etwa auf meinen unglücklichen Sohn zielen sollten
PANNWITZ (durch die Portiere schauend): Um Himmels willen schweigen Sie!
KRANZ: Davon war doch nicht die Rede, Herr Doktor!
Dr. FELD: Grade davon war die Rede, nicht wahr, Herr Leutnant! (bewegt) Und grade weil ich alter Mann mit wundem Herzen fühle, wie sehr es in diesem Augenblick um das Schicksal unsres Volkes geht, wie sehr mein in dem Konzentrationslager verstorbener Sohn
THILO: Bei dem Russlandbroschüren gefunden wurden
Dr. FELD: Der sogar das Verbrechen beging, an ein friedliches Leben dieser beiden Völker zu glauben jawohl, und weil ich jetzt an der Ostgrenze unsres Landes täglich Divisionen um Divisionen von uns aufmarschieren sehe
THILO: Wollen Sie das nicht noch lauter hinausschreien!
Dr. FELD (mit zunehmender Erregung): aufmarschieren sehe zu einem Zweifrontenkrieg Herr General, Sie werden aus dem ersten Weltkrieg bestätigen, was das bedeutet dazu noch der Kampf gegen diesen neuen, gigantischen Gegner Herr General, um alles in der Welt, jede vernünftige Überlegung muss Ihnen doch sagen
GENERAL: Ich habe nach Befehlen zu handeln, Herr Doktor, und nicht nach Vernunftgründen.
Dr. FELD: Herr General, wir beide sind alt genug, um zu wissen, dass kein noch so mächtiger Befehl die menschliche Vernunft aus der Welt schaffen kann; und wo ein Volk glaubt, auf das Licht der Vernunft verzichten zu müssen
Draußen Stimmen und Lärm
PANNWITZ (durch die Scheibengardinen am hinteren Fenster spähend): Mein Gott, man sucht Sie, Herr Doktor!
THILO: Jetzt kann er seine Reden da draußen halten!
KRANZ: Das wäre der Tod!
Dr. FELD (nimmt seinen Hut und Stock): Meine Herren, zu einem Siebzigjährigen kommt der Tod nur noch als Freund.
MARGA und GERD schnell von links
MARGA (zu Pannwitz): Vater, hörst du nicht? Die HJ rennt durch die Straße und ruft: Heraus mit dem Russendoktor! Heraus mit dem Volksverräter!
GERD: Da ist er ja!
MARGA: Still, Gerd!
PANNWITZ: Kein Wort, Junge! Mein Haus wäre für immer geschändet, wenn man erführe
MARGA: Schnell, Herr Doktor, kommen Sie mit nach oben! Sie waren doch unser Hausarzt, haben mich schon als Kind behandelt; ich leide seit Tagen an starker Migräne; Sie können mich oben in der Wohnung untersuchen.
PANNWITZ (an der Portiere): Unmöglich! Man dringt schon ins Haus! Marga, Gerd, weg von hier! Hinauf zur Mutter!
MARGA und GERD ab
PANNWITZ: Doktor, hierher, schnell! (drängt ihn zum Wandschrank)
Dr. FELD: Lassen Sie mich! Für dieses Spiel bin ich zu alt!
KRANZ (erregt): Denken Sie an die Jugend da draußen, Doktor! Geben Sie keinen Anlass, dass die Jugend ein Verbrechen begeht! (drängt ihn ganz in den Schrank hinein)
Draußen wachsender Lärm
PANNWITZ (außer sich): Das Renommee meiner alten Firma! Meine Herren, wir alle können in den Skandal mit hineingerissen werden, falls wir nicht
Oberstudienrat LIPPE tritt schnell durch die Portiere
LIPPE (nach draußen rufend): Das Haus sofort verlassen! Auf der Straße warten! (zu den andern, während der Lärm nachlässt) Meine Herren, eine mehr als peinliche Angelegenheit in ein Haus dieser Straße soll sich jener besagte Dr. Feld geflüchtet haben; (vor Kranz) vielleicht kann Herr Pfarrer uns berichten, wohin jenes Individuum sich begeben hat?
GENERAL: Herr Oberstudienrat, ich nehme an, die Auffindung von Flüchtlingen ist die Aufgabe andrer Staatsorgane als des Herrn Pfarrers! Sie gestatten zudem, dass ich meine Anprobe hier beende!
LIPPE: Verzeihung, Herr General, es liegt mir völlig fern, Ihre Person in diese Sache mit hineinzuziehen. Gestatten Sie, dass ich mich verabschiede! (mit zackigem Gruß ab)
PANNWITZ (fassungslos): Mein Gott, wohin bloß mit ihm? (nimmt eine helle Sportjacke von einer Büste) Vielleicht sollte er sich irgendwie umkleiden?
Dr. FELD (aus dem Schrank tretend): Meine Herren, geben Sie sich bitte keine Mühe; ich gehe, wie ich bin.
KRANZ: Und wenn man Sie verhaften wird?
Dr. FELD: Ich werde Sie nicht verraten, meine Herren, seien Sie unbesorgt; aber ich werde meine ernste Sorge und meine Warnungen nicht unterdrücken können.
THILO: Warnungen?
Dr. FELD: Auch Sie, Herr Leutnant, sind kein Kind mehr; Sie verstehen sehr wohl, dass dieser gewaltige Aufmarsch unsrer Truppen an der Ostgrenze nicht Manöverzwecken dient. Gewiss, wir haben einen Vertrag mit unsrem großen Nachbarn; aber wir haben schon einmal einen Vertrag zerrissen wie einen Fetzen Papier; das war anno 1914, nicht wahr, Herr General, und es ist uns damals sehr schlecht bekommen.
GENERAL: Man kann das Heute nicht mit dem Gestern vergleichen!
Dr. FELD: Nein, diesmal wird es wesentlich schlimmer ausgehen.
GENERAL: Sie werden sich um Kopf und Kragen reden, Doktor!
Dr. FELD: Sie sind Soldat, Herr General; gestatten Sie auch einem Zivilisten, dass er bei wichtigen Anlässen seinen Kopf einsetzt für seine Meinung.
GENERAL: Als Einzelner gegen 80 Millionen Herr Doktor, das ist nicht Mut, das ist heller Wahnsinn!
Dr. FELD: Es wäre gewiss gut, Herr General, wenn wir einzelnen heute 100 000 oder 10 000 wären; es wäre gut, wenn wir hier zehn Männer der Vernunft und des Bekennermutes wären
GENERAL: Ich muss doch bitten!
Dr. FELD: Vielleicht sind wir deren zehn, Herr General; gut, so werde ich unter diesen zehn sein; wenn es aber nur einer ist, so werde ich dieser eine sein! (geht nach links)
KRANZ (ihm den Weg vertretend): Herr Doktor, Sie rennen in Ihren Tod!
PANNWITZ (durch das Fenster spähend): Die Straße ist jetzt frei! Herr Sanitätsrat, Sie verstehen, ich hege gegen Sie als unsern alten Hausarzt nur angenehme Gefühle; aber die heutige Zeit, meine Existenz
Dr. FELD: Ich verstehe, ich verstehe (will hinaus)
GENERAL: Vielleicht sollten Thilo und ich mit Ihnen gehen?
Dr. FELD: Es lohnt sich nicht, Herr General, vielen Dank!
THILO: Papa, meine Ehre und die Ehre unserer Familie erlaubt es mir nicht
GENERAL (nachdenklich): Es dürfte natürlich sehr unangenehme Folgen für unsre Familie haben; zudem benötigt die Nation grade jetzt jeden erfahrenen Offizier (unwillig) Weshalb konnten Sie auch Ihren Mund nicht halten, Doktor? Sie selbst haben sich diese Suppe eingebrockt! Wie heißt es doch noch, Herr Pfarrer: Was der Mensch säet
KRANZ: Das wird er ernten!
Dr. FELD (über die andern hinwegschauend): Ja was der Mensch säet, das wird er ernten! (plötzlich) Denken Sie daran, meine Herren, denken Sie daran! (er hat seinen Hut aufgesetzt)
KRANZ: Einen Augenblick, Doktor! Beruhigen Sie sich, Sie sind zu erregt; Sie werden draußen Ihre Zunge nicht im Zaume halten können! Ich würde Sie wirklich gerne begleiten; aber auch ich gehöre mir nicht alleine, Sie verstehen; meine Gemeinde hat ebenfalls Anspruch auf mich!
Dr. FELD: Möge es Ihnen und Ihrer Gemeinde stets gut gehen, Herr Pfarrer! Und nun lassen Sie mich hinaus, meine Herren, lassen Sie mich zu meinem Sohn (er geht hinaus, während alle zurücktreten)
PANNWITZ: Mir scheint, er ist völlig wahnsinnig!
GENERAL (ihn haltend): Ruhe, Herr Pfarrer! Auch Sie retten ihn nicht!
Draußen wilder Lärm, Johlen, heulende Stimmen
KRANZ: Sie werden ihn totschlagen!
PANNWITZ: Er hat es nicht anders gewollt. Jedenfalls wir haben mit dieser Sache nichts zu tun!
In der Überschrift des heutigen Newsletters ist von einem großen König die Rede. Gemeint ist der Alte Fritz, Friedrich der Zweite oder auch Friedrich der Große genannt.
Der große König war aber auch der Titel eines deutschen propagandistischer Monumentalfilm von Veit Harlan (1899 bis 1964) aus dem Jahr 1942. Der Film wurde im Auftrag von Joseph Goebbels gedreht und sollte während des Zweiten Weltkriegs zum psychologischen Aufbau der Bevölkerung dienen. Der Film wird als letzter der sogenannten Fridericus-Rex-Filme gezählt, Historienspielfilme um die Person des preußischen Königs Friedrich II. zwischen 1923 und 1942. Und zumindest für die ältere Generation erklärt dieses Werk auch zum Teil die ablehnende Haltung der DDR-Führung gegen Preußen und auch gegenüber Friedrich dem Zweiten persönlich.
Die Handlung des 118-Minuten-Streifens spielt laut Wikipedia zwischen 1759 und 1763: In der Schlacht bei Kunersdorf flieht die preußische Armee vor der österreichischen Übermacht und wird vollständig zerschlagen. Preußens König, Friedrich II., genannt der Große, ist verzweifelt. Sein persönliches Umfeld rät zur Kapitulation, doch der Monarch entscheidet sich für den Kampf bis zum Sieg, allen Widrigkeiten und persönlichen Schicksalsschlägen zum Trotz. Und diese Haltung war ganz im Sinne der nationalsozialistischen Auftraggeber.
Die Uraufführung von Der große König fand am 3. März 1942 im Berliner Ufa-Palast am Zoo statt. Zu diesem Zeitpunkt stand Deutschland im Krieg nicht nur mit Großbritannien, sondern auch mit der Sowjetunion und mit den USA. Angesichts des deutschen Scheiterns in der Luftschlacht um England und beim Blitzkrieg gegen die Sowjetunion wich in der deutschen Bevölkerung der Glaube an ein rasches Kriegsende erster Skepsis. Eine Reihe erster Luftangriffe auf deutsche Städte hatte die Verwundbarkeit der Zivilbevölkerung demonstriert. Drei Wochen nach der Premiere kennzeichnete der britische Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 den Beginn des Flächenbombardements deutscher Städte. Obwohl der Krieg zur Zeit des Filmstarts trotz allem nicht verloren schien, nahm die Jetzt-erst-recht-Haltung des Großen Königs die Durchhalteparolen der späteren Kriegsjahre bereits vorweg. Das Publikum wurde auf eine längere Kriegsdauer und kommende Härten eingestimmt.
Unmittelbar nach der Kapitulation der Wehrmacht des Deutschen Reiches im Jahr 1945 wurde die Aufführung des Films vom Alliierten Kontrollrat verboten. Die Auswertungsrechte hält die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung inne. Für eine leicht gekürzte Fassung von 116 Minuten Länge liegt eine FSK-Freigabe vor: freigegeben ab 12 Jahren.
Und hier noch einige Information zu der aufwändigen Produktion dieses durchaus perfekt gedrehten Propagandafilms: Mit Produktionskosten von 4.779.000 Reichsmark zählte Der große König zu den bis dahin teuersten Filmen des NS-Regimes. Veit Harlan, der 1940 auch den antisemitischen Hetzfilm Jud Süß gedreht hatte, notiert in seinen Memoiren, er habe bei den Schlachtszenen über echte Soldaten und 5.000 Pferde verfügen können.
Auch der Hauptdarsteller war damals ein alter Bekannter und eine große Berühmtheit in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus: Otto Gebühr spielte hier das letzte Mal die Rolle des Preußenkönigs. Ursprünglich war für diesen Film Werner Krauß vorgesehen, da Gebühr bereits zu alt erschien. Allerdings befürchtete man, dass das Publikum eine Umbesetzung der Rolle nicht akzeptieren würde.
Der große Vorteil des am 29. Mai 1877 in Kettwig/Ruhr geborenen Schauspielers war seine verblüffende Ähnlichkeit mit Friedrich dem Großen, und so fand er die Rolle seines Lebens in zahlreichen Filmen, die zunächst antirepublikanisches, nach 1933 nationalsozialistisches Gedankengut transportierten. Gebühr spielte diese Rolle erstmals in dem 1919 gedrehten Film Die Tänzerin Barberina. Im darauffolgenden Jahr begannen bereits die Dreharbeiten zu dem vierteiligen Film Fridericus Rex, in dem die Geschichte des Preußenkönigs erstmals im Mittelpunkt stand. Die Rolle des Preußenkönigs bestimmte seine gesamte Laufbahn als Filmschauspieler. 1938 erhielt er den Titel Staatsschauspieler. Während des Dritten Reiches galt er als unabkömmlicher Kulturschaffender und wurde 1944 von Joseph Goebbels auf die Gottbegnadeten-Liste der unverzichtbaren Künstler gesetzt. Gebühr stand damit auf dem Höhepunkt seiner Karriere und war neben Heinz Rühmann, Hans Albers und Heinrich George eine der bestverdienenden und berühmtesten deutschen Schauspielgrößen.
In einer bei LeMo (Lebendiges Museum Online) nachzulesenden Biografie (https://www.dhm.de/lemo/biografie/otto-gebuehr) heißt es zu Gebühr und Friedrich der Große unter der zeitlichen Angabe ab 1920: Die unverkennbare physiognomische Ähnlichkeit Gebührs mit Friedrich II. in Adolph von Menzels Gemälde Flötenkonzert in Sanssouci (1852) prädestiniert ihn geradezu für die Rolle des Preußenkönigs. Fortan wird er auf die Verkörperung Friedrichs II. in 16 Spielfilmen und zahlreichen Bühnenauftritten festgelegt. In der Weimarer Republik, in der er zu einem der renommiertesten Film- und Theaterschauspieler avanciert, betreibt Gebühr im Kostüm Friedrichs II. Wahlpropaganda für rechte Parteien. Der entstehende Gebühr-Kult setzt den Schauspieler mit dem Preußenkönig gleich und feiert ihn als Inkarnation heroischen Preußentums. Die Beschwörung dieser glanzvollen Epoche preußisch-deutscher Geschichte dient konservativen und radikalen Rechten zur Aufwertung des Selbstwertgefühls nach der Schmach des Versailler Vertrags.
Und unter der Jahreszahl 1933 liest man: Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme lässt sich Gebühr bereitwillig in die Propagandamaschinerie einspannen und gibt weiterhin in zahlreichen NS-Filmen und Auftritten den ersten Nationalsozialisten, wie Propagandaminister Joseph Goebbels Friedrich II. bezeichnet hat. Und vielleicht ist diese Bezeichnung eine Erklärung für die Abneigung der frühen DDR-Führung gegenüber dem Preußenkönig?
Nach 1945 wurde Otto Gebühr mit Auftrittsverbot belegt; einige seiner Filme wurden indiziert. Ab 1947 trat Gebühr wieder im Theater auf. Bis zu seinem Tod spielte er in Unterhaltungsfilmen, vor allem Heimatfilmen, so auch wieder unter der Regie von Veit Harlan.
Der Schauspieler verbrachte die Sommer lange Jahre in Kloster auf Hiddensee, in der Nähe des Feriendomizils von Gerhart Hauptmann. Er besaß auf Hiddensee ein Sommerhaus.
1947 kehrt Gebühr nach seiner Entnazifizierung an der Seite der Bühnen- und Filmschauspielerin Lil Dagover (1887 bis 1980) in der Komödie Der Kirschgarten von Anton Tschechow in der Berliner Komödie ans Theater zurück. Dagover zählte zu den führenden deutschen Stummfilmschauspielerinnen und wirkte zwischen 1916 und 1979 in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Auch während der Zeit des Nationalsozialismus blieb Dagover ein gefeierter UFA-Star, der in den Jahren 1933 bis 1944 mit insgesamt 23 Rollen zu den bekanntesten und beliebtesten Leinwanddarstellern des deutschen Films dieser Zeit gehörte. Obwohl die Nationalsozialisten sie hofierten, tat sie sich politisch nicht hervor. 1937 wurde ihr der Titel Staatsschauspielerin verliehen, und 1944 erhielt sie für ihren Einsatz bei der Truppenbetreuung und ihre Auftritte in Fronttheatern das Kriegsverdienstkreuz. Sie stand 1944 auf der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.
Zurück zu Otto Gebühr, der ab 1950 Gastspielreisen unternahm und kauzige Gesellen und heiter vergreiste Eigenbrötler in Heimatfilmen wie Melodie des Schicksals (1950) und Grün ist die Heide (1951) verkörperte.
Otto Gebühr starb vor 71 Jahren am 13. März 1954 in Wiesbaden vor dem Abschluss der Dreharbeiten zu dem Film Rosen-Resli, der sehr frei nach der Novelle Rosenresli von Johanna Spyri gedreht wurde, an einem Herzinfarkt. In seiner letzten Filmrolle spielte er den alten Gärtner Jakob, von dem Resi das Rosenzüchten lernt. Otto Gebühr wurde auf dem Sophien-Friedhof III in Berlin-Gesundbrunnen beigesetzt. Sein Grab war bis zum Jahr 2014 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet. Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.
Soweit ein längerer Ausflug in die deutsche Geschichte und in die deutsche Filmgeschichte. Im Übrigen kann man sich selbst ein Bild von dem Film Der große König und der Darstellungskunst von Otto Gebühr machen. Bei Amazon ist die DVD Der große König käuflich zu erwerben.
Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Die nächsten Sonderangebote für die nächste Woche sind schon ausgesucht und verpackt und warten auf die winterfesten Lastkraftwagen.
Zu diesen Sonderangeboten gehört der erstmals 1985 im Mitteldeutschen Verlage Halle-Leipzig erschienene Wissenschaftlich-fantastische Roman Souvenir vom Atair von Alexander Kröger: Wally 327 Esch entdeckt auf der Venus als einzige Überlebende einer Rettungsexpedition das geborstene Raumschiff, und sie findet Dirk, ihren Lebensgefährten, aus dessen toter Hand sie ein Souvenir entnimmt, das, so glaubt sie, für sie bestimmt ist. 18 Jahre hütet sie das Geheimnis dieses Geschenks. Dann berichtet sie dem Sohn Mark von der Operation in einem verlassenen Urwaldhospital und von Bea, einem Mädchen mit Tigeraugen und vier Fingern an jeder Hand, ... Sie bürdet damit dem jungen Mann eine Verantwortung auf, die er allein nicht tragen kann.
Alexander Kröger richtet in seinem Buch von 1985 in einer mitreißenden Handlung - in Sicht auf heutige Realitäten und Tendenzen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung - das Augenmerk des Lesers auf die Verantwortung der Menschen für ihre Zukunft.
Und so eher unspektakulär beginnt das Buch, in dem wir auf der ersten Seite Mark kennenlernen:
Ein gedämpftes Gongschwingen beendete den Unterricht. Wenige Minuten danach verließen die Schüler das alte schmucklose Gebäude, verließen es so, wie alle Schüler dieser Erde Schulen verlassen, lachend, schwatzend, gemessen die einen, eilig andere.
In einer sich laut unterhaltenden Gruppe von Mädchen und Burschen schritt ein junger Mann, der auffiel. Er schien ein wenig schlanker noch als andere, schlaksiger. Sein Kopf war deutlich größer als der seiner Altersgenossen. Das Gesicht des jungen Mannes war so glatt, wie es keine, auch nicht die sorgfältigste Rasur zuwege brachte. Ihm fehlte jeglicher Bartwuchs.
Der junge Mann schritt weit ausholend, wiegend. An den Gesprächen beteiligte er sich nur gelegentlich. In der linken Hand trug er den Aufzeichner. Als er mit der rechten ein Insekt von der Stirn strich, tat er das mit einer vierfingrigen und daher überschlanken Hand ...
An einer Kreuzung der Parkwege verharrte die Gruppe. Die jungen Leute verabschiedeten sich mit Floskeln wie: Bis heute Nachmittag, ... bis morgen!, Nein, ich gehe schwimmen. Eine Anzahl wollte sich am Strand treffen.
Jemand fragte den jungen Mann: Luchs, gehst du auch baden? Nicht am schwarzen schweren Zopf, sondern an der Stimme erkannte man, dass es ein Mädchen fragte.
Er blickte sie aus Augen an, die den Spitznamen sofort verständlich machten. Diese Augen hatten eine goldgeflammte Iris und einen kleinen senkrechten Pupillenschlitz. Aber etwas Gefährliches wie bei einem Raubtier lag nicht im Blick, eher etwas Erhabenes, weit abgewandtes, etwas Anziehendes, Sanftes auch. Ja, antwortete er leise, zögernd.
Holst du mich ab?
Er schüttelte den Kopf. Wir treffen uns unten an unserer Stelle.
Sie standen sich gegenüber, allein gelassen. Die anderen waren ihrer Wege gegangen.
Also, sie fasste flüchtig seine Hand. Um drei! Sie lächelte ihn an. Bis nachher, Mark! Flott schritt sie davon, schlenkerte mit der Tasche.